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@grar.de Aktuell - 31.07.2002

Hessen: Geheimer Acker mit Gen-Mais aufgedeckt

Greenpeace fordert, den Anbau von Gen-Pflanzen zu stoppen


Frankfurt/Wölfersheim (agrar.de) - Die Umweltorganisation Greenpeace hat
einen bisher unbekannten Acker mit genmanipuliertem Mais bei Wölfersheim-Södel
(Wetteraukreis) in Hessen entdeckt. Um den Acker zu kennzeichnen, haben Aktivisten
eine vier Meter große Maiskolben-Attrappe aufgestellt und ein Transparent
aufgehängt mit der Aufschrift 'Gefahr: Hier wird heimlich Gen-Mais angebaut'. Auf
dem Feld wächst nach Greenpeace-Recherchen der Gen-Mais Bt-176 des schweizerischen
Gentechnik-Konzerns Syngenta. Greenpeace bietet der Öffentlichkeit vor
Ort an, die Pflanzen in einem mobilen Gen-Labor selbst auf Gentechnik zu testen.

'Den Verbrauchern wird die Gentechnik heimlich untergejubelt', sagt
Greenpeace-Sprecherin Ulrike Brendel. 'Der Gen-Mais muss sofort abgeerntet und
vernichtet werden, damit er nicht zuerst im Futtertrog der Kühe und so über die
Hintertür bei uns in der Milch, der Butter und dem Käse landet.' Auch die
benachbarten Bauern haben keine Möglichkeit, sich vor dem Gen-Mais zu schützen.
Mais-Pollen kreuzt sich nach einer Anfang 2002 veröffentlichten Studie der
Europäischen Umweltagentur auf bis zu 800 Meter entfernte Felder aus.

Die Gen-Saat auf dem hessischen Acker ist ein Teil der 50 Tonnen Gen-Mais, die das
Bundessortenamt (BSA) in Hannover dieses Jahr zum Anbau zugelassen hat.
Insgesamt erlaubte das Amt zehn Sorten Gen-Mais der Firmen Syngenta, Monsanto,
Bayer/Aventis und Pioneer. Syngenta verkauft das genveränderte Saatgut nach
eigenen Angaben an Forschungseinrichtungen sowie über den Landhandel und
Genossenschaften. Befragt nach den Anbauflächen ihres Gen-Saatguts, verstecken
sich die Gen-Konzerne hinter einer Mauer des Schweigens. Auch die Behörden führen
bisher keine Kataster darüber, auf welchen Feldern die Gen-Saat ausgesät wird. Im
Gegensatz dazu sind gentechnische Versuchsfelder öffentlich bekannt: Das
Robert-Koch-Institut in Berlin muss die Flurstücke genehmigen und
registrieren.

'Hier ist die Gentechnik außer Kontrolle. Niemand hat mehr den Überblick, wo die
zugelassenen 50 Tonnen Gen-Mais wachsen und wohin die Ernte gelangt', sagt
Brendel. Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, dafür zu sorgen, dass die
Gen-Konzerne die Felder öffentlich machen und die Ernte unschädlich entsorgt wird.

Gerade der Gen-Mais Bt-176 birgt laut Greenpeace Gefahren. Zum einen bildet er
durch Genveränderung ununterbrochen ein Insektengift, das jedoch nicht nur
unerwünschte Insekten wie den Maiszünsler tötet, sondern auch die Larven
nützlicher Schmetterlingsarten. Zum anderen enthält der Bt-Mais ein Gen, das ihn
gegen Antibiotika widerstandsfähig macht. Über Tierfutter und Lebensmittel kommen
Antibiotika-Resistenzgene im Darm in Kontakt mit Krankheitserregern, die ebenfalls
immun gegen Antibiotika werden können. Ärzte warnen davor, dass die Behandlung von
Patienten immer schwieriger wird, da die Wunderwaffe Antibiotika dadurch beim
Menschen wirkungslos wird.

Links zum Thema Biotechnologie.

 


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