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@grar.de Aktuell - 15.07.2002

MPA: Sperre für mehrere hunderte Betriebe?


Düsseldorf/Berlin (agrar.de) - Weitere 'große Mengen' Hormon-belasteter
Futtermittel sind nach Angaben des Verbraucherschutzministerium aus den
Niederlanden nach Deutschland gelangt. Über genaue Mengen und den Herkunftsort
können laut Ministerium noch keine Angaben gemacht werden.

Nach Ansicht von NRW-Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn werden 'mehrere
Hundert Betriebe beinträchtigt' sein. Betriebe in verschiedenen Bundesländern
müssten gesperrt werden, sagte sie im Deutschlandfunk. Betroffen seien Nordrhein-
Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Thüringen und Bayern. Außerdem seien
Lieferungen nach Belgien, Dänemark, Schweden und Frankreich gelangt.

Anhand der von den belgischen und niederländischen Behörden gemeldeten
Informationen über mögliche Rückstände von Medroxy-Progesteron-Acetat (MPA) in
Futtermitteln, Fleisch und Getränken ergibt sich laut BMVEL derzeit folgender
aktueller Sachstand:

Getränke, bzw. Glukosesirup

Brandenburg hat die Überprüfung abgeschlossen. Eine Belieferung des
Getränkeherstellers hat im Mai 2001 stattgefunden. Nach Aussage der zuständigen
Behörde sind daraus hergestellte Getränke nicht mehr auffindbar.

In Bayern wurden an einen Getränkehersteller im November 2000, bzw. Februar 2001
rund 25 Tonnen, bzw. rund 22 Tonnen Glucosesirup geliefert. Es wurden
Rückstellproben von Erzeugnissen, die unter Verwendung des Glucosesirups
hergestellt wurden, mit den Abfülldaten Februar 2001, bzw. März 2001 vorgefunden.
Diese Proben werden zur Zeit untersucht.

In Baden-Württemberg ist ermittelt worden, dass im Dezember 1999 27 Tonnen
Glucosesirup weiter zu einem Lohnunternehmer nach Rheinland-Pfalz geliefert
wurden. Dort wurde Apfelcidre daraus hergestellt. Rückstellproben sind nicht
vorhanden, die Ware ist nicht mehr auf dem Markt.

Nordrhein-Westfalen teilt mit, dass die Überprüfung des Betriebes ergeben hat,
dass es sich um einen Handelsbetrieb handelt, der keine eigene Herstellung
betreibt. Die letzte Belieferung fand im Jahr 1999 statt.

Ein Verarbeiter in Rheinland-Pfalz hat im April und Mai 2002 über einen
Getränkehersteller in Nordrhein-Westfalen rund 60 Tonnen Glusosesirup mit Ursprung
'Bioland sugar liquids' erhalten. Die Behörden in Rheinland-Pfalz haben die
komplette, noch nicht verarbeitete Charge sichergestellt und untersuchen derzeit
Proben, die daraus gezogen wurden.

Fleisch

Die Lieferungen von ca. 7.500 Schweinen sind in den Ländern Rheinland-Pfalz,
Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen überprüft worden. Das Fleisch ist bereits
verarbeitet worden, Proben konnten keine mehr genommen werden. Die am 11. Juli
gemeldete Lieferung von Fleisch von weiteren ca. 2000 Schweinen aus Belgien nach
Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wird derzeit
von diesen Ländern weiterverfolgt.

Futtermittel

Die am 2. Juli gemeldete Futtermittellieferung (Weizenquellwasser) nach
Niedersachsen ist überprüft. Es fanden sich in zwei Proben jeweils ca. 0,2 mg/kg
MPA. Im Fleisch von zwischenzeitlich geschlachteten Schweinen des Betriebes konnte
kein MPA nachgewiesen werden. Die Betriebssperrung wurde aufgehoben.

Die am 9. Juli gemeldete Futtermittellieferung (Weizenstärke) nach
Nordrhein-Westfalen wird derzeit überprüft, der belieferte Betrieb ist gesperrt
und nach dem Fleischhygienegesetz unter Kontrolle.

Die am 11. Juli in Nordrhein-Westfalen identifizierten Betriebe, die
möglicherweise mit MPA belastete Melasse aus den Niederlanden zu Futtermitteln
verarbeitet haben, sind gesperrt, die dort gezogenen Proben werden derzeit
untersucht.

Mit den Bundesländern hat sich das Bundesverbraucherministerium auf folgendes
Vorgehen verständigt: Futtermittelbetriebe, die möglicherweise belastete Melasse
verarbeitet haben, sollen zunächst gesperrt werden. Rohstoffe sowie die daraus
hergestellten Futtermittel werden untersucht. Bei positiven Befunden werden die
damit belieferten landwirtschaftlichen Betriebe gesperrt, die Schlachttiere
untersucht und nur bei negativen Befunden freigegeben.

Das Bundesverbraucherministerium informiert die Fleischwirtschaft über dieses
Vorgehen, damit diese ihren Sorgfaltspflichten nachkommen kann.

In einer Experten-Sitzung in Brüssel haben sich heute Vertreter der EU-Kommission,
der Niederlande, Belgiens und Deutschlands darauf verständigt, EU-weit so
vorzugehen, alle möglicherweise belasteten Futtermittellieferungen nachzuverfolgen
und – im Falle eines positiven Befundes in Futtermitteln – die damit gefütterten
Tiere erst nach analytischem Negativbefund für die Vermarktung freizugeben. Allen
Tierhaltern, die von betroffenen Futtermittelherstellern beliefert wurden, werden
aufgefordert, bis zum Vorliegen der Futtermitteluntersuchungen von Schlachtungen
abzusehen.

Die EU-Kommission hat für morgen eine weitere Sondersitzung des Ständigen
Ausschusses für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit anberaumt, auf der
aktuell informiert und über das weitere Vorgehen beraten werden soll.

Links zum Thema Lebensmittelqualität und Kontrolle.

 


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