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@grar.de Aktuell - 31.07.2002

DIB zur Grünen Gentechnik: Wahlfreiheit braucht Informationen statt Werbeaktionen


Frankfurt (agrar.de) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) hat eine weitreichende Aktion gegen den Einsatz von Gentechnik in
Landwirtschaft und Lebensmitteln in verschiedenen Städten Deutschlands gestartet.
Sein Ziel ist es, mit einem acht Meter hohen Maiskolben die Aufmerksamkeit der
Bürger zu erregen und diese auf Gefahren der Grünen Gentechnik aufmerksam zu
machen. Die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) ist davon
überzeugt, dass
nur sachliche Informationen und stichhaltige Argumente den kritischen Bürger über
die Chancen und möglichen Risiken der Gentechnik aufklären können - werbewirksame
Aktionen helfen nicht viel weiter.

Nach Meinung des BUND birgt die Grüne Gentechnik unschätzbare Risiken für Mensch
und Umwelt - die Organisation spricht von einer 'schleichenden und
flächendeckenden Kontamination'. Dies verwundert
sehr, da der von Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast unter Beteiligung
aller Interessengruppen ins Leben gerufene Diskurs zur Grünen Gentechnik eine ganz
andere Faktenlage präsentiert: Die Grüne Gentechnik ist seit Jahren weltweit
Realität, ohne dass Schäden für Mensch und Umwelt nachgewiesen werden konnten.

Anfang der 90er Jahre haben dieselben Gruppen, die heute gegen die
Pflanzenbiotechnologie kämpfen, gegen den Einsatz der Gentechnik in der Medizin
protestiert. Heute sind 86 gentechnisch hergestellte Medikamente auf dem Markt,
die vielen Menschen helfen. Allerdings werden nur elf davon in Deutschland
produziert. Auch die Grüne Gentechnik zeigt neue Möglichkeiten auf, die es lohnt
zu nutzen. Sie kann zum Beispiel:

- die Produktion nachwachsender Rohstoffe optimieren,
- Medikamente und Impfstoffe umweltverträglicher und preiswerter gewinnen,
- die Bevölkerung mit wichtigen Stoffen - wie beispielsweise Vitaminen oder
Ballaststoffen - besser versorgen,
- widerstandsfähige Pflanzen für bislang nicht nutzbare Ackerbaustandorte erhalten
oder
- zu einer nachhaltigeren Form der Landbewirtschaftung führen.

Die an dem Künast-Diskurs beteiligten Umweltschutzorganisationen zeichnen immer
wieder dieselben Schreckensszenarien. Die DIB ist um eine sachliche Diskussion
bemüht. Im Folgenden werden einige Aussagen des BUND kritisch hinterfragt:

Der BUND...

... geht davon aus, dass Gentechnik-Lebensmittel eine unkontrollierbare Gefahr für
den Menschen darstellen. Fakt ist, dass gentechnisch veränderte Nahrungsmittel
sehr viel intensiver untersucht wurden als alle anderen Lebensmittel. Bevor in
Europa ein Lebensmittel zugelassen wird, das aus gentechnisch veränderten Pflanzen
hergestellt wurde, haben fast 50 Behörden in ganz Europa seine Sicherheit
überprüft. In den letzten Jahren wurden weltweit rund 100 Fütterungsstudien
durchgeführt, die die Sicherheit der Produkte beweisen. Auch im Anbau gentechnisch
veränderter Pflanzen gibt es längst umfassende Erfahrungen. Denn die Pflanzen
werden seit vielen Jahren weltweit auf einer Fläche
angebaut, die fast viermal so groß ist wie Deutschland (ca. 170 Mio. Hektar).

... befürchtet das Auftreten von Allergien durch den Verzehr gentechnisch
veränderter Pflanzen. Tatsache ist, dass es bisher zu keinem einzigen
nachweisbaren Krankheitsfall gekommen ist. Dagegen reagieren Hunderttausende von
Menschen allergisch auf konventionelle Milchprodukte, Nüsse und andere
Lebensmittel - ohne dass diese verboten werden. Das allergene Potenzial der
gentechnisch veränderten
Lebensmittel ist zudem Gegenstand der umfassenden Sicherheitsbeurteilung.

... warnt vor Antibiotikaresistenzen. Dabei ist die Wissenschaft zu dem Ergebnis
gekommen, dass eine solche Übertragung im Vergleich zu bereits bestehenden,
alltäglichen Faktoren nicht relevant ist. Denn durch den Verzehr von
konventionellen Lebensmitteln nimmt der Mensch pro Tag im Durchschnitt etwa eine
Million Mikroorganismen mit Antibiotikaresistenzen auf, ohne dass es zu
Beeinträchtigungen der Gesundheit kommt.

... verlangt, dass die Gentechnikindustrie endlich durch strenge Auflagen in die
Schranken gewiesen wird. Doch kaum ein Bereich in Europa ist gesetzlich so strikt
geregelt wie die Nutzung der Gentechnik. Und das, obgleich die von der EU und den
Mitgliedstaaten durchgeführte unabhängige Sicherheitsforschung immer wieder
gezeigt hat, dass Gentechnik-Lebensmittel mindestens so sicher wie konventionelle
Lebensmittel sind. (Die EU-Zusammenfassung finden Sie im Internet).

... betont, dass rund 80 Prozent der Bürger den Einsatz von Gentechnik bei
Nahrungsmitteln ablehnen. Fakt ist, dass einer aktuellen Umfrage der
Bundesregierung zufolge 46 Prozent der Menschen die Nutzung der Gentechnik für die
Züchtung von Pflanzen, die Schädlingen und Krankheiten widerstehen, unterstützen.
Für den Einsatz der Technologie zur Lösung pflanzenbaulicher Probleme in der
Dritten Welt sprechen sich sogar 67 Prozent der Befragten aus.

... befürchtet, dass gentechnisch veränderte, herbizidresistente Pflanzen diese
Eigenschaft auf andere Pflanzen übertragen. Doch Landwirte wissen sehr genau, wie
sie damit umgehen können, denn es handelt sich nicht um ein neues oder
gentechnikspezifisches Phänomen. Seit Jahrzehnten werden herbizidresistente
Pflanzen auf konventionellem Wege gezüchtet, ohne dass auf Äckern oder
unbewirtschafteten Flächen plötzlich unkontrollierbare 'Superunkräuter' entstehen.

... sieht die Gefahr, dass Pflanzen Giftstoffe produzieren, die nicht nur
ausgewählte Schädlinge angreifen, sondern über die Nahrungskette weitergegeben
werden. Es handelt sich dabei um Insektengifte, die seit Jahrzehnten im
ökologischen Landbau eingesetzt werden (Bt-Spritzpulver).

In seiner Pressemitteilung im Rahmen der Aktion betont der BUND: 'Politik ist für
die Menschen da, nicht für die Industrie'. Er vergisst dabei, dass es Menschen
sind, die Unternehmen gründen und lenken. Menschen, die selbst Verbraucher sind -
mit den gleichen Gefühlen und Ängsten.

Die Grüne Gentechnik bietet viele Vorteile - wir sollten sie nutzen. Um
potenzielle Risiken erkennen zu können, brauchen wir jedoch mehr praktische
Erfahrungen im Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen - auch in Deutschland.

Links zum Thema Biotechnologie.

 


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