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@grar.de Aktuell - 03.09.2002

PDS: Verunreinigen, Vertuschen, Verschleiern, Verzerren - bis der Verbraucher aufgibt?

Aktionen gegen Gen-Food sind zu unterstützen


Berlin (agrar.de) - Aus Anlass eines möglichen Aufhebens des seit 1998 bestehenden
Moratoriums in der EU auf Neuzulassungen gentechnisch veränderter Kulturpflanzen
erklärt die agrarpolitische Sprecherin der PDS, Kersten Naumann:

'Für die Gewährleistung eines vorsorgenden Verbraucher-, Gesundheits- und
Umweltschutzes insbesondere für zukünftige Generationen tragen die Nationen und
die EU sowie alle Bereiche der Agrarwirtschaft, inkl. der Agrarforschung eine hohe
Verantwortung. Mit dem heutigen lückenhaften Stand der Wissenschaft und den ersten
ökologisch sehr negativen Erfahrungen der Gentechnik wird das Vorsorgeprinzip mit
der breiten Einführung der Gentechnik auf dem Feld, im Stall und im
Lebensmittelregal konterkariert.

Nicht auf guten Willen und Absichtserklärungen der Konzerne ist Verlass. Fakt ist,
dass die Monopol-Pharmakonzerne, in deren Abhängigkeit die Landwirte durch Abnahme
von patentiertem Saatgut und komplementären Pflanzenschutzmittel getrieben werden,
weder ein soziales noch ökologisches Gewissen kennen. Ihnen geht es um möglichst
viel Profit.

Mit der Einführung von Schwellenwerten und Kennzeichnung sind nach wie vor die
rechtlichen, verfahrenstechnischen und Haftungsfragen bei Verunreinigung von Ernte
und Saatgut ungeklärt. Dies betrifft insbesondere Bauern, die keine Gentechnik auf
ihren Feldern akzeptieren, darunter die ökologisch wirtschaftenden. Ob
Kennzeichnung, Rückverfolgbarkeit oder Trennung - alles dies wird sehr viel Geld
kosten: aber allen Bauern und allen Verbrauchern. Das geht nicht an. Mit anderen
Worten, es kann nicht sein, dass diejenigen, die den Genmüll verbreiten und dafür
abkassieren auch noch belohnt werden, und die diejenigen die ihn ablehnen oder
ungewollt betroffen sind, dafür die Zeche zahlen.

Die PDS lehnt die Einteilung von Schutz- und Schmutzgebieten ab. Die Natur
funktioniert weder im Glashaus noch durch Menschenhand gezogene Einbettung oder
Einfriedung. Das haben nicht nur die Ereignisse der letzten Zeit sondern auch
Saatgutverunreinigungen bereits belegt. In absehbarer Zukunft kann es keine
Koexistenz zwischen gentechnischer, konventioneller und biologischer
Landwirtschaft geben.

Drei von vier Bauern und vier von fünf Verbrauchern lehnen die Nutzung der
Gentechnik zur Produktion von Lebensmitteln ab. Auch die nationalen und
europäischen Bauernverbände, mitunter auch Gewerkschaften, müssen die Zeichen der
Zeit erkennen, dass sie bei Lebensmitteln nicht gegen den Willen der Bauern und
der Verbraucher handeln können. Schließlich tragen sie dann mit die Verantwortung
darüber, dass die Landwirte markt- und betriebswirtschaftlich ein großes Risiko
eingehen, wenn sie ihre Produkte nicht mehr absetzen können. Man muss sich darüber
im Klaren sein, dass Patente mit dem gentechnisch veränderten Saatgut wie das Ei
im Kuchen daherkommen. Es wird keine gentechnisch veränderten Kultursorten geben,
für die nicht auch mit einem entsprechenden Aufpreis zu zahlen ist. Es reicht
daher nicht, nur die Rücknahme und das Verbot von Patenten auf Lebensprozesse,
Organismen, Saatgut, Zelllinien und Gene zu fordern.

Selbst die Entwicklungsländer wie Lesotho, Malawi, Mosambik, Swasiland, Sambia und
Simbabwe - in den meisten Fällen ohne rechtliche Regelungen auf diesem Gebiet -
haben erkannt, dass sie durch die Welthungerhilfelieferungen von Gen-Mais aus den
USA zum Abtreter einer Industrienation werden, deren Verbraucher diesen Mais
ablehnen, obwohl sie dringend auf das Welternährungsprogramm angewiesen sind.

Die Entscheidung über die Sicherheit von Gen-Produkten muss denen übertragen
werden, die keine finanziellen Interessen an der Anwendung dieser Technologie
haben, die aber die vollen Auswirkungen heute und vor allem künftig zu tragen
haben: die Bauern und die Verbraucher. Realiter zeigt sich aber, dass die Rechte
zur Beteiligung der Öffentlichkeit in den 90er-Jahren systematisch abgebaut
wurden. Auch in Zukunft wird es schwer sein, dagegen anzukämpfen, wenn schon jetzt
mit der neuen EU-Lebensmittelbehörde in Vorständen und Aufsichtsräten die
Protagonisten aus Handel und Lebensmittelindustrie protegiert werden.'

Links zum Thema Biotechnologie,
Links zum Thema Agrarpolitik.

 


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