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@grar.de Aktuell - 10.09.2002

AbL/BUND/NABU: Agrarwende braucht mutige Politik

Bauernverbandsspitze will Reformen verhindern


Münster/Hamm (agrar.de) - Vor einen Rückfall in 'agrarpolitische Zustände früherer
Zeiten' warnen nordrhein-westfälische Landwirtschafts- und Umweltschutzverbände
angesichts des heutigen Bauerntages des Westfälisch-Lippischen
Landwirtschaftsverbandes (WLV) in Münster. 'Auf dem so genannten
Bauerntag will der Bauernverband die Volkspartei CDU verpflichten, die zentralen
Ansätze der noch jungen Agrarwende im Falle eines Wahlsieges rückgängig zu machen.
Wir können die CDU nur davor warnen, sich auf diesen Deal mit der alten Agrarlobby
einzulassen. Die bisherigen Äußerungen von Herrn Carstensen, den Stoiber zum
Agrarminister machen will, lassen allerdings Schlimmes befürchten. Aber auch der
niedersächsische Landwirtschaftsminister Uwe Bartels (SPD), ebenfalls Referent auf
dem Bauerntag, steht für eine Agrarpolitik von gestern. So kämpfte er bis zuletzt
im Bundesrat gegen das Verbot von Legebatterien', so die Verbände.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der Bund für
Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband NRW (BUND), und der
Naturschutzbund Deutschland NRW (NABU) rufen dazu auf, die Agrarwende
mutig fortzusetzen. Die Einbeziehung der Interessen von Verbraucherinnen und
Verbrauchern sowie von Umwelt- und Tierschutz in die Agrarpolitik stehe erst am
Anfang. Sie sei nicht nur für Verbraucher und Umwelt längst überfällig, sondern
auch für die Bauern und Bäuerinnen wirtschaftlich wichtig. Denn nur im Einklang
mit den Erwartungen der Gesellschaft gebe es für die Mehrheit der Betriebe eine
ökonomisch Perspektive, so die Verbände. 'Verbraucher, Umwelt, Tierschutz und
bäuerliche Betriebe brauchen weitsichtige Politiker, die die Agrarwende auch dann
vorantreiben, wenn gerade nicht über große Skandale zu berichten ist.'

Das gelte umso mehr, als die EU-Kommission gerade Vorschläge für Reformen der
europäischen Agrarpolitik auf den Tisch gelegt habe, die in vielen Punkten auf die
gesellschaftlichen Erwartungen eingingen. 'Der Bauernverband setzt alles daran,
diese von Kommissar Fischler vorgeschlagene Reformen zu verhindern', so Friedrich
Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Vorsitzender der AbL. 'Und bisher stellt sich die
CDU voll in den Dienst der alten Agrarlobby und gegen die Interessen der
Gesellschaft', so Graefe zu Baringdorf. Eine andere Agrarpolitik in Europa brauche
die Unterstützung der deutschen Regierung.

'Insbesondere der Verzicht auf Gentechnik in der Landwirtschaft und eine
artgerechte Tierhaltung sind für den Großteil der VerbraucherInnen von
herausragender Bedeutung,' so Klaus Brunsmeier, Landesvorsitzender des BUND NRW.
'Wir rufen den Bauernverband dazu auf, Fortschritte im Tierschutz nicht weiter zu
torpedieren. Es ist beschämend, wenn der Bauernverband ebenso wie Agrarpolitiker
der CDU und teilweise auch der SPD eine bessere Tierhaltung als vermeintlichen
Wettbewerbsnachteil gegenüber Nachbarländern diffamieren. Miserable
Tierhaltungbedingungen werden so zum Standortfaktor erkoren. Das ist eine
Interessenspolitik für große Agrarfabriken und gegen die überwiegende Zahl
bäuerlich strukturierter Betriebe.'

Josef Tumbrink, Vorsitzender des NABU in NRW, wertete es als grobe Fehlleistung,
dass Carstensen vorschlage, die Unterstützung des ökologischen Landbaus abzubauen
und mit dem Geld dann Stallneubauten alten Stils sowie Flurbereinigungen zu
finanzieren. Mit dem Bundesprogramm Ökolandbau sei gerade eine Plattform
geschaffen worden, um über die Produktionsseite hinaus auch die Vermarktung und
Nachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln zu stärken.

Links zum Thema Agrarpolitik,
Links zum Thema Verbände.

 


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