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@grar.de Aktuell - 09.09.2002

Wissenschaftler warnen vor Gentech-Pflanzen: Koexistenz mit herkömmlicher und ökologischer Landwirtschaft unmöglich

Schweizer Bauern und KonsumentInnen wollen gentechfreie Landwirtschaft


Bern (agrar.de) - An einer gemeinsamen Medienorientierung haben heute
Greenpeace, Pro Natura und der Schweizerische Bauernverband
(SBV) neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die möglichen Folgen eines
kommerziellen Anbaus von Gentech-Pflanzen präsentiert.

Dipl.-Ing. Werner Müller, Autor einer Studie im Auftrag der Österreichischen
Regierung, erklärte wie schwierig es ist, gentechfreie Nahrungsmittel
herzustellen, wenn im selben Land Gentech-Pflanzen angebaut werden. Pollen
gentechnisch veränderter Pflanzen können zum Beispiel durch Wind und Insekten
kilometerweit transportiert und auf andere Pflanzen übertragen werden können. Die
Studie kommt zum Schluss, dass ein vorläufiges Verbot von Gentech-Pflanzen (GVO)
der ökologisch und ökonomisch einzig sinnvolle Weg ist, eine qualitativ und
ökologisch hochstehende Landwirtschaft zu erhalten.

Ein neuer Bericht vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
dokumentiert die Kontaminationswege von Nahrungs- und Futtermitteln durch GVO auch
nach der Ernte. Karin Nowack vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau und
Mitautorin des Berichts, erklärte in der Vorstellung ihrer Arbeit, dass der
sicherste Weg zur Verhinderung einer Kontamination ein Moratorium sei.

Urs Schneider vom Schweizerischen Bauernverband beleuchtete die Schweizer
Situation. Er verwies auf die in diesem Zusammenhang relevante Qualitätsstrategie
der Schweizer Bauern, welche auch langfristig ohne GVO auskommen wollen.

Greenpeace-Gentech-Experte Bruno Heinzer stellte eine von der Umweltorganisation
in Auftrag gegebene, brandneue und repräsentative LINK-Umfrage vor zur Haltung der
Schweizer Bevölkerung zu einer Gentech-Landwirtschaft, zur Gen-Lex sowie zu einem
Gentech-Moratorium. Das Ergebnis spricht für sich: 78 Prozent der Befragten lehnen
Gentech-Tiere und -Pflanzen ab, 76 Prozent fordern eine strengere Gesetzgebung und
67 Prozent befürworten ein GVO-Anbau-Moratorium.

In der Schweiz steht eine entscheidende Weichenstellung auf dem Gebiet der
Gentechnik an: In der letzten Woche der Herbstsession ab 1. Oktober wird der
Nationalrat über das Gentechnikgesetz (Gen-Lex) entscheiden. Die vorberatende
WBK-Kommission des Nationalrates schlägt dem Parlament einen 5-jährigen Anbaustopp
für GVO-Pflanzen in der Landwirtschaft vor. Die einladenden Organisationen tragen
diesen Kompromiss eines 5-jährigen Moratoriums mit. Sie fordern den Nationalrat
auf, dieser Lösung zuzustimmen, die sowohl einer angemessenen Risikoforschung Raum
lässt, als auch der Sicherheit von Landwirtschaft, Umwelt und KonsumentInnen
gerecht wird.

Die von den Schweizer Bauern verfolgte Qualitätsstrategie, der mit dem
entstehenden Label 'Suisse Qualité' zum Durchbruch verholfen werden soll, sei mit
der Anwendung von Gentechnik unvereinbar, so SBV-Pressesprecher Urs Schneider.
Fragen des Gentransfers und allfälliger Umweltrisiken seien noch nicht geklärt.

Internutrition, eine Dachorganisation von Firmen aus der Agro- und
Lebensmittelbranche, schreibt dagegen in einem Communiqué von heute, dass
GVO-haltige und GVO-freie Pflanzen gemäss einer Studie der EU-Kommission sehr wohl
nebeneinander existieren könnten. Die Koexistenz sei nur eine Frage davon, wie
hoch der Grenzwert angesetzt werde, mit dem Lebensmittel noch als GVO-frei gälten.

Links zum Thema Biotechnologie.

 


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