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@grar.de Aktuell - 02.08.2002

Berglandwirtschaft mit Zukunft dient allen Menschen

Bauernverband wirbt für Partnerschaft von Berglandwirtschaft und Umwelt


Sonthofen (agrar.de) - Drei Tage lang diskutierten Experten aus Landwirtschaft,
Politik und Umweltschutz in Sonthofen im Allgäu über wirtschaftliche, ökologische
und gesellschaftliche Anforderungen an eine nachhaltige Berglandwirtschaft. Anlass
war das von den Vereinten Nationen ausgerufene Jahr der Berge 2002, veranstaltet
wurde die Tagung vom Deutschen Bauernverband (DBV) in Zusammenarbeit mit
dem Bayerischen Bauernverband (BBV).

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Landbewirtschaftung
in Berggebieten sind schwieriger geworden. Gleichzeitig steigen die Ansprüche des
Natur- und Umweltschutzes an die Berglandwirtschaft. Namhafte Vertreter aus
Politik, Berufsstand und von Umweltorganisationen gingen bei der Tagung auf dieses
Spannungsfeld ein und zeigten Lösungen auf. Die Sonthofener Deklaration trägt die
Unterschrift der rund 160 Teilnehmer. Wir geben sie an dieser Stelle im
Originaltext wieder.

Sonthofener Deklaration

'Nachhaltige Berglandwirtschaft und Umwelt – ein vernünftiges Miteinander!'

Funktionsfähige Land- und Forstwirtschaft ist Garant für wirtschaftlich und
ökologisch intakte Berggebiete! Sie dient allen Menschen!

• Die Land- und Forstwirtschaft in den Berggebieten und Mittelgebirgen ist
vielfältig. Sie ist Grundlage für eine von der Gesellschaft hochgeschätzte
Landschaft als Lebens-, Wirtschafts-, Freizeit- und Erholungsraum.

• Die Bergland- und -forstwirtschaft erhält und pflegt die natürlichen
Lebensgrundlagen. Sie erbringt einzigartige Leistungen für den Biotop- und
Artenschutz. Wichtige Schutz- und Umweltfunktionen gehen vom Bergwald und der
Berglandwirtschaft aus.

• Die ökologische Sicherung und wirtschaftliche Stabilität der Berggebiete sind
untrennbar mit einer funktionsfähigen Land- und Forstwirtschaft verbunden. Nur mit
einer ökonomisch gesunden Land- und Forstwirtschaft lassen sich auch die
ökologischen Anforderungen erfüllen.

Tragfähige Perspektiven für ein zukunftsorientiertes und erfolgreiches Leben und
Arbeiten in den Berggebieten müssen her! Gegen Preis- und Marktdruck, gegen
Kürzung der EU-Direktzahlungen und gegen Kostendruck aus zunehmenden
Produktionsauflagen!

• Die EU-Agrarpolitik muss verlässlich sein und die Förderung der
Multifunktionalität der Land- und Forstwirtschaft in ihren Mittelpunkt stellen.

• Die EU-Wettbewerbsbedingungen bei den Gesundheits-, Umwelt- und
Tierschutzstandards müssen gerade im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit der
Bergland- und -forstwirtschaft und im Interesse der Verbraucher unbedingt
harmonisiert werden.

• Die herausragende Bedeutung des Grünlandes in den Berggebieten muss stärker
honoriert werden. Die Milchmengenbegrenzung muss beibehalten werden. Auch in
Deutschland muss in Berggebieten eine Aufzuchtprämie für Kalbinnen gewährt werden
können.

• Die Möglichkeiten des Ausgleichs für natürliche Wirtschaftserschwernisse über
die Ausgleichzulage müssen stärker ausgeschöpft werden. Auch die wirtschaftlich
schwierige Situation in den Talbetrieben zwingt zu einem Ausbau der
Ausgleichszulagengewährung. Die Ausgleichszulage bei Grünland muss an die
Viehhaltung gebunden sein.

• Die Erzeugung nachwachsender Rohstoffe (Biomasse, Holz) muss gerade in
Berggebieten gefördert werden.

• Insbesondere im Hinblick auf die Bergland- und -forstwirtschaft sind die
Erwerbsmöglichkeiten im Rahmen von Urlaub auf dem Bauernhof sowie im Hinblick auf
Initiativen zur Regional- und Direktvermarktung stärker zu unterstützen.

• Die berufliche Fort- und Weiterbildung ist so auszurichten, dass sie den
Anliegen der Berggebiete gerecht wird.

Schützen durch Nützen! Nicht 'weitere Auflagen', sondern 'Förderung durch Anreize'
heißt hier die Devise!

• Viele Beispiele in den Berggebieten des deutschen Alm- und Alpenraumes und in
den Mittelgebirgen zeigen, wie ein erfolgreiches Miteinander von Land-, Forst- und
Ernährungswirtschaft sowie Umwelt- und Naturschutz funktionieren kann. Zur
Erleichterung der Bewirtschaftung gehört eine zeitgemäße und wirksame
Infrastruktur (zum Beispiel Erschließung mit Wegen).

Voraussetzung für das erfolgreiche Miteinander ist, dass über die gute fachliche
Praxis hinausgehende Anforderungen im Rahmen von freiwilligen Agrarumweltmaßnahmen
und des Vertragsnaturschutzes leistungsgerecht entgolten werden.
Vertragsnaturschutz geht vor Auflagennaturschutz!

Die Berggebiete und Mittelgebirge haben nur mit einer leistungsfähigen Land- und
Forstwirtschaft eine Zukunft!

Links zum Thema Landschaft und Natur,
Links zum Thema Verbände.

 


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