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@grar.de Aktuell - 29.05.2002

Herbizid in Ökogetreide: Mahnung zur Sachlichkeit


Dresden (agrar.de) - Im Zusammenhang mit Nitrofen-belasteten Öko-Futtermitteln hat
Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Steffen Flath zu mehr Sachlichkeit
und Besonnenheit aufgerufen. 'Die zum Teil unerträglichen Äußerungen aus Politik
und bäuerlichen Berufsstand verstärken die Verunsicherung der Verbraucher und sind
kontraproduktiv für die Ursachenforschung', sagte Flath am Mittwoch, 29. Mai, in
Dresden. Flath warnte davor mit voreiligen Forderungen nach verschärften
Kontrollen, den Verbrauchern absolute Sicherheit zu suggerieren.

'Weder im Öko-Landbau noch in der konventionellen Landwirtschaft wird es
hundertprozentige Sicherheit geben', so der Agrarminister. Gegen kriminelle
Energie sei niemand gewappnet. Das Auftauchen belasteter Futtermittel dürfe nicht
zum Anlaß genommen werden, die ganze Ökobranche und Landwirtschaft
vorzuverurteilen. Eine Lehre könnte man jedoch bereits jetzt aus der Krise ziehen,
so Flath weiter. Der Fall habe einen eklatanten Mangel an regionalen Erzeugungs-,
Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen deutlich gemacht. 'Wir brauchen mehr
regionale Wertschöpfungsketten', forderte Flath.

Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus stellte Äußerungen
von Bundesverbraucherschutzministerin Künast richtig: Von einer 'wundersamen
Vermehrung von Ökoweizen' in Mecklenburg-Vorpommern könne keine Rede sein. 'Uns
liegen detaillierte Lieferlisten vor, aus denen eindeutig hervorgeht, dass die
besagte Liefermenge von Ökoweizen aus Brandenburg sich nicht 'vermehrt', sondern
im Gegenteil nach Trocknung und Lagerung in Mecklenburg-Vorpommern sogar
verringert habe', stellt der Agrarminister Mecklenburg-Vorpommerns klar. Gestern
morgen hatte es diesbezüglich noch Unklarheiten gegeben. Nach Aussagen des
brandenburgischen Landwirtschaftsministeriums seien nur 260 Tonnen Ökoweizen aus
Brandenburg geliefert, aber 320 Tonnen aus Mecklenburg-Vorpommern weiter
transportiert worden.

Eine gemeinsame Überprüfung in dem Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern durch
Behörden aus Mecklenburg-Vorpommern und aus Brandenburg am gestrigen Tag konnte
diese Differenz aber ausschließen. Demnach wurden 325,34 t Rohware aus Brandenburg
an den Getreidehändler aus M-V geliefert. Die Abrechnungsmenge betrug nach
Trocknung und Reinigungsverlusten 294,9 t. 'Zwischen uns und dem Land Brandenburg
gibt es diesbezüglich nun keine differierende Meinung. Ich halte es aber für
unverantwortlich, dass Bundesministerin Künast mit ungeprüften Aussagen an die
Öffentlichkeit geht und somit den Eindruck erweckt, dass der Betrieb in
Mecklenburg-Vorpommern unter Verdacht steht, unerlaubte Handlungen vorgenommen zu
haben', so Backhaus. Ähnlich wertet er ihre Aussage, dass Mecklenburg-Vorpommern
von dem Futtermittelskandal am stärksten betroffen sei.

'Natürlich ist es richtig, dass in den bislang fünf gesperrten Betrieben in
Mecklenburg-Vorpommern gut 200.000 Tiere betroffen sind. Aber andere Länder haben
noch gar keine Aussagen zu ihren betroffenen Tierbeständen geliefert. Wenn man
also etwas vergleichen will, dann kann man derzeit nur feststellen, dass bei uns
bislang bei fünf Unternehmen Lieferbeziehungen zu dem Futtermittelhändler aus
Niedersachsen belegt sind, in Niedersachsen dagegen bei 93 Betrieben. Ich habe
kein Interesse daran, Länder untereinander auszuspielen. Wir können diesen Skandal
nur gemeinsam aufklären. Dabei sollten Sachlichkeit und Zuverlässigkeit an
oberster Stelle stehen.'

Links zum Thema Agrarpolitik.

 


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