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@grar.de Aktuell - 24.05.2002

DBV: Öko-Bauern betrachten Marktentwicklung mit Sorge


Berlin (agrar.de) - Der Fachausschuss für Ökologischen Landbau beim Deutschen
Bauernverband (DBV) sieht den deutschen Öko-Landbau einer bedrohlichen
Entwicklung ausgesetzt. Der Fachausschuss, dem führende Landwirte aus allen
Öko-Anbauverbänden und Bundesländern angehören, bezeichnet in einer Erklärung die
steigende Erzeugung ökologischer Produkte als erfreulich. Zugleich erkennt er
jedoch einen erschreckenden Preisverfall bei nahezu allen Produkten.

Mit großer Sorge musste festgestellt werden, dass zunehmend Öko-Produkte zu
Preisen konventionell erzeugter Produkte vermarktet werden, in Einzelfällen sogar
darunter. Hauptursache für diese bedrohliche Entwicklung sind die stark
angestiegenen Importe aus anderen Mitgliedstaaten der EU und vor allem aus
Drittländern', heißt es in der Erklärung der Öko-Experten. Unter Nutzung des
Bio-Siegels, dessen Vorgaben deutlich unter denen der deutschen Anbauverbände
liegen, drängten diese Exporteure erfolgreich auf den deutschen Markt. In einem
Schreiben an Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast fordert der
DBV-Vorsitzende des Fachausschusses und Vorstand von Biopark, Dr. Heinrich Graf
von Bassewitz, die Sorgen der deutschen Öko-Bauern aufzunehmen. Bereits mehrfach
hatte der Fachausschuss im Zusammenhang mit der Entscheidung von Renate Künast,
dem Bio-Siegel die EU-Kriterien zu Grunde zu legen, vor dieser erwarteten
Entwicklung gewarnt und Maßnahmen zum Schutz und zur Stärkung des ökologischen
Landaus in Deutschland gefordert.

Der Fachausschuss sieht die große Gefahr, dass nicht nur langjährig ökologisch
wirtschaftende Betriebe zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Vor
allem umstellungswillige Landwirte gehen große Risiken ein, wenn sich die Markt-
und Preissituation nicht spürbar verbessert und stabilisiert. Die Öko-Bauern
verweisen auf abschreckende Beispiele in Großbritannien und Dänemark, wo zunehmend
Landwirte die ökologische Wirtschaftsweise aufgeben und zur konventionellen
Landbewirtschaftung zurückkehren. Neben den steigenden Importen wirken sich auch
die unterschiedlich hohen Fördergelder der Bundesländer in Form von Umstellungs-
und Beibehaltungsbeihilfen auf die Markt- und Preissituation aus. Sie führen zu
einer unterschiedlichen Wettbewerbsstellung der ökologischen Betriebe
untereinander und gegenüber ihren Abnehmern.

Der Fachausschuss appelliert angesichts der sich zuspitzenden Situation an die
Bundesministerin, unverzüglich und mit großem Nachdruck in Brüssel darauf zu
drängen, dass die dem Bio-Siegel zugrundeliegenden EU-Kriterien an die deutschen
Standards angeglichen werden. Weitere Forderungen des Fachausschusses sind: Die im
Rahmen von Bund-Länder-Fördermaßnahmen gewährten Beihilfen sollten auf einem
möglichst einheitlichen Niveau gewährt werden. Auch sollte die Ministerin zusammen
mit den Anbauverbänden auf den Handel mit dem Ziel einwirken, den deutschen
Öko-Produkten bei der Vermarktung einen höheren Stellenwert einzuräumen. Dadurch
würde in besonderer Weise sowohl dem Tier- und Umweltschutz in Deutschland
Rechnung getragen als auch die hohen Erwartungen der deutschen Verbraucher an die
Öko-Produkte und den Öko-Landbau erfüllt. Bei allen Maßnahmen im Rahmen des
Bundesprogramms Ökologischer Landbau, insbesondere den Informations- und
Beratungsprogrammen, müssten zudem die kurz- und längerfristigen Entwicklungen auf
den Märkten besonders berücksichtigt werden.

Links zum Thema Bio-Landbau,
Links zum Thema Verbände.

 


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