Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 29.05.2002

Harzer Rotvieh ist zur Seltenheit geworden

Bedrohte Rinderrasse nur mit besonderer Unterstützung vor dem Aussterben zu retten


Hannover (agrar.de) - Nur noch wenige Exemplare gibt es von den 'Arabern' unter
den Kühen: Das Harzer Rotvieh der Alten Angler Zuchtrichtung, noch in den 60-er
und 70-er Jahren ein vertrautes Bild und Touristenattraktion im Harz, gehört nach
Angaben des niedersächsischen Landvolkverbandes zu den bedrohten
Haustierrassen und wurde deshalb zur 'Nutztierrasse des Jahres 2002' ernannt.
Bundesweit existieren nur noch ungefähr 200 Kühe der Alten Angler Zuchtrichtung,
davon 70 in Niedersachsen. Die gesunden, aber kleinen, tiefroten
Zweinutzungsrinder sind heute immer mehr von den milchbetonten Holstein-Friesen
verdrängt worden. Nur noch wenige Züchter bemühen sich um die Erhaltung dieser
Rasse, sie werden dabei von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter
Haustierrassen (GEH) gefördert und unterstützt. Doch trotz finanzieller
Hilfen befindet sich die Rasse weiter auf dem Rückzug. Noch vor wenigen Jahren
wurde ein Bestand von 300 Tieren gezählt - um 1900 waren es immerhin gut 60.000.

Große Bedeutung hatte das Harzer Rotvieh zur Zeit des intensiven Bergbaus im Harz.
Damals besaßen viele Familien eine oder zwei Kühe, um den eigenen Haushalt mit
Milch und Fleisch zu versorgen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gewann die
Milchleistung eine immer größere Bedeutung. In das Harzer Rotvieh wurde deshalb
das Angler Rind eingekreuzt, ebenfalls eine rote Rasse mit besserer
Milchleistungsveranlagung. Doch auch das Angler Rind konnte sich gegenüber den
rot-weißen Red Holsteins mit ihrer höheren Milchleistung nicht behaupten. Durch
die Einkreuzung seit den 80-Jahren wurde diese Rasse mehr und mehr verdrängt.
Heute gibt es nur noch zwei größere Herden, auf denen das Alte Angler Rind
weiterhin gezüchtet wird. Eine davon befindet sich in Schleswig Holstein, die
andere in Everode im südlichen Harz. Nur mit weiterer finanzieller Unterstützung
sowie der Vermarktung von Milchprodukten und Fleisch als besondere Spezialität für
gutes Geld ist der Niedergang der Rasse noch zu stoppen.

Das Alte Angler Rind und damit auch das Harzer Rotvieh ist deutlich kleiner als
die heuti-gen milchleistungsbetonten Holstein-Friesen. Dadurch ist auch das
Futteraufnahmevermögen, eine Grundvoraussetzung für höchste Milchleistung,
geringer als bei den Holstein-Friesen. Andererseits ist es wegen seiner
Genügsamkeit geradezu prädestiniert für die ex-tensivere Milcherzeugung. Die
fettreiche Milch ist aufgrund ihrer besonderen Aminosäurezusammensetzung
hervorragend geeignet für die Herstellung von Käse. Zugleich sind die Tiere sehr
temperamentvoll und neugierig. Die Züchter schätzen auch ihre gute Gesundheit, vor
allem ihre gesunden Klauen, die ihnen eine gute Marschfähigkeit verleihen. Weniger
gut sind die Tiere für die Mast geeignet, weil sie immer schon auf hohe
Milchleistung gezüchtet worden sind. Dafür ist ihr Fleisch sehr zart und
feinfaserig und wird von Kennern geschätzt.

Links zum Thema Seltene Rassen.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de