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@grar.de Aktuell - 11.07.2002

Ernährungsindustrie fordert ausgewogene Agrarreformen

Nudelhersteller in Deutschland durch EU-Vorschläge bedroht


Bonn (agrar.de) - Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie
(BVE) begrüßt die Absicht der EU-Kommission, die Agrarpolitik stärker am
Markt auszurichten. Die agrarpolitischen Rahmenbedingungen beeinflussen maßgeblich
die Wettbewerbsfähigkeit der Ernährungsindustrie als Verarbeiter von mehr als 70
Prozent der landwirtschaftlichen Rohstoffe.

Die Umstellung von der Preisstützung auf betriebsbezogene Direktbeihilfen
ermöglicht generell die bessere Anpassung der Agrarproduktion an die
Verbraucherwünsche und die Anforderungen der Ernährungsindustrie in Bezug auf
Verfügbarkeit, Qualität und Preis. Aspekte der Lebensmittelsicherheit, der
Lebensmittelqualität und der Nachhaltigkeit können so in der Agrarproduktion
stärker berücksichtigt werden.

Die konsequente Fortsetzung der Agenda 2000 würde die Verhandlungsposition der EU
in der neuen Welthandelsrunde weiter stärken und zudem den Prozess der
EU-Osterweiterung unterstützen. Damit verbessern sich die Exportchancen der
Ernährungsindustrie auf den expandierenden Weltmärkten. Da die Reformen noch nicht
vollständig auf Interventionen verzichten, bleibt die Ernährungsindustrie aber auf
Ausfuhrerstattungen angewiesen, soweit die EU-Marktpreise bei den einzelnen
verarbeiteten Rohstoffen die Weltmarktpreise übersteigen. In diesem Punkt muss die
EU-Kommission bei den WTO-Agrarverhandlungen 2003 eine harte Linie vertreten.

Trotz der Zustimmung zum grundsätzlichen Reformkurs der EU-Kommission sieht die
Ernährungsindustrie einzelne Maßnahmen kritisch.

Beispielsweise würden die Vorschläge der EU-Kommission zum Hartweizen den
Unternehmensbestand der Nudelherstellern und Hartweizenmühlen in Deutschland
gefährden. Die Konzentration der EU-Subventionen auf die klassischen Anbaugebiete,
z.B. Süditalien, hätte die Einstellung des Hartweizenanbaus in den anderen
Regionen zur Folge und würde die deutschen Verarbeiter von der Rohstoffversorgung
de facto abschneiden. Rund 2.400 Arbeitsplätze wären bedroht.

Auch im Milchbereich hätte sich die Ernährungsindustrie klarere Aussagen erhofft,
insbesondere zur Quotenfrage, um die Rahmenbedingungen für Verarbeiter und
Erzeuger verlässlicher zu gestalten. Grundsätzlich spricht sich die
Ernährungsindustrie für die Beibehaltung einer Milchquotenregelung aus, die
allerdings flexibler gemanagt werden müsste.

In der Halbzeitbilanz vermisst die BVE eine detaillierte Analyse der Auswirkungen
der Kommissionsvorschläge auf die Ernährungsindustrie. Erst wenn diese vorliegt,
kann das Maßnahmenpaket umfassend bewertet werden.

Links zum Thema EU und Landwirtschaft,
Links zum Thema Verbände.

 


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