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@grar.de Aktuell - 27.05.2002

BUND fordert Schröder zur Fortsetzung der Agrarwende auf

Bundesweite Aktionstour gegen Massentierhaltung gestartet


Berlin (agrar.de) - Mit dem Schröder-Zitat '...weg von den Agrarfabriken' und dem
Kanzler-Wahl-Slogan 'Versprochen - gehalten?' auf Plakaten demonstrieren heute
morgen Aktivisten des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
vor dem Kanzleramt in Berlin. Sie starten damit eine bundesweite Kampagne, die in
rund 20 Städten für die Fortführung der Agrarwende werben soll. Unterstützt von
Berliner Spitzenköchen fordern sie den Ausbau von artgerechter Tierhaltung und
Ökolandbau.

BUND-Bundesgeschäftsführer Dr. Gerhard Timm: 'Der Schutz der Tiere steht in Kürze
auch im Grundgesetz. Die deutsche Landwirtschaft aber setzt trotz proklamierter
Agrarwende weiter auf die tierquälerische Massentierhaltung. Das belegt eine
aktuelle Untersuchung, die wir heute dem Bundeskanzleramt übergeben. Vor allem in
Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg,
Sachsen-Anhalt und Sachsen liegen die zahlenmäßig größten Planungen für
Massentierhaltungsanlagen vor. Herr Schröder muss sich die Frage gefallen lassen:
Agrarwende versprochen und - gehalten? Die Bundesregierung hat hier erste Schritte
eingeleitet, weitere müssen jetzt folgen.'

Der BUND fordert eine schnellere Ausweitung des Ökolandbaus und ein Ende der
industriellen Tierhaltung. Statt in wenigen zentralisierten
Tierproduktionsfabriken liege die Zukunft der Landwirtschaft in vielen kleineren
Bauernhöfen, die nach ökologischen Grundsätzen arbeiteten.

Timm: 'Die Risiken und Nebenwirkungen des Ausbaus der Massentierhaltung in
Deutschland sind bekannt. Die Tiere werden auf engstem Raum unter unwürdigen
Bedingungen gehalten und mit Antibiotikazusätzen gefüttert. Die Gülle belastet das
Grundwasser, Seen kippen um, giftige Emissionen schädigen Mensch und Umwelt. Für
all diese Probleme gibt es umweltfreundliche Lösungen, die außerdem Arbeitsplätze
schaffen.'

Der BUND fordert, nicht bei ersten Schritten wie dem Verbot der Käfighaltung für
Legehennen stehen zu bleiben. Neue Regeln für die Tierhaltung seien dringend auch
für Schweine und Geflügel notwendig. Bei den Genehmigungs- und Subventionsanträgen
für Stallbauten müsse die artgerechte Tierhaltung stärker als bisher
berücksichtigt werden. Die Privilegierung von Großstallbauten in den
Außenbereichen der Kommunen müssen beendet werden.

Der BUND hat in acht Bundesländern recherchiert, dass sich die von Agrarbetrieben
derzeit gestellten Anträge für Tierplätze bei Masthähnchen zu 99 Prozent und bei
Enten zu 80 Prozent auf Anlagen mit mehr als 30.000 Tiere beziehen, bei Legehennen
zu 92 Prozent und bei Puten zu 61 Prozent auf Anlagen über 15.000 Tiere, bei
Schweinen zu 57 Prozent auf Großstallungen ab 750 Tiere aufwärts.

Hintergrund: Agrarfabriken

Die Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere in immer größeren Stückzahlen endstand
durch die Intensivierung und den zunehmenden Kostendruck in der Landwirtschaft.
Wachsende Betriebe wurde in der Vergangenheit als 'Weltmarkt-fähig' gefördert,
während kleine Tierhaltungen zunehmend unrentabler wurden.

Mit dem Bekanntwerden der ersten BSE-Fälle in Deutschland geriet die
'Massentierhaltung' in die Kritik. Allerdings ist ein direkter Zusammenhang
zwischen der Betriebsgröße und dem Auftreten von BSE nicht belegt.

Bundeskanzler Gerhard Schröder forderte die Abschaffung der 'Agrarfabriken', ohne
zunächst den Begriff zu präzisieren. Auf einer agrarpolitische Konferenz der
SPD-Bundestagsfraktion im vergangenen Februar in Haldensleben betonte Schröder,
dass mit dem von ihm genutzten Begriff der 'Agrarfabrik' nicht eine bestimmte
Betriebsgröße oder Eigentumsform gemeint sei. Kennzeichen einer nachhaltigen
Landwirtschaft sei vielmehr eine flächengebundene Produktion, die überwiegend
selbst erzeugte Futtermittel einsetze. Dem gegenüber stehe eine industrielle
Landwirtschaft, die losgelöst von der Fläche produziere und ausschließlich
zugekaufte Futtermittel verwende.

Links zum Thema Tierhaltung.

 


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