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@grar.de Aktuell - 05.09.2002

Greenpeace: Saatgut-Industrie will Landwirten Gentechnik unterschieben


Würzburg/Wadenbrunn (agrar.de) - Die Umweltschutzorganisation Greenpeace
protestiert heute auf einer Großveranstaltung für Landwirte in Wadenbrunn bei
Würzburg gegen die drohende gentechnische Verunreinigung herkömmlichen Saatguts,
wie sie die Europäische Kommission in Zukunft zulassen will. Auf einer Plakatwand,
die von Oldtimer-Traktoren gezogen wird, zeigen Greenpeace-Aktivisten den
Landwirten, wie sich die insbesondere von der Saatgut-Industrie geforderte
Verunreinigung des Saatguts mit Gentechnik auswirken kann: Das Plakat zeigt ein
Maisfeld, in dem Attrappen eines Maiskolbens mit Halloween-Maske stecken - Symbol
für genmanipulierte Maispflanzen. Auf dem Feldtag mit etwa 20.000 Landwirten wird
auch der bayerische Landwirtschaftsminister Josef Miller (CSU) erwartet.

Nach einem Richtlinien-Entwurf der EU-Kommission (SANCO/1542/02) könnte bald die
gentechnische Verunreinigung von Saatgut in Höhe von 0,3 bis 0,7 Prozent je nach
Pflanzenart zulässig sein. In einem Maisfeld würden rechnerisch 500 Gen-Pflanzen
pro Hektar unbemerkt wachsen, auf dem Raps-Feld sogar 2.100 Gen-Pflanzen je
Hektar. Die Verschmutzung müsste nicht einmal auf der Saatgut-Verpackung kenntlich
gemacht werden.

'Tritt diese Richtlinie in Kraft, breitet sich die Gentechnik schleichend auf den
Äckern aus und gelangt in unsere Lebensmittel', sagt Henning Strodthoff,
Gentechnik-Experte von Greenpeace. 'Das darf die Bundesregierung nicht zulassen,
sie muss in der EU ein Reinheitsgebot für Saatgut durchsetzen.' Greenpeace fordert
eine 'Nulltoleranz' für Gentechnik im Saatgut. Die technische Nachweisgrenze von
0,1 Prozent muss daher als Grenzwert gelten.

'Da das Saatgut nicht gekennzeichnet werden muss, weiß nicht mal der Bauer, was er
aussät', erklärt Strodthoff. Nach einer Umfrage der Wickert Institute im Auftrag
von Greenpeace vom August 2002 lehnen jedoch 70 Prozent der Bauern die Gentechnik
auf dem Acker ab. 72 Prozent wollen keine Gentechnik im Futtertrog. 'Die Industrie
muss dafür sorgen, dass die Bauern sauberes Saatgut bekommen', fordert Strodthoff.
Doch die deutsche Saatgut-Industrie streitet sogar dafür, das Saatgut bis zu einer
Höhe von einem Prozent verunreinigen zu dürfen. Die Saatgut-Industrie ist auf dem
Feldtag in Wadenbrunn durch die 'Saaten-Union' vertreten, einem der größten
deutschen Saatgut-Unternehmen, die den Feldtag mitveranstaltet.

Für Gentechnik in Lebensmitteln gibt es in der EU bereits Grenzwerte: Nach der
'Novel Food'-Richtlinie (258/97) müssen Lebensmittel derzeit erst ab einem
Grenzwert von einem Prozent gekennzeichnet werden. Das EU-Parlament will ihn auf
0,5 Prozent senken. Setzt sich jedoch die von der EU-Kommission geplante
Saatgut-Verunreinigung durch, wird es für Landwirte und Lebensmittelhersteller
aufwändiger und teurer, weitgehend gentechnik-freie Nahrungsmittel zu garantieren.
Sie müssten für teure Kontrollen und für die Trennung von Gentech-Ernte und
herkömmlicher Ernte bei Transport und Verarbeitung aufkommen.

Links zum Thema Biotechnologie,
Links zum Thema Novel-Food.

 


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