Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 12.07.2002

AbL: Viel Heuchelei bei Kritik an Fischler-Vorschlag

4.000 vernichtete Arbeitsplätze in Mecklenburg-Vorpommern – das ist die Zahl der letzten 6 Jahre!


Rukieten(Meckl.-Vorp.) / Hamm (agrar.de) - 'Wenn etwa der Agrarminister von
Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus, sich hinstellt und den Verlust von 4.000
Arbeitsplätzen in seinem Bundesland für den Fall prophezeit, dass die Vorschläge
von EU-Agrarkommissar Franz Fischler umgesetzt werden, dann ist das Heuchelei.
Denn ein Blick in die Statistik zeigt: Genau die bisherige Agrarpolitik hat dazu
geführt, dass zwischen 1995 und 2001 in Mecklenburg-Vorpommern mehr als 4.000
Arbeitsplätze in der Landwirtschaft vernichtet wurden', kritisierte Dr. Jörg
Gerke, Bundesvorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
(AbL) die aktuelle Diskussion um die Fischler-Vorschläge.

'Wir brauchen gerade deshalb die Reform der europäischen Agrarpolitik, damit der
bestehende Trend des Arbeitsplatz-Abbaus in der Landwirtschaft umgekehrt wird', so
Gerke.

Die AbL belegte ihre Aussage mit Zahlen des Statistischen Landesamtes
Mecklenburg-Vorpommern. Danach waren in dem nördlichsten Bundesland 1995 noch
21.030 Mitarbeiter in Landwirtschaft beschäftigt, im Jahr 2001 nur noch knapp
16.800. Innerhalb von 6 Jahren wurden in dem Land demnach 4.230 oder 20 Prozent
der landwirtschaftlichen Arbeitsplätze vernichtet.

'Dieser bisherige Abbau der Arbeitsplätze hängt unmittelbar mit der bisherigen
Form der Direktzahlungen zusammen. Weil die Zahlungen pro Hektar Ackerfläche und
pro Mastbulle gezahlt und die Beschäftigungsleistung der Betriebe völlig außer
Acht gelassen wird, belohnt das Prämiensystem diejenigen, die Arbeitsplätze
abbauen', so Gerke, der auch Landes­vorsitzender der AbL in Mecklenburg-Vorpommern
ist. Das führe im Extrem dazu, dass in durchrationalisierten Marktfruchtbetrieben
umgerechnet auf die Arbeitskraft bis zu 100.000 Euro Prämie aus Brüssel gezogen
werden. 'Der Durchschnitt der Betriebe in Deutschland muss pro Arbeitskraft
dagegen mit weniger als einem Zehntel an Prämie auskommen', machte Gerke die
ungerechte Verteilung der Zahlungen deutlich.

Um den bestehenden Anreiz zum Arbeitsplatzabbau umzukehren, fordert die AbL, die
von Fischler vorgeschlagene Obergrenze zu flexibilisieren. Dazu sollten die
Betriebe die Möglichkeit erhalten, ihre Arbeitskräfte bei der Bemessung der
Prämien realistisch in Ansatz zu bringen. 'Dieser Ansatz ist in den
Fischler-Vorschlägen angelegt, aber noch nicht konsequent ausgearbeitet. Die
Betriebe, die Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen, dürfen bei den Prämien
nicht länger benachteiligt werden. Sonst schaffen wir es nie, die schlummernden
Potenziale der Landwirtschaft für den Arbeitsmarkt in den strukturschwachen
Regionen Ostdeutschlands zum Leben zu erwecken', so Gerke.

Ein weiterer Baustein, um in diesem Sinne innovative Entwicklungen im ländlichen
Raum zu fördern, sei das Vorhaben der EU-Kommission, das Geld, das durch
verschiedene Maßnahmen bei den Direktzahlungen einbehalten werden soll, den
Regionen für gezielte Fördermaßnahmen zu belassen. 'Hier liegen Chancen, um zu
einer größeren Vielfalt auf den Betrieben und in den Regionen zu kommen. Diese
Vielfalt schafft mehr Zukunft und Stabilität als das Beharren auf alten
verkrusteten Strukturen', kommentierte Gerke abschließend.

Links zum Thema Verbände,
Links zum Thema EU und Landwirtschaft.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de