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@grar.de Aktuell - 28.05.2002

Forschung für ökologischen Landbau wird verstärkt

BBA bekommt Mittel für 20 neue Forschungsprojekte


Braunschweig (agrar.de) - Mit 20 neuen Forschungsprojekten der Biologischen
Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) soll der Pflanzenschutz
im ökologischen Landbau gefördert werden. Das Bundesverbraucherschutzministerium
finanziert die Forschung, um den Ökolandbau zu unterstützen. Außer der BBA haben
auch andere Institute Fördermittel bekommen, die sich für den Zeitraum 2002 bis
2003 auf eine Gesamthöhe von 35 Millionen Euro belaufen.

Die Biologische Bundesanstalt hat bereits in den vergangenen Jahren
Pflanzenschutzthemen zum ökologischen Landbau bearbeitet. Eines der Ergebnisse
war, dass Kartoffelfelder im Frühjahr vor Blattläusen geschützt werden können,
wenn zwischen den Pflanzreihen Stroh ausgelegt wird. Blattläuse orientieren sich
beim Anfliegen auf Nahrungspflanzen anhand der Farbgebung im Feld. Das trockene
Stroh signalisiert ihnen, dass hier keine saftigen Kartoffelpflanzen zu finden
sind, sie fliegen daher weiter. Im Kohlanbau fördert ein Blumenstreifen nützliche
Insekten, vor allem Schwebfliegen, deren Larven Blattläuse auffressen.

Da die Biologische Bundesanstalt bereits seit 103 Jahren besteht und bis vor 50
oder 60 Jahren jeder Landwirt ökologischen Landbau betrieb, verfügt die BBA über
viel Wissen, auch aus Zeiten ohne Pflanzenschutzmittel. Dazu Dr. Stefan Kühne, der
Spezialist für Pflanzenschutz im Ökolandbau von der BBA in Kleinmachnow: ' Die
Aufarbeitung und Zusammenstellung vorhandener Kenntnisse, auch die unserer
Großväter ist ein wichtiges Anliegen.'

Die BBA hat in Darmstadt ein Institut für biologischen Pflanzenschutz, deren
Forschungsergebnisse vielfach vom ökologischen Landbau verwendet werden. So ist
die Bekämpfung des Hauptschädlings im Apfelanbau, dem Wurm im Apfel, mit einem
Verfahren möglich, bei dem eine Viruskrankheit, das Apfelwicklergranulosevirus,
und ein Sexuallockstoff eingesetzt werden.

Die Apfelsägewespe ist ein Schädling, der im ökologischen Landbau verstärkt
auftritt, aber auch in herkömmlich bearbeiteten Obstanlagen, wenn hier Virus- und
Lockstoffe eingesetzt werden. Sie kann mit einem Naturstoff bekämpft werden, der
aus dem Holz des Quassiabaums gewonnen wird, auch bekannt als Bitterholz, das bei
der Herstellung von Magenlikören und anderen bitteren Lebensmitteln eingesetzt
wird. Dabei sind übrigens 50 ml Quassiaextrakt pro Liter Magenbitter erlaubt.

Die BBA bietet im Internet seit zwei Jahren eine Liste der Stoffe an,
aus denen die Landwirte Mittel gegen Schädlinge und Krankheiten an Pflanzen
zubereiten dürfen. Quassia ist dort aufgelistet sowie Schwefelkalk und andere
Naturstoffe. Der ökologische Landbau verwendet als Pflanzenschutzmittel fast
ausschließlich Präparate auf naturstofflicher Basis. Einige dieser Stoffe sind
aber auch aus Umweltgründen durchaus problematisch. Kupfer ist ein gegen
Pilzkrankheiten häufig eingesetztes Mittel, das aber toxisch auf Regenwürmer
wirkt. Die Ökolandbauverbände schreiben daher vor, dass Kupfer nur mit geringen
Aufwandmengen eingesetzt werden darf.

Dadurch kann es allerdings zu Problemen bei der Bekämpfung der Kraut- und
Knollenfäule im ökologischen Kartoffelanbau kommen. Diese Krankheit führt dazu,
dass nur jedes zweite Jahr überhaupt ein guter Ertrag eingefahren wird. Hier ist
der Anbau widerstandsfähiger Sorten besonders wichtig. Leider sind diese Sorten
nicht immer hundertprozentig resistent gegen die Krankheit, so dass trotzdem
Kupfer eingesetzt werden muss. Eines der neuen Forschungsprojekte der BBA wird
sich daher dieses Problems annehmen. Insgesamt darf der Ökobauer auf 95
zugelassene Pflanzenschutzmittel zurückgreifen.

Schwierig ist auch die Wissensvermittlung an den Ökobauern. In den nächsten ein
bis zwei Jahren soll daher alles Wissenswerte über ein Internetportal bei der
Zentralstelle für Agrardokumentation und Information (ZADI angeboten
werden. Hier sollen sämtliche Bereiche des ökologischen Landbaus erfasst werden.
Die Biologische Bundesanstalt wird dabei den Pflanzenschutz bearbeiten.

Links zum Thema Forschung.

 


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