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@grar.de Aktuell - 28.08.2002

Schindler: 120 qualifizierte Dauerarbeitsstellen in der Landwirtschaft - Tendenz steigend


Mainz (agrar.de) - 'Wir haben mittlerweile 120 offene qualifizierte
Dauerarbeitsstellen in der Landwirtschaft und dem Weinbau in Rheinhessen und der
Pfalz – Tendenz steigend. Intensive Rekrutierungsmaßnahmen durch Umschulungen von
Erwerbslosen in den vergangenen vier Jahren konnten das Problem nicht beheben.
Deshalb benötigen wir dringend neue Jobkonzepte sowie Unterstützung, um diese ins
Rollen zu bringen', erklärt Norbert Schindler, Präsident des Bauern- und
Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd
anlässlich der heutigen Pressekonferenz zur
bundesweiten Fachtagung 'Arbeitsplatz Landwirtschaft' in Grünstadt-Asselheim.

Jahrzehntelange Kontaktpflege bzw. Beratung landwirtschaftlicher Betriebsleiter,
vier Jahre Modellprojekt 'Arbeitsplatz Landwirtschaft' und die Ergebnisse
einer großen Modellfeldstudie zum Thema Arbeit und Arbeitszeitmanagement in der
Landwirtschaft hätten zu folgenden Schlüssen des BWV zur Arbeitskraftsituation in
der Landwirtschaft geführt: Der Bedarf an fremden Arbeitskräften steigt stetig
aufgrund der Tendenz zu immer größeren oder arbeitsintensiveren Betrieben durch
den Strukturwandel beziehungsweise den Einkommensdruck in der Landwirtschaft.
Außerdem seien nicht genügend Nachwuchskräfte vorhanden. Der Versuch,
Quereinsteiger mit intensiven Umschulungsmöglichkeiten und –unterstützungen aus
dem Pool der Erwerbslosen für die landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu gewinnen,
sei nur in wenig Fällen erfolgreich gelungen.

Trotz steigender Arbeitslosenzahlen sei die Zahl der Teilnehmer an den Trainings-
und Qualifizierungsmaßnahmen des Modellprojektes 'Arbeitsplatz Landwirtschaft'
rückläufig gewesen, so Schindler. Die Ergebnisse einer breit angelegten
Modellfeldstudie mit knapp 600 Betrieben hätten gezeigt, dass 82 Prozent der
befragten Betriebe mittlerweile Fremdarbeitskräfte beschäftigten. 19 Prozent der
Betriebe beschäftigen sogar Vollzeitkräfte, 13 Prozent Teilzeitkräfte und 8
Prozent Azubis. Innerhalb der Fremdarbeitskräfte seien 85 Prozent
Saisonarbeitskräfte, die insbesondere in den Gemüsebaubetrieben beschäftigt seien
und 15 Prozent Voll-, Teil-, Aushilfskräfte bzw. Azubis, welche vor allem in den
Weinbaubetrieben beschäftigt seien, erläutert der BWV-Präsident die
Modellfeldstudie.

Knapp vierzig Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe planten eine Vergrößerung,
über 30 Prozent eine stärkere Spezialisierung.

Beide Maßnahmen hingen mit einem künftig noch höherem Arbeitskräftebedarf in
unseren Betrieben zusammen. In Weinbaubetrieben werde mit einem mittelfristigen
Mehrbedarf an Vollzeitkräften von rund 30 Prozent bzw. bei den Gemüsebaubetrieben
von rund 25 Prozent gerechnet.

'Die Lücke zwischen immer höheren Arbeitslosenzahlen und immer mehr nicht zu
besetzenden Stellen in der Landwirtschaft wird immer größer. Das zeigt, dass das
Angebot und die Nachfrage nach Arbeitskräften nicht mehr übereinstimmen. Neue
Arbeitsplätze erfordern andere Ausbildungs- und Berufsinhalte', fordert Präsident
Schindler.

Die wachsende Nachfrage nach qualifizierten und spezialisierten Fachkräften im
Maschinen, Büro-, Organisations- und Logistikbereich der Betriebe sowie nach
Hilfskräften in der pflanzlichen und tierischen Produktion stelle neue
Anforderungen an den landwirtschaftlichen Arbeitsmarkt und biete enorme Chancen
für den allgemeinen Arbeitsmarkt. Die Ausbildungsinhalte benötigten umgehend eine
Reform bzw. Spezialisierung. So könnten die teilweise bestehenden beidseitigen
Hemmschwellen wie die witterungsbedingt erforderliche Arbeitszeitflexibilität, die
Frage nach dem ökonomischen Optimum zwischen Personalkosten und
Arbeitnehmereinkommen sowie die speziellen Fähigkeiten und Anforderungen eines
Mitarbeiters abgebaut werden. Eine Aktualisierung bzw. Spezialisierung der
Ausbildungsberufe könne auch wieder neue Anreize für das Ergreifen der Grünen
Berufe durch Jugendliche schaffen.

Außerdem benötige die Landwirtschaft aber auch neue Arbeitsmodelle wie die
Arbeitskraftsharingmodelle bzw. Jobrotationmodelle über mehrere Betriebe hinweg.
Um diese notwendigen Richtungsänderungen in die Wege zu leiten, fordert Schindler
staatliche strukturelle Unterstützung. Dabei denke er an ein Versuchsprojekt zum
Thema Betriebskooperation beim Arbeitskräftesharing oder an Pilotprojekte wie der
Modellversuch ‚Homepower’ des Mainzer Arbeitsministeriums, um Zeit- bzw.
Leiharbeitskräfte in landwirtschaftliche Betriebe zu integrieren.

'Die aufgezeigten Fakten zeigen, wie wichtig der Faktor Arbeit in unseren
Betrieben ist und künftig – im Gegensatz zu manch anderen produzierenden
Branchen – stark an Bedeutung gewinnen wird. Unternehmertum ist die Kunst, sich zu
kratzen, bevor es juckt – und gestochen worden sind wir bereits', erklärt
Schindler.

Links zum Thema Arbeitsmarkt.

 


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