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@grar.de Aktuell - 17.07.2002

DVT: Schwächen an der Schnittstelle Lebensmittel – Futtermittel beseitigen


Bonn (agrar.de) - Angesicht des jüngsten Hormonskandals fordert der Deutsche
Verband Tiernahrung (DVT) stärkere Kontrollen bei der Herstellung, dem
Handel und der Direktverfütterung von Einzelfuttermitteln sowie bei der Entsorgung
von Lebensmitteln. Die Schnittstelle zwischen Lebensmittel- und
Futtermittelwirtschaft bildet aus Sicht des DVT eine Schwachstelle, die dringend
stärker reglementiert und überwacht werden muss. Dazu gehört auch das Verbot der
Verfütterung von Speiseabfällen.

In Deutschland wird nur etwa ein Viertel des gesamten Futterbedarfs über
gewerblich hergestelltes Mischfutter gedeckt. Das restliche Futter wird zum
Beispiel als Getreide, Silage, Heu oder Silomais erzeugt und direkt verfüttert
oder als Einzelfuttermittel zugekauft. Hierzu zählen auch Nebenprodukte aus der
Lebensmittelwirtschaft, wie beispielsweise die Verfütterung von Ölkuchen, von
Zuckerrübenschnitzel und Melasse aus der Zuckerindustrie oder. Glucosesirup aus
der Stärkeindustrie. Diese Komponenten werden zum Teil wieder in der
Lebensmittelindustrie und auch in der Mischfutterherstellung eingesetzt, ein
Kreislauf, der im Sinne einer nachhaltigen und umweltschonenden Wirtschaftsweise
zu begrüßen ist.

Bei dem jetzigen Hormonskandal handelt es sich um einen Abfallskandal, dem
kriminelles Handeln zugrunde liegt. Eine belgische Entsorgungsfirma hat
pharmazeutische Abfälle illegal in Glucosesirup gemischt und an die
Getränkeindustrie sowie Landwirte und Futtermittelhändler verkauft. Bei Nitrofen
ging es um Pflanzenschutzmittel-Altlasten in einer Lagerhalle, die von den
Behörden nie zur Lagerung von Getreide hätte zugelassen werden dürfen. Bei
Chloramphenicol war es eine Firma in den Niederlanden, die belastete Shrimps nicht
ordnungsgemäß entsorgt, sondern illegal weiterverkauft hat.

Bei allen Fällen handelt es sich um Vorgänge, die im Vorfeld der
Mischfutterherstellung passiert sind und bei denen Kontrollsysteme und staatliche
Behörden versagt haben.

Der DVT fordert daher europaweit

- eine einheitliche Zulassung und Kontrolle aller Hersteller von
Einzelfuttermitteln und von Mischfutter

- eine strikte behördliche Überwachung von Entsorgungsfirmen generell und speziell
von Firmen, die für die Entsorgung von Lebensmitteln zugelassen sind

- ein generelles Verbot des Einsatzes von Speiseabfällen in der Tierfütterung

- die Einführung einer verbindlichen Positivliste

'Wir begrüßen ausdrücklich die Forderung nach einer Positivliste', sagte Hubert
Grote, Hauptgeschäftsführer des DVT, heute in Bonn. 'Man muss aber auch ehrlich
sagen, dass uns diese Liste nicht vor kriminellen Handlungen schützt'. Richtig sei
jedoch der Ansatz, im Vorfeld der Mischfutterherstellung stärker zu reglementieren
und kontrollieren, was für die Herstellung von Futter- und Lebensmitteln
eingesetzt werden dürfe und vor allem, wer es dürfe. Für deutsche
Mischfutterhersteller gebe es die amtliche Registrierung bereits. Ebenso würden
amtlicherseits pro Jahr rund 100.000 Futtermitteluntersuchungen durchgeführt.

Mit großem Erstaunen nehme er deshalb die Forderungen der zuständigen
Fachministerin Renate Künast nach einer Zulassung und stärkeren Kontrolle von
Mischfutterbetrieben zur Kenntnis. 'Frau Künast sollte die Fakten zur Kenntnis
nehmen und an den wirklichen Schwachstellen ansetzen', so Grote. So könne er
beispielsweise nicht verstehen, warum sich die Ministerin auf EU-Ebene nicht für
ein Verbot der Verfütterung von Speiseabfällen stark mache. Die Erlaubnis,
Speisereste zu verfüttern, ließe sich mit dem totalen Verfütterungsverbot für
tierische Produkte an Nutztiere nicht vereinbaren.

Links zum Thema Tierernährung.

 


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