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@grar.de Aktuell - 20.08.2002

Verbraucherzentrale: Neues QS-Siegel für Fleisch zu lasch

vzbv fordert rasche Nachbesserung und Perspektivenpläne


Berlin (agrar.de) - Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat
schärfere Kriterien für das neue QS-Prüfzeichen für Fleischprodukte gefordert.
'Die jetzigen Statuten des Prüfzeichens sind zu lasch und gehen in wichtigen
Punkten nur wenig über die gesetzlichen Mindeststandards hinaus', so vzbv-Vorstand
Prof. Dr. Edda Müller in Berlin. Dadurch sei die Chance verpasst worden, den
Verbrauchern eine vertrauenswürdige Alternative zwischen Bio- und Massenmarkt
anzubieten. Immerhin sichere das Prüfsiegel gesetzliche Standards ab und sei mit
einigen positiven Verbesserungen die bessere Wahl zur anonymen Massenware. Dies
reiche jedoch keinesfalls aus. Der vzbv fordert daher eine rasche Nachbesserung
der QS-Kriterien sowie genau definierte Sanktionen für Siegelnutzer, die gegen die
Charta verstoßen.

Aus Sicht des vzbv wird das QS-Prüfzeichen seinem Anspruch als aussagekräftiges
Label für Qualität und Sicherheit (QS) nicht gerecht. 'Bei dem neuen
QS-Zeichen handelt es sich lediglich um ein Prüfzeichen zur Kontrolle der
Produktionskette', so Thomas Isenberg, Leiter Fachbereich Gesundheit/Ernährung des
vzbv. Kriterien zur Tierhaltung insbesondere in Hinblick auf den Tierschutz
fehlten in dem Konzept ebenso wie Einschränkungen hinsichtlich des Einsatzes von
Gentechnik. Zudem sei für den Verbraucher nicht erkennbar, ob der Betrieb die
QS-Anforderungen vollständig oder nur teilweise erfülle. In Bezug auf die
Vergabekriterien kritisierte der vzbv vor allem die Tatsache, dass in der
Einführungsphase bei Verbänden, Gemeinschaften, Zentralen - sogenannten Bündlern -
auch diejenigen Betriebe bereits unter dem QS-Siegel vermarkten dürfen, die noch
gar nicht überprüft worden sind. Dazu müssen lediglich 10 % der angeschlossenen
Betriebe überprüft und zugelassen sein.

Zudem bemängelt der vzbv das Fehlen von Sanktionskriterien. Auch Kontrollen würden
nicht häufig genug durchgeführt. Diese Punkte seien jedoch von zentraler Bedeutung
und notwendige Voraussetzung für die Orientierung von Landwirten, Verarbeitern
und Verbrauchern. Konkret fordert der vzbv des Weiteren:

- Ein vollständiges Verbot von antibiotischen Leistungsförderern (während der
gesamten Lebensdauer der Tiere),

- ein Resistenzmanagement für Antibiotika - der Einsatz von Antibiotika soll gemäß
den 'Leitlinien für den sorgfältigen Umgang mit antimikrobiell wirksamen
Tierarzneimitteln' erfolgen. Diese wurden gemeinsam von der Bundestierärztekammer
(BTK) und der Arbeitsgemeinschaft der leitenden Veterinärbeamten (ArgeVET)
erarbeitet und stellen die Regeln der tierärztlichen Wissenschaft für den Einsatz
von Antibiotika dar,

- einen Perspektivenplan für die Verbesserung der Tierhaltungsbedingungen durch
a) ein großzügigeres Platzangebot für die Tiere,
b) ein Verbot von Vollspaltenböden und Anbindehaltung sowie
c) eine Reduzierung der zulässigen Transportzeit (4 Stunden),

- einen Perspektivenplan für die Verfütterung von Futtermitteln ohne gentechnisch
veränderte Organismen sowie

- eine Kennzeichnung der Tierarten bei Zutaten tierischen Ursprungs und die
chargenweise Rückverfolgbarkeit bei Schweinefleisch.

Neben diesen grundsätzlichen Mängeln am QS-Konzept nennt Thomas Isenberg als
positive Ansätze das Verbot von Antibiotika als Leistungsförderer in der Mast
('leider nicht von Geburt an'), eine Positivliste der Futterinhaltsstoffe sowie
die Verpflichtung der Benennung eines Vertragstierarztes - 'Maßnahmen also, die
über den gesetzlichen Regelungen liegen'.

Hintergrund zum QS-Zeichen

Die Fleischwirtschaft macht in der deutschen Ernährungsindustrie den drittgrößten
Wirtschaftsbereich aus. Rund 300 Schlachtbetriebe, 950 Zerlegebetriebe und etwa
1.500 Verarbeitungsbetriebe mit EU-Zulassung müssen mit ihren Qualitätsstandards
den Erfordernissen der Lebensmittelsicherheit und der Nachfrage entsprechen.
Gerade vor dem Hintergrund anhaltend neuer Lebensmittelskandale fragen Verbraucher
heute mehr denn je nicht nur nach der hygienischen Qualität eines Nahrungsmittels,
sondern auch danach, wo und wie es erzeugt wurde. Fragen des Tierschutzes, nach
dem Einsatz von Gentechnik oder der Verwendung von Antibiotika spielen somit eine
wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung. Als Orientierungshilfe dienen neben der
Zutatenliste verschiedene Siegel und Prüfzeichen. In Ergänzung zum Biozeichen für
ökologische Produkte wird in den nächsten Wochen auch ein Prüfzeichen für Fleisch
und Wurstwaren aus konventioneller Produktion eingeführt. Dazu hat die QS-GmbH ein
Prüfzeichen, an dem alle Vermarktungsstufen beteiligt sind, entwickelt.

Links zum Thema Lebensmittelqualität und Kontrolle.

 


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