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@grar.de Aktuell - 12.07.2002

Bundestagswahl: Spitzenkandidaten unter der Rhetorik-Lupe


Königswinter/Berlin (agrar.de) - Das Auftreten der meisten Spitzenkandidaten für
die Bundestagswahl muss deutlich besser werden. 'Es wird uns erstaunlich
Hausbackenes geboten,' erklärte der Präsident des Verbandes der Redenschreiber
deutscher Sprache (VRdS), Thilo von Trotha, bei der Vorstellung von
Analysen der jüngsten Wahl-Parteitagsreden in Berlin.

Drei Rhetorik-Experten des Verbandes haben unabhängig voneinander, die Reden der
fünf Spitzenkandidaten analysiert. Sie sind ohne Absprache untereinander zu
vergleichbaren Ergebnissen gekommen. Die Experten ziehen den gemeinsamen Schluss:
Den oft zitierten mediengerechten Wahlkampf schafft in Deutschland nur
Bundeskanzler Schröder. Von Trotha: 'Die Wähler wollen durch Reden nicht getäuscht
werden. Aber rednerische Brillanz ist ihnen willkommen. Sie ist viel zu selten.'

Der Bundeskanzler brillierte auf dem Wahlparteitag der SPD mit einer
hervorragenden, beispielhaft zu nennenden Rede mit bester Präsentation. Er spielte
aber gerade am bedeutsamen Redeschluss seine motivatorische Kraft nicht voll aus.
Kanzlerkandidat Stoiber blieb auf dem Wahlparteitag der CDU hinter seinen
rednerischen Möglichkeiten zurück. Seine Rede litt unter handwerklichen Schwächen
und erheblichen Defiziten im Vortrag. Allerdings auch unter den klimatischen
Verhältnissen des Vortragsraumes.

Außenminister Fischer bot mit seiner frei im Rampenlicht gehaltenen Rede von allen
Kandidaten die beste und innovativste Präsentation. Allerdings setzte er beim
Publikum zuviel Vorwissen voraus und war deshalb nicht immer für alle
verständlich. Westerwelle enttäuschte: Seine Rede war zwar klar und verständlich,
aber so emotionslos wie ein Rechenschaftsbericht. Dass trotz einer solide
aufgebauten Redestruktur eine Rede ihre positive Wirkung verfehlen kann,
veranschaulichte die PDS-Kandidatin Zimmer. Ihre Gestik und Mimik waren steif, die
Modulation der Stimme war monoton.

Die drei Analysen von Professor Lothar Kolmer (Salzburg), Dariush Barsfeld
(Darmstadt) und Dr. Vazrik Bazil (Lutherstadt-Wittenberg) haben nicht die
politischen Inhalte der Reden bewertet. Sondern ausschließlich ihre sprachliche
und rhetorische Dimension. Zu den wesentlichen Untersuchungskriterien zählten
Prägnanz, Wirkebenen, Statik, Sprachqualität und Auftritt.

Dem Verband der Redenschreiber deutscher Sprache gehören knapp 300 Mitglieder an.
Zu seinen Zielen gehört die Verbesserung der Redekultur im deutschsprachigen Raum.

Agrar- und Umweltprogramme der Bundestagsparteien.

 


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