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@grar.de Aktuell - 16.09.2002

Bauernverband setzt auf Deichpflege und vorsorgenden Hochwasserschutz


Bonn (agrar.de) - Der Deutsche Bauernverband (DBV) fordert einen Plan für
einen aktiven Hochwasserschutz. Dazu gehört eine bessere Pflege der bestehenden
Deiche, ein Hochwasser-Management von Talsperren und Überflutungspoldern sowie
eine deutliche Reduzierung der Flächenversiegelung durch Überbauung.
DBV-Vizepräsident Frank Rentzsch, zugleich auch Präsident des sächsischen
Bauernverbandes, wird diese Konzeption bei der 'Fluss-Konferenz' der
Bundesregierung am 15. September 2002 vorstellen. Um die katastrophalen
existenzbedrohenden Überschwemmungen an der Elbe, die sich nicht nur in den
Städten, sondern auch in den Dörfern auf über 200.000 Hektar landwirtschaftlicher
Nutzfläche und Bauernhöfen mit Millionenschaden auswirkten, zukünftig zu
verhindern, sei entschlossenes und einvernehmliches Handeln von Bund und Ländern
im Einklang mit der Wirtschaft notwendig. Vordringlich bestehe unmittelbarer
Handlungsbedarf in der Behebung der Schäden an den Deichen und Gewässern. Rentzsch
kritisiert die unzureichende Deichpflege. 'Die meisten Schäden an der unteren Elbe
wären nicht entstanden, wenn die Deiche vernünftig beweidet worden wären,' zeigt
sich Rentzsch überzeugt. In Sachsen-Anhalt zum Beispiel sei in Zeiten rot-grüner
Landespolitik eine geordnete Schafbeweidung, mit der die Stabilität der Deiche
erheblich zu verbessern ist, aus Naturschutz - und Kostengründen sträflich
vernachlässigt worden.

Um die Hochwassergefahr zu minimieren, muss nach Sicht des DBV dringend auch das
Talsperren-Management auf den Prüfstand. Es sei mehr als fahrlässig, die
Wasserstände in den Talsperren so hoch ansteigen zu lassen, dass keine Reserven
für starke Regenfälle mehr vorhanden seien. Zur Hochwasservermeidungsstrategie
gehörten aber auch Polderflächen, die in enger Abstimmung zwischen Behörden und
den landwirtschaftlichen Betrieben bewirtschaftet werden müssten. Die Anlage von
Hochwasserrückhaltebecken, die etwa bei 100jährigen Hochwasserereignissen geflutet
werden, werde von den Landwirten mitgetragen, wenn eine weitestgehende
landwirtschaftliche Nutzung der Flächen möglich bleibe und die Schadensregulierung
im Fall einer Flutung finanziell abgesichert sei. Die Überflutungspolder in
Brandenburg, wo weite landwirtschaftliche Nutzflüchen bei dem diesjährigen
Hochwasser überflutet wurden, hätten erheblich dazu beigetragen, dass es im
weiteren Flussverlauf zu einer Entspannung der Lage gekommen sei, erklärt
Rentzsch.

Auch zur längerfristigen Klimaschutzpolitik wolle die Land- und Forstwirtschaft
ihren Beitrag leisten, sicherte der DBV-Vizepräsident zu. Der Agrarsektor sei der
einzige Wirtschaftsbereich, der bei der Produktion bereits Klimaschutz betreibe,
indem CO2 gebunden werde. Durch den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen und die
Verwendung von erneuerbaren Energien werde das Zukunftsziel 'Wir ernten Energie'
zu realisieren sein.

Das Ziel einer weitgehenden Verhinderung von Hochwasser werde darüber hinaus durch
Verringerung des nach wie vor zu hohen Landverbrauchs und durch konsequenten
Rückbau von versiegelten Flächen erreicht. Für einen vorbeugenden Hochwasserschutz
sei es nicht mehr zu akzeptieren, wenn täglich 130 Hektar der fruchtbarsten
landwirtschaftlichen Nutzflächen für Straßen und Gebäude überbaut würden, betont
Rentzsch. Mit der Flächenversiegelung werde das Potenzial der Aufnahme von
Niederschlägen durch den Boden zerstört. Im Vergleich zu ungenutzten,
brachliegenden oder gar zubetonierten Flächen leisteten landwirtschaftlich
benutzte Flächen einen positiven Beitrag zur Versickerung von Niederschlägen. Den
Anbau von Mais statt Grünland hinter den Deichen zu kritisieren, ginge an den
Fakten vorbei, da die Versickerung von Regen bei beiden Nutzungen gleich groß sei.
Bei den sintflutartigen, tagelangen Regenfällen in diesem Jahr mit 300 bis 400
Litern Regen pro Quadratmeter in 36 Stunden habe die Bewirtschaftungsweise einer
Fläche keine Bedeutung mehr. So hohe Niederschläge könnten auf keinem Boden an
einem Tag versickern, ob er nun gemulcht, gepflügt, ökologisch oder konventionell
bearbeitet worden wäre, stellt der DBV-Vizepräsident im Vorfeld der Flusskonferenz
fest.

Links zum Thema Hochwasser.

 


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