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@grar.de Aktuell - 24.09.2002

Greenpeace: Hormonchemikalie belastet Lebensmittel - Behörde deckt Pestizidskandal

Greenpeace droht mit Klage gegen Biologische Bundesanstalt


Hamburg (agrar.de) - Eine Blockade bei der Aufdeckung gefährlicher Stoffe wirft
Greenpeace der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft
(BBA) vor. Die Behörde in Braunschweig verweigert die Auskunft, welche
Pestizide durch Beimischung der Dauergifte Nonylphenol und Alkylphenolethoxylate
(APEO) besonders gefährlich sind. Greenpeace hat die BBA daher heute durch einen
Rechtsanwalt aufgefordert, die Namen der Pestizide zu nennen, und den Gang zum
Gericht angedroht. Das Dauergift Nonylphenol wurde im April erstmals in
Lebensmitteln entdeckt. Das Forschungszentrum Jülich (NRW) fand den hormonell
wirksamen Stoff unter anderem in Schokolade, Wurst und Babynahrung. Tomaten und
Äpfel enthielten die stärksten Belastungen. Sie wurden vermutlich mit
APEO-haltigen Pestiziden gespritzt.

'Verbraucher und Anwender müssen dringend vor diesen Dauergiften geschützt
werden', fordert Manfred Krautter, Chemie-Experte von Greenpeace. 'Die BBA muss
mit den Namen rausrücken. Dann brauchen wir sofort ein Verbot dieser Dauergifte in
allen Produkten mit Lebensmittelkontakt. Sie dürfen auch nicht so verwendet
werden, dass sie in die Umwelt gelangen können.'

Die BBA verweigert bisher die Bekanntgabe der Pestizide 'aus Gründen der
Vertraulichkeit' gegenüber den Herstellern. Sie hält die Daten nach Ansicht des
Hamburger Rechtsanwalts Michael Günther zu Unrecht geheim. 'Die BBA ist gesetzlich
verpflichtet, diese Informationen bereit zu stellen. Sie darf sie nicht
willkürlich oder mit sachfremden Erwägungen verweigern.'

Die BBA aber will es offenbar der Pestizidindustrie überlassen, ob sie Agrargifte
mit Nonylphenol weiter vermarktet oder nicht. Die Bundesanstalt teilte Greenpeace
in einem Schreiben vom 16. August mit, sie würde alle Hersteller, deren
Spritzmittel APEOs enthalten, auffordern, 'ihre Mittel umzuformulieren'. Der
Industrieverband Agrar (IVA), in dem die deutschen Hersteller von
Pestiziden organisiert sind, ließ Greenpeace jedoch wissen: 'Einen unmittelbaren
Handlungsbedarf für unsere Mitgliedsfirmen sehen wir derzeit nicht.'

'Wer der Pestizid-Industrie den Schutz der Verbraucher überlässt, macht den Bock
zum Gärtner. Die BBA darf nicht die Machenschaften der Industrie decken, sie muss
dafür sorgen, dass die Dauergifte aus unserer Nahrung verschwinden', sagt
Krautter. Sogar in Muttermilch wurden deutliche Nonylphenol-Belastungen gefunden.
Der Stoff kann das Hormonsystem, die Nieren und die Leber schädigen. Neue Studien
zeigen, dass Nonylphenol auch die Fruchtbarkeit von Spermien mindern sowie die
Entwicklung des Gehirns stören kann.

Nach Angaben der BBA sind in Deutschland derzeit 134 Pestizide mit APEOs auf dem
Markt. Das BBA ließ noch in den letzten Monaten neue APEO-haltige Spritzmittel zu,
die bis zum Jahr 2012 verwendet werden dürfen.

Links zum Thema Pflanzenschutz.

 


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