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@grar.de Aktuell - 28.05.2002

WWF und Verbraucher-Zentrale NRW warnen vor hormonell wirksamen Pestiziden und Bioziden


Berlin (agrar.de) - Tausende Tonnen Pestizide und Biozide werden in Deutschland
jährlich auf Feldern, in Gärten oder Wohnräumen eingesetzt, um Menschen, Pflanzen,
Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände vor Schädlingen zu schützen. Doch viele
Stoffe sind hochgiftig, beeinträchtigen den Hormonhaushalt und können dadurch die
menschliche Gesundheit und die Umwelt schädigen. Säuglinge und Kleinkinder sind
besonders betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die der
WWF und die Verbraucher-Zentrale NRW vorgestellt haben. Die
Studie beruht auf aktuellen Daten der Europäischen Kommission und des
Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin
(BGVV).

Stoffe wie Vinclozolin, Diuron, Lindan oder Pyrethroide werden gezielt versprüht,
vergossen oder ausgelegt. Die Gifte verbleiben auf gespritzten Lebensmitteln,
behandelten Gegenständen und in der Luft und werden vom Menschen über die Nahrung,
Atemluft und Hautkontakt aufgenommen. Der WWF und die Verbraucher-Zentrale NRW
fordern deshalb Verbraucherschutzministerin Renate Künast auf, hormonell wirksame
Pestizide und Biozide zu verbieten und sich in der Agrarpolitik verstärkt für
einen Rückgang des Pestizideinsatzes stark zu machen. Industrie und Handel müssen
dringend hormonell wirksame Stoffe durch ungefährliche Alternativen ersetzen.

'Es ist unverantwortlich, dass Menschen nicht vor der Belastung mit hormonell
wirksamen Bioziden und Pestiziden geschützt werden. Unsere Studie nennt deutliche
Hinweise, dass die Abnahme der Fruchtbarkeit und die Zunahme von Brust- und
Hodenkrebs auf die Belastung mit diesen Stoffen zurückzuführen ist', kritisierte
Patricia Cameron vom WWF.

In Deutschland werden jährlich rund 30.000 Tonnen Pestizidwirkstoffe verkauft und
hauptsächlich von Landwirten auf Feldern ausgebracht. Darunter sind giftige Stoffe
wie das Vinclozolin, von denen laut EU-Kommission häufig Rückstände auf Erdbeeren,
Johannisbeeren, Kirschen, Salat, Spargel oder Tomaten gefunden werden.
Tierversuche haben gezeigt, dass dieses Gift die Entwicklung der
Fortpflanzungsorgane verhindert und die Spermienproduktion und die Fruchtbarkeit
vermindert.

Aber auch Privatpersonen greifen oft nach der chemischen Keule, um ihren
Traumgarten zu verwirklichen oder Schädlinge aus ihrer Wohnung zu vertreiben. So
wurden im Jahr 2000 in deutschen Gärten 470 Tonnen Pestizidwirkstoffe gegen
Blattläuse, Schnecken oder Unkraut verteilt. Besonders problematisch ist Diuron,
das von Hobby-Gärtnern oft gegen Unkraut auf Terrassen und Wegen verteilt wird.
Von hier gelangt Diuron, das auch von der EU-Kommission und dem Umweltbundesamt
als hormonell wirksam bewertet wird, ins Grundwasser und belastet europaweit das
Trinkwasser.

In mehr als der Hälfte aller deutschen Haushalte werden Gifte gegen Fliegen,
Kakerlaken und andere Schädlinge eingesetzt. Immer noch wird Holz im Wohnraum
behandelt. Wollteppichböden sind meist gegen Motten- und Käferfraß ausgerüstet.
Dabei werden häufig synthetische Pyrethroide eingesetzt, die als Nervengift wirken
und in den Hormonhaushalt eingreifen können. Besonders problematisch ist auch
Lindan, das als Pestizid nicht mehr zugelassen wird, aber als Biozid z.B. in
Shampoos gegen Kopfläuse verwendet wird, obwohl es sehr giftig und hormonell
wirksam ist.

'Verbraucher können auch sehr gut ohne chemische Mittel in Haus und Garten
auskommen', so Chemiker Joachim Dullin von der Verbraucher-Zentrale NRW und nennt
Beispiele: 'Hacken, Ausstechen oder Abflammen sind giftfreie Methoden gegen
Unkraut. Holzschutzmittel sind im Wohnraum überflüssig. Wollteppiche sind auch
ohne Mottenschutzausrüstung erhältlich. Gegen Kopfläuse gibt es Shampoos mit
unbedenklicheren Stoffen wie Neem oder Pyrethrum. Wer sich gesund ernähren will,
sollte ökologisch angebautes Obst und Gemüse kaufen, das ohne Einsatz von
Pestiziden angebaut wird.'

Zusätzliche Tipps und Informationen liefert ein gemeinsames Faltblatt, das beim
WWF und Verbraucher-Zentralen kostenlos erhältlich ist.

Links zum Thema Pflanzenschutz.

 


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