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@grar.de Aktuell - 18.07.2002

ISN: Der MPA-Skandal ist ein Pharmaskandal


Damme (agrar.de) - 'Es ist beängstigend, mit welch krimineller Energie die
Futtermittelindustrie als Entsorgungskanal für pharmazeutische Produkte
missbraucht wird', erklärte Franz Meyer zu Holte, Vorsitzender der
Interessengemeinschaft der Schweinehalter Nord-Westdeutschland (ISN) zum
aktuellen MPA-Skandal.

Zum Schutz des Verbrauchers sei es daher notwendig, durch Betriebssperrungen
jegliches Risiko auszuschließen. 'Hier steht die deutsche Landwirtschaft
hundertprozentig hinter den Maßnahmen der zuständigen Behörden', so der
ISN-Vorsitzende, auch wenn das BGVV davon ausgehe, dass die MPA-Konzentration so
gering sei, dass keine Gefahr für den Menschen durch die Kontamination des Futters
zu erwarten sei.

'Natürlich stellen die Betriebssperrungen die betroffenen Betreibe vor große
finanzielle Probleme', so Meyer zu Holte. Schließlich entstehe pro Tag, den ein
Mastschwein länger im Stall verbleibe, ein Schaden von etwa 0,60 Euro pro Tag,
hinzu kämen 5 bis 15 Euro pro Schwein an Klassifizierungsverlusten. Bei der
ohnehin angespannten Lage auf dem Schweinemarkt, könne dies für viele Betriebe den
Ruin bedeuten. 'Der Skandal schlägt wiedereinmal voll auf die Landwirtschaft
durch - und das, obwohl die Landwirte nur die Opfer in diesem Skandal sind',
erläuterte der ISN-Vorsitzende. Auch der Rat der Verbraucherministerin Renate
Künast, kein Fleisch mehr zu essen, treffe nur die Landwirte, die wiedereinmal als
Sündenböcke der Nation herhalten müssten. Das Problem an sich werde dadurch nicht
gelöst.

'Wenn man bedenkt, dass das Geschlechtshormon MPA in den USA, Australien und in
Neuseeland immer noch als Wachstumshormon zugelassen ist, kann man den
Verbrauchern nur raten, auch weiterhin auf deutsche Produkte zu setzen', empfahl
Meyer zu Holte. Dies gelte ebenso im Hinblick auf das europäische Ausland, wo die
Kontrollen offensichtlich nicht annährend so gut funktionierten wie in
Deutschland.

'Die einzige Möglichkeit, eine sichere Produktion und damit einen zuverlässigen
Verbraucherschutz zu gewährleisten, sind Positivlisten, wie sie in Deutschland
bereits seit Dezember 2001 verwendet werden,' betonte Meyer zu Holte. 'Diese
müssen jetzt EU-einheitlich eingeführt werden, um Ausgangsstoffe und entsprechende
Kontrollen verbindlich für alle EU-Staaten festzulegen.'

Auch eine Offenlegung der Warenströme der Pharmaindustrie könne dazu beitragen,
dass eine Entsorgung von Abfällen über die Nahrungskette in Zukunft verhindert
würde. 'Schwarze Schafe dürfen mit derart kriminellen Machenschaften keine Chance
mehr haben,' so Meyer zu Holte. Kriminelle werde es zwar immer geben, aber
Straftaten dürften sich auf keinen Fall lohnen.

Die Forderung der ISN laute daher: Stärkung der heimischen Produktion und
konsequentere EU-einheitliche Kontrollen. Dieser Verantwortung müsse der Staat
gerecht werden. 'Allein mit überzogenen Rahmenbedingungen erreicht man allerdings
nur eine Abwanderung der Produktion in Länder mit niedrigeren Standards', erklärte
Meyer zu Holte. Damit sei dem Verbraucher letztendlich nicht geholfen.

Links zum Thema Tierernährung.

 


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