Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 01.08.2002

DBV: Zweite Erntemeldung bestätigt unterdurchschnittliche Erträge


Bonn (agrar.de) - Die Rückkehr des Sommers nach Deutschland hat dazu geführt, dass
die Getreideernte in allen Regionen Deutschlands nun mit Hochdruck fortgesetzt
wird. Von der Wintergerste stehen nur noch einige Restflächen im Norden und Osten
Deutschlands auf dem Halm. Auch die Rapsernte ist demnach in den meisten Regionen
Deutschlands weit vorangeschritten, berichtet der Deutsche Bauernverband
(DBV).

Im Osten Niedersachsens, in Schleswig-Holstein und den östlichen Bundesländern
wirken die starken Niederschläge der vergangenen Wochen noch nach. In den am
schlimmsten betroffenen Gebieten können die Mähdrescher noch nicht wieder aufs
Feld.

Fast alle Wintergerstenflächen in Deutschland sind nunmehr gedroschen. Die Gerste
wurde mit durchschnittlich 13 bis 15 Prozent Feuchtigkeit eingefahren. Die
schwierigen Wachstumsbedingungen im Frühjahr wirken sich in vielfach recht hohen
Schmachtkornanteilen aus. Je nach Region, Bodenqualität und Witterungsverlauf
melden die Landesbauernverbände große Schwankungen beim Hektolitergewicht der
Gerste. Während die Erträge im Südwesten, Bayern und Westfalen bis zu 10 Prozent
unter Vorjahr liegen, mussten Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein 10 - 20
Prozent niedrigere Hektarerträge und die östlichen Bundesländer bis zu 30 Prozent
weniger verkraften. Es wird erwartet, dass die Wintergerstenerntemenge in
Deutschland mit ca. 8 bis 8,5 Millionen Tonnen etwa 15 bis 20 Prozent unter dem
Vorjahresergebnis liegt. Der Anbauflächenrückgang erklärt davon nur 6 Prozent.

Aus Sicht der Bauern sind die gegenüber dem Vorjahr deutlich reduzierten Preise
unbefriedigend, weshalb viel Gerste auf dem eigenen Betrieb eingelagert wird.

Die Braugerste ist im Süden der Bundesrepublik zu etwa zwei Drittel geerntet. In
Niedersachsen ist etwa die Hälfte eingebracht, in Sachsen, Thüringen und Hessen
hat die Ernte begonnen. Während Niedersachsen und Thüringen von Ertragsrückgängen
von 20 bzw. 30 Prozent berichten, werden aus dem Saarland, Rheinland-Nassau und
Bayern von 5 bis 10 Prozent höhere Erträge gemeldet. In Baden-Württemberg wird
teilweise eine normale, teilweise eine im Vergleich zum Vorjahr um 10 bis 15
Prozent niedrigere Ernte eingebracht. Die Qualitäten der Braugerste sind normal
bis gut. Im Südwesten wird teilweise über erhöhte Sortierverluste berichtet.

Nur in den Frühdruschgebieten wie der badischen Rheinebene ist die
Weichweizenernte bereits abgeschlossen. Während im Südwesten etwa 20 bis 30
Prozent der Ernte eingebracht wurden, hat die Ernte im Norden gerade erst
begonnen. Erste Ernteergebnisse lassen gegenüber dem Vorjahr um 10 bis 20 Prozent
niedrigere Erträge erwarten. Während in Bayern die Druschergebnisse dem Vorjahr
entsprechen, wurde im Saarland sogar von 10 Prozent höheren Erträgen berichtet.
Rheinland-Pfalz und Hessen sind aufgrund der Frühjahrstrockenheit teilweise mit
Schmachtkorn konfrontiert. Durch die hohen Niederschläge der vergangenen Wochen
geschädigte Flächen sind oft noch nicht wieder befahrbar.

Die Landwirte tendieren dazu, Weizen guter Qualität auf den Höfen zu lagern und
noch nicht zu verkaufen. Bisher ist die Preisfindung noch sehr offen. Positiv zu
vermerken ist, dass die EU-Kommission ein Mandat erhalten hat, in der
Welthandelsorganisation über eine Verbesserung des Einfuhrsystems zu verhandeln.
Hierbei geht es um ein Einfuhrsystem mit Tarifquoten, aber auch Einfuhrregelungen
für bestimmte Getreidequalitäten. Der DBV empfiehlt den Bauern, den Markt
weiterhin gut zu beobachten. Dabei sollte man die Einlagerung auch von den
Qualitäten abhängig machen. Die Marktaussichten für Weizen höherer Qualität werden
besser als im Vorjahr eingeschätzt, weil dieser nicht aus Frankreich oder
Südosteuropa zur Verfügung steht.

Der Roggen ist in den südlichen Bundesländern schon zu mehr als der Hälfte
gedroschen. In Niedersachsen stehen noch 60 Prozent auf dem Halm, während in den
östlichen Bundesländern die Ernte gerade begonnen hat. Die Erträge liegen in
Bayern auf Vorjahresniveau, in den übrigen Bundesländern um 10 bis 20 Prozent
darunter. Lediglich das Saarland und Rheinland-Nassau melden höhere Erträge als im
Vorjahr. Da die Roggenfläche gegenüber dem Vorjahr um insgesamt 13 Prozent
eingeschränkt wurde, wird ein deutlicher Rückgang der gesamten Erntemenge in
Deutschland um ca. 1 Million Tonnen auf ca. 4 Millionen Tonnen erwartet. In den
nördlichen und nordöstlichen Roggenanbaugebieten hat der Regen die Bestände
teilweise ins Lager gedrückt und die Auswuchsgefahr erhöht. Die Qualitäten fallen
daher sehr unterschiedlich aus. Der Brotroggen kann in Niedersachsen 8,3 bis 9,4
Euro je Dezitonne (100 kg) erzielen.

Die Haferernte hat in einigen Bundesländern begonnen und die Ernte von Triticale
ist noch nicht weit fortgeschritten. Bisher liefern die angebotenen Preise für die
Bauern keinen Anreiz, ihr Getreide zu verkaufen.

Im Südwesten der Bundesrepublik und in Sachsen-Anhalt ist die Rapsernte bereits
abgeschlossen. In den nördlichen Bundesländern stehen noch etwa die Hälfte der
Bestände, in Mecklenburg-Vorpommern sogar noch zwei Drittel. Die Rapskörner wurden
mit sehr unterschiedlicher Feuchte geerntet. In den östlichen Bundesländern liegt
der Ertragsrückgang gegenüber dem Vorjahr bei 10 bis 40 Prozent. Hier haben die
starken Niederschläge die Körner regelrecht aus den Schoten herausgedroschen und
die Pflanzen auf den Boden gedrückt. Von den meisten Landesbauernverbänden werden
Auswuchsprobleme gemeldet. Regional bereiten niedrige Ölgehalte Sorge. Nur
Rheinland-Nassau und das Saarland melden über dem Vorjahr liegende Erträge, in
allen übrigen Bundesländern sind die Erträge um 10 bis 20 Prozent gesunken.
Vielfach ernteten die Bauern nicht genügend, um ihre Lieferverträge erfüllen zu
können. Die Erzeugerpreise liegen bei 20 bis 21 Euro je Dezitonne für freie Ware
und 19 bis 24 Euro je Dezitonne für Vertragsware.

Links zum Thema Pflanzen.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de