Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 31.05.2002

ZDS: 'Massentierhaltung' - ein Feindbild?


Bonn (agrar.de) - Das Unwort 'Massentierhaltung' kursiert in aller Munde, ohne
jemals klar definiert worden zu sein. Es ist eine griffige 'Adresse' für Vorwürfe
aller Art und gleichzeitig ein be-liebtes Feindbild für Kritiker der modernen
Tierhaltung. Z.B. wirft der BUND der Bundesregierung in seiner jüngsten Kampagne
vor, die 'Massentierhaltung' im Rahmen der Agrarwende noch nicht zurückgeschraubt
zu haben. Als Begründung wird u.a. auf zahlreiche Bauanträge verwiesen, die bei
den Genehmigungsbehörden liegen. Die Alternative sieht der BUND in
kleinbäuerlicher, ökologischer Landwirtschaft. Aus Sicht des Zentralverbandes der
Deutschen Schweineproduktion (ZDS) handelt es sich allerdings um ein Wunschbild,
das nicht der Verbrauchernachfrage entspricht. Nur wenige Besserverdiener können
sich die teure Ökoware leisten. Die 'Masse' der Verbraucher kauft preiswerte
'Klasse' im Supermarkt.

Angesichts eines Marktanteils von maximal 2 Prozent für Öko-Schweinefleisch und
angesichts eines Importbedarfes von mehr als 15 Prozent ist es realitätsfremd - um
nicht zu sagen ignorant - allein auf die ökologische Tierhaltung zu setzen und
gleichzeitig geflissentlich zu übersehen, dass die Einfuhren aus Ländern stammen,
die ebenfalls 'massenhaft' Schweine halten, und zwar z.T. bis zu 400 Prozent über
den eigenen Bedarf hinaus.

In seiner Kritik am mangelnden Erfolg der 'Agrarwende' verweist der BUND u.a. auf
zahlreiche Bauanträge für große Ställe. In der Tat bewirkt die aktuelle Agrar- und
Umweltpolitik eine Beschleunigung des Strukturwandels in der Landwirtschaft, da
kleine Betriebe die geforderten Auflagen nicht finanzieren können. Dafür wären
hohe staatliche Subventionen erforderlich. In diesem Zusammenhang sei darauf
hingewiesen, dass die Schweinehalter stolz darauf sind einen Markt zu bedienen,
der nicht subventioniert wird. Es bleibt also nur der Weg, die Kostenbelastung auf
eine größere Tierzahl zu verteilen oder sich der Kritik auszusetzen,
Subventionsempfänger zu sein.

Wenn das Feindbild 'Massentierhaltung' (auch 'Tierfabrik') u.a. mit pauschalen
Vorwürfen der Tierquälerei, Umweltschädigung und eines hohen Arzneimitteleinsatzes
belegt wird, dann übersehen der BUND und andere Kritiker folgendes:

- Tierschutz (das Wohlbefinden der Tiere) ist keine Frage der Bestandsgröße,
sondern des Managements und allenfalls des Haltungs-systems; das hat
zwischenzeitlich auch BMVEL Staatssekretär Berninger erkannt.

- Die Spezialisierung in der Landwirtschaft ist wie in anderen
Wirtschaftsbereichen mit einer Spezialisierung und Qualifizierung der
Arbeitskräfte und des Betriebsleiters ver-bunden - zum Wohle der Tiere.

- Bauanträge werden nur unter Einhaltung gesetzlicher Vorgaben bewilligt. Es
erscheint widersinnig, Neu- und Umbaumaßnahmen zu kritisieren, die zur Ablösung
alter Ställe führen, deren Standard u.U. nicht mehr den heutigen Ansprüchen an den
Tier- und Umweltschutz entspricht.

- Es stimmt, dass Gülle das Grundwasser belastet, allerdings nur, wenn sie im
Übermaß ausgebracht wird. Das wäre eine Vergeudung wertvoller Ressourcen. Hieran
ist kein qualifizierter Landwirt interessiert und dem steht die
Düngemittelanwendungsverordnung entgegen, die Einzelheiten einer bedarfsgerechten
Ausbringung von Wirtschaftsdüngern regelt.

- Es stimmt, dass giftige Emissionen die Umwelt schädigen; das gilt für alle
Lebens- und Wirtschaftsbereiche, auch für die ökologische Tierhaltung. Stallbauten
werden deswegen nur genehmigt, wenn zur Emissionsminderung die 'Beste verfügbare
Technik' genutzt wird. Das spricht für die Modernisierung der Tierhaltung, also
für Neu- oder Ersatzinvestitionen.

Vor dem Hintergrund der skizzierten Fakten appelliert der ZDS an alle
Verantwortlichen, die propagierte Agrarwende nicht zu ideologisieren und
insbesondere nicht gegen, sondern mit den Landwirten zu gestalten; nur so könne
sie zum Erfolg geführt werden. Der ZDS ist bereit, hieran konstruktiv mitzuwirken.

Information: Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion e.V. (ZDS),
Adenauerallee 174, 53113 Bonn, Tel.: 0228-91447-42, Fax: 0228-91447-45,
E-Mail.

Links zum Thema Verbände.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de