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@grar.de Aktuell - 28.05.2002

Mecklenburg-Vorpommern: Fünf geflügelhaltende Betriebe vorsorglich gesperrt


Schwerin (agrar.de) - In Mecklenburg-Vorpommern sind derzeit fünf geflügelhaltende
Betriebe mit insgesamt 15 Betriebsstätten gesperrt. Von der Sperrung betroffen
sind 176.000 Hennen, 22.000 Puten und 31.000 Hähnchen. Für diese Betriebe liegen
Hinweise vor, dass sie Futtermittel eines Herstellers in Niedersachsen bezogen
haben, der in Verdacht steht, nitrofenbelastete Ware gehandelt zu haben.

'Diese Sperrung ist vorsorglich. Wir wollen damit verhindern, dass eventuell mit
Nitrofen belastete Eier oder auch Schlachttiere in den Handel kommen', so
Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus heute auf der Landespressekonferenz in
Schwerin. Die Zahl dieser Betriebe könne sich noch ausweiten, sofern weitere
Hinweise zu Handelsbeziehungen zwischen den Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern
und dem Futtermittellieferant aufgedeckt werden.

Das Landwirtschaftministerium Mecklenburg-Vorpommern wurde erstmals am
23. Mai 2002 durch das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung, und
Landwirtschaft darüber informiert, dass mit Nitrofen kontaminiertes Futtermittel
einer Firma aus Niedersachsen auch nach Mecklenburg-Vorpommern geliefert worden
sei. Die zuständigen Behörden haben daraufhin am 24. Mai Proben von Futtermitteln
in Betrieben gezogen, die in Verbindung mit diesem Lieferanten stehen. Darüber
hinaus wurden Eier- und Fleischproben gezogen. Erste Ergebnisse zu den
Futtermittelanalysen, die im Landespflanzenschutzamt vorgenommen werden, soll es
am Mittwoch geben. Untersuchungsergebnisse der Eier- und Fleischproben werden
frühestens am Donnerstag erwartet. Diese Untersuchungen werden im Landesveterinär-
und Lebensmitteluntersuchungsamt Rostock durchgeführt.

Über das genaue Ausmaß des Futtermittelskandals kann derzeit nur spekuliert
werden. Aufklärung kann nach Überzeugung von Landwirtschaftsminister Dr. Till
Backhaus nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Ländern und
der Bundesregierung erreicht werden.

Aus diesem Grund hat am Dienstagvormittag eine Telefonschaltkonferenz zwischen dem
Bundesministerium und den Landwirtschaftsministerien der involvierten Ländern
stattgefunden. Dabei trat ein kompliziertes Geflecht von Lieferbeziehungen und
Geschäftskontakten zutage, dem in den einzelnen Bundesländern intensiv
nachgegangen werden muss.

Für Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus steht nach bisherigen Erkenntnissen
fest:

1. dass bei diesem Vorgang kriminelle Energie im Spiel ist,

2. dass sowohl Lebensmittelproduzenten als auch Futtermittelhersteller im Rahmen
von Eigenkontrollen schon Ende 2001 bzw. in den ersten Monaten dieses Jahres auf
Kontaminationen mit Nitrofen aufmerksam wurden, aber weder staatliche Stellen
eingeschaltet, noch andere Konsequenzen gezogen wurden,

3.dass auch Öko-Prüfstellen bereits im März 2002 davon in Kenntnis gesetzt waren.

Die weiteren Untersuchungen in Mecklenburg-Vorpommern konzentrieren sich derzeit
darauf, weitere mit dem Futtermittelhersteller in Niedersachsen in
Lieferbeziehungen stehende Betriebe ausfindig zu machen und zu beproben. Die
Recherchen werden dabei auch auf konventionelle Betriebe und andere Tierarten
ausgedehnt. Zum anderen wird ein Getreidehändler in Mecklenburg-Vorpommern
kontrolliert, der Getreide an besagten Futtermittelhersteller geliefert hat. Dort
finden derzeit intensive Buchprüfungen statt. Darüber hinaus werden Proben von
noch dort lagernden Getreide gezogen und untersucht.

'Dieser Vorfall macht mich sehr betroffen, weil die gesamte Landwirtschaft wieder
in Misskredit gebracht wird', so Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus. Das
zeigt aber auch, wie dringend wir ein Verbraucherinformationsgesetz brauchen. Ich
appelliere deshalb an die CDU-geführten Länder auf der Bundesratssitzung am
Freitag den vorliegenden Gesetzentwurf nicht abzulehnen, sondern an den
Vermittlungsausschuss zu überweisen. Dann haben wir die Chance, den Entwurf noch
dahingehend auszuweiten, konsequent von der Wirtschaft Informationen einzuklagen.
Gleichzeitig muss das Gesetz aber auch den staatlichen Behörden mehr Rechte zur
Information über Verdachtsmomente einräumen.'

Eine Konsequenz sei für Backhaus auch die stärkere Konzentrierung auf eine
flächengebundene landwirtschaftliche Primärproduktion.

Links zum Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.

 


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