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@grar.de Aktuell - 16.08.2002

Landwirtschafts-Unternehmen gehen stark verunsichert in die Zukunft

Sonnleitner stellt Ergebnisse des Investitionstests Agrar vom Juli 2002 vor


Berlin (agrar.de) - Die deutschen Landwirte schätzen ihre aktuelle wirtschaftliche
Situation, vor allem aber ihre zukünftigen Perspektiven deutlich ungünstiger ein
als noch Ende des vergangenen Jahres. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes
(DBV), Gerd Sonnleitner, sah darin bei der Vorstellung der
Umfrageergebnisse den Ausdruck einer massiven Verunsicherung, vor allem bei
langfristigen betrieblichen Entscheidungen. Die agrarpolitischen und
wettbewerblichen Rahmenbedingungen werden überwiegend als sehr belastend
angesehen. Die Investitionszurückhaltung hält trotz eines günstigen Zinsniveaus
an. Im Investitionstest Agrar wurden 1.100 Landwirtschaftsbetriebe sowie 400
landwirtschaftliche Lohnunternehmen im Juli 2002 durch das Marktforschungsinstitut
'Produkt + Markt' befragt.

Die aktuelle wirtschaftliche Situation ihres Betriebes beurteilten noch 17 Prozent
der befragten
Landwirte als 'gut'. Im Vergleich zu den letzten beiden Befragungen hat dieser
Anteil von 21 Prozent in der Erhebung vom Juni 2001 sukzessive abgenommen.
Ungünstig beurteilten 33 Prozent und befriedigend 50 Prozent der befragten
Landwirte ihre derzeitige wirtschaftliche Situation. Diese Werte haben sich im
Vergleich zur Befragung vom Dezember 2001 jeweils um einen Prozentpunkt erhöht.
War Mitte des vorherigen Jahres noch eine leicht positive Entwicklung der
Stimmungslage deutlich, so hat sich dieser Trend wieder erkennbar ins Negative
gedreht. Insbesondere Veredlungsbetriebe, die einen Großteil ihres Einkommens aus
der Schweine- und Geflügelhaltung erzielen, beurteilen in der aktuellen
Juni-Erhebung ihre derzeitige Situation ungünstiger als zuvor. Deutlich wird
zudem, dass sich ost- und westdeutsche Betriebe in ihrer Einschätzung über die
derzeitige wirtschaftliche Situation annähern, waren doch ostdeutsche
Betriebsleiter zuvor durchweg optimistischer als die Landwirte aus den alten
Bundesländern.

Die Erwartungen über die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Jahren sind
bei
den Landwirten derzeit erheblich pessimistischer, aber auch differenzierter als
früher. 11 Prozent der Landwirte erwarten eine günstigere wirtschaftliche
Entwicklung für ihren Betrieb in den nächsten zwei bis drei Jahren. Dies sind 3
Prozentpunkte mehr als im Dezember 2001. Eine Mehrheit von 50 Prozent erwartet
aber eine schlechtere zukünftige betriebliche Entwicklung, dies sind immerhin 8
Prozentpunkte mehr als im Dezember 2001. Deutlich geringer als zuvor ist mit 39
Prozent die Zahl der befragten Betriebsleiter, die eine gleichbleibende
wirtschaftliche Entwicklung für ihr Unternehmen erwarten. Im Dezember 2001 lag
diese Angabe noch bei 50 Prozent. Im Vergleich zwischen den Betriebsformen
schätzen insbesondere Marktfruchtbetriebe, aber auch Futterbaubetriebe ihre
betriebliche Zukunft deutlich schlechter ein als noch vor einem halben Jahr.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden insbesondere bei den Märkten für
Getreide, Milch und Rindfleisch als belastend eingeschätzt. In der Umfrage fällt
auf, dass die Wettbewerbskraft der deutschen Landwirtschaft innerhalb Europas
weiterhin für gering gehalten wird. Besorgt zeigen sich die befragten Landwirte
auch hinsichtlich der EU-Osterweiterung, der nationalen Steuer- und Finanzpolitik
sowie der EU-Agrarpolitik. Die zum Ende des vergangenen Jahres erkennbare
positivere Einstellung zum Euro ist im Juli 2002 wieder verflogen.

Investitionsabsichten im kommenden halben Jahr haben 56 Prozent aller befragten
Be-triebsleiter. 30 Prozent der Betriebsleiter machten Angaben, in Maschinen und
Geräte in-vestieren zu wollen. 22 Prozent der Befragten beabsichtigen, in den
nächsten 6 Monaten Investitionen in Wirtschaftsgebäude zu tätigen. In Bürotechnik
und EDV zu investieren planen 12 Prozent der Landwirte und 14 Prozent
beabsichtigen außerlandwirtschaftliche Investitionen. Eine Ausweitung ihres
Betriebes können sich 42 Prozent der befragten Viehhalter vorstellen. Für 18
Prozent der Betriebe wird die Gründung bzw. die Ausweitung vorhandener
betrieblicher Kooperationen in Erwägung gezogen. Immerhin 24 Prozent der befragten
Landwirte überlegen, sich außerlandwirtschaftlichen Dienstleistungen zu zuwenden.
Allerdings sieht ein Viertel aller Unternehmen (26 Prozent) mittelfristig keine
betrieblichen Entwicklungsmöglichkeiten.

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