Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 20.08.2002

BfN: Flutkatastrophe muss Anlass für mehr Naturschutz sein

Den Flüssen mehr Raum geben und Landnutzung naturverträglicher gestalten - Renaturierung der Auen verbindet Naturschutz und Hochwasservorsorge


Bonn (agrar.de) - Angesichts der dramatischen Flutkatastrophe in Süd- und
Ostdeutschland sowie in Tschechien und Österreich mahnt das Bundesamt für
Naturschutz (BfN) einen sorgsameren Umgang mit unseren Flüssen an: 'Der
Naturschutz muss sowohl an unseren Flüssen als auch bei der Landnutzung einen
größeren Stellenwert erhalten', sagte der BfN-Präsident Prof. Dr. Hartmut
Vogtmann. Die Verschärfung in Ausmaß und Häufung der Hochwasser in den letzten
Jahren ist nach Auffassung des BfN vom Menschen mitverursacht.

Flussbegradigungen, der Verlust von Auen, die intensive Landnutzung, die
Flächenversiegelung und das nach wie vor hohe Niveau der Waldschäden in den
Hochlagen der Mittelgebirge haben zu den katastrophalen Auswirkungen der Fluten
beigetragen. 'Die jetzige Katastrophe an Elbe, Mulde und Donau wurde zwar durch
extreme Niederschläge verursacht. Sie muss aber gleichzeitig Anlass sein, die
alarmierenden Zeichen für unseren oftmals verfehlten Umgang mit den Flüssen, deren
Einzugsgebieten und dem Wasserhaushalt, insbesondere in Bezug auf die Böden Ernst
zu nehmen', erläuterte Vogtmann. Dramatisch ist nach Auffassung des BfN unter
anderem der Verlust der Auen und damit der natürlichen Überschwemmungsflächen. Von
den ehemals großflächigen Auen unserer Ströme ist nur ein kleiner Teil übrig
geblieben. An fast allen größeren Flüssen wurden die Auen durch Staustufenbau,
Kanalisierung und Regulierung sowie Deichbauten auf einen Bruchteil reduziert. Der
Rhein büßte so ca. vier Fünftel seiner Auen ein, am deutschen Abschnitt der Elbe
sind nur noch etwa 15 bis 20 Prozent der natürlichen Überschwemmungsflächen
erhalten.

'Die Funktion der Auen als Hochwasserretentionsflächen muss daher, wo immer
möglich, wieder hergestellt werden. Gleichzeitig müssen die noch vorhandenen
naturnahen Auen, beispielsweise an Donau, Elbe und Rhein erhalten, langfristig
gesichert und dürfen keinesfalls durch weiteren Staustufenbau und Eindeichungen
gefährdet werden', forderte Professor Vogtmann. Das BfN weist in diesem
Zusammenhang auf die europäische Wasserrahmenrichtlinie hin, die derzeit in
nationales Recht umgesetzt wird. Nach Auffassung des BfN bietet diese Richtlinie
hervorragende Möglichkeiten, Naturschutz und Wasserhaushalt miteinander zu
verbinden. 'Diese Chance muss genutzt werden, denn die Wasserrahmenrichtlinie
richtet den Blick auf die gesamten Einzugsgebiete unserer Ströme. Gerade dort muss
ein vorsorgender Hochwasserschutz ansetzen und versuchen, die Fluten bereits im
Entstehen zu entschärfen. Wir müssen deshalb Renaturierungsmaßnahmen an den
kleineren Bächen, Flüssen und Strömen umsetzen, das BfN leistet dazu bereits seit
Jahren einen wesentlichen Beitrag', erläuterte Professor Vogtmann.

Als weiterer wichtiger Faktor zur Verschärfung der Hochwasserentstehung wirkt die
derzeitige Form der Bodenbearbeitung. In Verbindung mit der Monotonie der
Fruchtfolgen in der intensiven Landwirtschaft wird der Boden verdichtet, das
Wasseraufnahmevermögen vermindert und damit der Oberflächenwasserabfluss
beschleunigt. Dies geschieht nicht nur in den Auen, sondern auf der gesamten
landwirtschaftlichen Nutzfläche, immerhin die Hälfte der Landesfläche. 'Das
gesunkene Wasseraufnahmevermögen vieler Böden muss Anlass zur Änderung der
landwirtschaftlichen Bodennutzung sein. Hier sind extensivere Nutzungen, die
konservierende Bodenbearbeitung und insbesondere die Fruchtfolgen und
Produktionstechniken des ökologischen Landbaus eindeutig vorteilhafter', sagte der
BfN-Präsident.

Links zum Thema Hochwasser,
Links zum Thema Landschaft und Natur.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de