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@grar.de Aktuell - 21.06.2002

Naturland nach dem Nitrofen-Skandal: Konsequenzen für die Zukunft


Gräfelfing (agrar.de) – Der Nitrofen-Skandal hat die ganze Ökobranche erschüttert.
Naturland zieht nun Konsequenzen: Nach sorgfältiger Recherche der
zugänglichen Fakten wurde mit der Analyse und der Aufarbeitung begonnen. Die
wichtigsten Maßnahmen sind die Prüfung durch die Anerkennungskommission, ob
Sanktionen gegen betroffene Unternehmen verhängt werden müssen, und die Bildung
einer Expertenkommission, die Empfehlungen für die Zukunft geben soll. Naturland
Geschäftsführung und Präsidium wollen damit die Weichen stellen für strukturelle
Maßnahmen, die Vorfälle wie den Nitrofen-Skandal bei Naturland zertifizierten
Unternehmen in Zukunft verhindern helfen sollen.

Naturland hat die bisher feststellbaren Fakten, die für den Verband zugänglich und
nicht z.B. durch Staatsanwaltschaften blockiert sind, umfassend recherchiert. Das
vorläufige Fazit: Naturland hat im Rahmen seiner Befugnisse rechtlich korrekt
gehandelt. Der Nitrofen-Skandal hat aber Schwachstellen in der gesamten Kette der
ökologischen Lebensmittelwirtschaft aufgezeigt. Auch bei Naturland sind
Verbesserungen möglich und nötig. Dies wurde in allen Naturland Strukturen
diskutiert. Diese Strukturen – Delegiertenversammlung, regionale Treffen der
Bauern, Präsidium, Geschäftsführung – sind mehrheitlich von Bauern besetzt, die
jetzt z.T. auch betroffen sind. Um aus den Vorgängen zu lernen, soll jetzt eine
gemeinsame Kommission aus internen und externen Fachleuten Empfehlungen für die
Zukunft erarbeiten.

An vielen Nahtstellen (Unternehmen, Behörden, Kontrollstellen, Verbände) hat
Kommunikation nicht oder nur unzureichend funktioniert. Konkret wird jetzt bei
Naturland überlegt, wo Änderungen im eigenen Haus notwendig sind. Punkte, die
geprüft und ggf. durch strukturelle Maßnahmen verbessert werden sollen, sind z.B.
die Vertragsgestaltung mit Unternehmen der Futtermittelindustrie, eine
Fokussierung einzelner Punkte in den Richtlinien, die Kommunikation mit
Kontrollstellen, die Meldepflicht von Unternehmen gegenüber Naturland, der Umgang
mit Rückholaktionen und die Kommunikation mit Behörden und Verbänden.

Die Anerkennungskommission von Naturland beschäftigt sich ebenfalls intensiv mit
den Vorgängen. Diese Anerkennungskommission ist unabhängig, ihre Mitglieder werden
von der Delegiertenversammlung berufen. Die Anerkennungskommission geht der Frage
nach, ob und in welchem Umfang Versäumnisse der von Naturland zertifizierten
Unternehmen vorliegen – von der Verletzung der Informationspflicht bis zum
Richtlinienverstoß. Dies wird untersucht, geklärt und ggf. angemessen sanktioniert
werden. Eine Wertung ist aber erst abschließend möglich, wenn die
staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen beendet sind. Mögliche Maßnahmen der
Sanktion reichen von einer Abmahnung über Geldbußen bis zu einer Kündigung des
Vertrags.

Naturland steht als gemeinnütziger Verein in der direkten Verantwortung für rund
1.700 deutsche Öko-Bauern, die diesen Verein mit ihren Mitgliedsbeiträgen tragen.
Viele Betriebe sind jetzt unverschuldet in wirtschaftliche Not geraten. Mögliche
Schwachstellen in der Qualitätssicherung zu schließen und Vorfälle wie den
Nitrofen-Skandal für die Zukunft möglichst auszuschließen, ist für diese Betriebe
und alle Öko-Bauern existentiell wichtig. Bei der jetzt anstehenden Optimierung
der Qualitätssicherung setzt Naturland auf die Kooperation aller Beteiligten,
damit alle Nahtstellen im Netzwerk Öko-Markt bearbeitet oder verändert werden
können.

Naturland Geschäftsführer Gerald A. Herrmann: 'Wir wollen gemeinsam mit allen
Beteiligten alle Anstrengungen unternehmen, um Nahtstellen abzusichern. Die
Möglichkeiten von Naturland beschränken sich dabei auf die Ebene des
privatrechtlich organisierten Ökolandbaus. Viel werden mitwirken müssen: Kein
Einzelner in dem Netzwerk Öko-Markt wird allein in der Lage sein, alle Nahtstellen
zu bearbeiten oder gar zu verändern. Naturland arbeitet daran und fördert dazu
auch aktiv seit langem die Initiative zur Gründung eines neuen Dachverbandes,
der – und das ist neu – den Handel und die Verarbeiter einschließt. Wir begrüßen
dies sehr. Damit kann eine neue Qualität der Zusammenarbeit für den gesamten
Öko-Markt erreicht werden.'

Jetzt gelte es, dem erlittenen Imageschaden für den Ökologischen Landbau massiv
entgegen zu arbeiten und neues Verbrauchervertrauen aufzubauen. Naturland
Präsidium und Geschäftsführung fordern außerdem, dass gleichzeitig auf der Ebene
der gesetzlichen Vorgaben, bei der Umsetzung der EU Öko-Verordnung, bei
Kontrollen, in der Zusammenarbeit der Kontrollstellen und vor allem bei der
Zusammenarbeit der Behörden untereinander nachgedacht wird, um mehr Sicherheit für
den Verbraucher zu erreichen.

Links zum Thema Bio-Verbände,
Links zum Thema Nitrofen.

 


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