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@grar.de Aktuell - 04.07.2002

BWV: Gespräch mit Bioverbänden


Koblenz (agrar.de) - Vertreter von Bioanbauverbänden trafen sich zum Gespräch mit
dem Präsidenten des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau (BWV),
Leo Blum und dem Hauptgeschäftsführer Dr. Josef Derstappen. Präsident Blum lud zu
dem Gespräch, um vor allem die Nitrofenproblematik zu besprechen, die bisher
Rheinland-Pfalz nicht betroffen hat. Die Vertreter der Bioanbauverbände unter der
Leitung von Manfred Nafziger, dem Vorsitzenden vom Bioland-Landesverband, wiesen
daraufhin, dass kriminelle Energien kaum zu bekämpfen seien. Wo Geld zu verdienen
sei, seien auch Menschen mit unlauteren Gedanken am Werk. Die Nitrofenproblematik
sei bereits im Dezember 2001 von der Firma Hipp erkannt worden. Trotzdem habe es
bis Mai diesen Jahres gedauert, bis Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast
davon erfahren habe. Dies sei der eigentliche Skandal.

Die heimischen Bioanbaubetriebe und Direktvermarkter hätten keine Probleme mit dem
Nitrofenskandal gehabt. Sie verzeichneten sogar einen Vertrauensgewinn.

Präsident Leo Blum kritisierte den Lebensmitteleinzelhandel, der überhastet
reagierte und teilweise Bioware ohne Not auslistete. Die Regionalität müsse auch
künftig verstärkt hervorgehoben werden. Allerdings, so betonten die Vertreter der
Ökoanbauverbände, könnten nur 5 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe ihre
Produkte über Direktvermarktung absetzen. Die Direktvermarktung sei nun mal eine
Nische und nicht für den Mengenabsatz geeignet.

Der Lebensmitteleinzelhandel sollte vom Bauern- und Winzerverband verstärkt
angesprochen und in die Pflicht genommen werden. Blum entgegnete, dass dies nur
dort Sinn mache, wo eigenständige Unternehmen in Handelsketten integriert seien.
Handelsketten selbst würden sich von Verbänden keine Vorschriften machen lassen.
Dies hätten die bisherigen Gespräche zwischen Bauernverbänden und
Lebensmitteleinzelhandel bereits gezeigt.

Alle Anwesenden waren sich darüber einig, dass die Masse der Bürgerinnen und
Bürger letztlich ihre Lebensmittel billig einkaufen wolle. Hinzu komme, erklärte
der Präsident, dass das EU-Biosiegel die Verbraucher weiter verunsichere. Es sei
ein Siegel für ökologisch erzeugte Produkte, die allerdings billig angeboten
würden. Letztlich sei dieses Siegel mit weit weniger Auflagen behaftet, als die
der deutschen Bioanbauverbände.

Nafziger fügte hinzu, dass durch das Biosiegel mittlerweile Bio-Importe möglich
seien, deren Konkurrenzverhalten zu den heimischen Produkten allerdings noch
abzuwarten sei. Kritisch werde die unterschiedliche Förderung einzelner Betriebe
innerhalb Deutschlands gesehen. Es gäbe Bundesländer, wie beispielsweise
Nordrhein-Westfalen, die bei der Förderung ihrer ökologisch wirtschaftenden
Betriebe keine Prämiendeckelung vorgesehen hätten, während in Rheinland-Pfalz eine
Obergrenze bestünde. Somit könnten selbst innerhalb Deutschlands, je nach
Bundesland viele Biobetriebe kostengünstiger produzieren, als beispielsweise die
rheinland-pfälzischen Betriebe.

Ein weiterer Diskussionspunkt waren die Kontrollmaßnahmen, die auf EU-Ebene
verbessert werden müssten.

Auch die Futtermittelindustrie, so der Hauptgeschäftsführer Dr. Josef Derstappen,
müsse ein anderes Verhalten als bisher an den Tag legen. Mehr Verantwortung für
die Futtermittelproduktion und deren Kontrolle sei unerlässlich.

Nafziger fügte hinzu, dass die Futtermittelproben bei den Firmen und nicht bei den
landwirtschaftlichen Unternehmen gezogen werden müssten. Letztlich seien die
Futtermittelfirmen für die Futtermittelherstellung verantwortlich.

Die anwesenden Verbandsvertreter waren sich darin einig, dass die Ökoanbauverbände
und der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau überwiegend gleiche Ziele
verfolgten. In Zukunft werde die Sacharbeit für die Ökoanbauverbände auch
verstärkt in Zusammenarbeit mit dem Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau
durchgeführt, um die Interessen gegenüber der Politik und den vor- und
nachgelagerten Bereiche zu bündeln.

Links zum Thema Nitrofen,
Links zum Thema Bio-Landbau,
Links zum Thema Verbände.

 


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