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@grar.de Aktuell - 23.05.2002

Schleswig-Holstein: Kräftige Gewinne


Kiel (agrar.de) - 'Die Unternehmensgewinne der schleswig-holsteinischen
Landwirtschaft im Wirtschaftsjahr 2000/2001 sind die besten, die jemals in unserem
Land erzielt wurden und die höchsten in der gesamten Bundesrepublik. Die 19.241
landwirtschaftlichen Betriebe erreichten bei einer Steigerung von 20 Prozent
gegenüber dem Vorjahr einen durchschnittlichen Gewinn von rund 47.776 Euro,
gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 47.493. Der Durchschnitt aller Länder
beträgt 36.500 Euro. Unsere Landwirte nehmen das erste Mal seit der
Wiedervereinigung die Position 1 bei den Gewinnen ein. Alle finanziellen
Forderungen des Bauernverbandes müssen vor diesem Hintergrund betrachtet und
erheblich relativiert werden.' Das sagte die Ministerin für ländliche Räume,
Landesplanung, Landwirtschaft und Tourismus, Ingrid Franzen, bei der Vorstellung
des Agrarreports 2002 in Kiel.

Die Ausgleichszahlungen stellten 47 Prozent des Gewinns dar. Sie betrugen im
Durchschnitt 22.400 Euro pro Unternehmen. Franzen: 'Das ist der höchste Betrag an
Zahlungen je Unternehmen aller alten Länder. Insgesamt sind 2001
Ausgleichszahlungen in Höhe von 285,2 Millionen Euro an Schleswig-Holsteins
Landwirte gezahlt worden.'

Agrarstruktur

2001 nahm die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe um 2,3 Prozent auf 19.241
Betriebe ab. Die Abnahmerate lag damit vergleichbar auf der Höhe vergangener
Jahre. Insbesondere die Zahl der Betriebe zwischen 20 - 100 ha sind
zurückgegangen. Die Wachstumsschwelle liegt bei 100 ha, d. h. die Zahl der
Betriebe über 100 ha wächst kontinuierlich. Die durchschnittliche Betriebsgröße
ist mit 53 ha doppelt so groß wie im früheren Bundesgebiet.

65 Prozent aller Betriebe in Schleswig-Holstein sind Futterbaubetriebe, die
Marktfruchtbetriebe stellen 22 Prozent und die Veredlungsbetriebe 4 Prozent der
Betriebe. Der Anteil von 58 Prozent (früheres Bundesgebiet 44 Prozent) an der
Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe unterstreicht die Bedeutung der
Haupterwerbslandwirtschaft in Schleswig-Holstein. Bei einer durchschnittlichen
Betriebsgröße von 53 ha bewirtschaften sie 86 Prozent der LF.

Die durchschnittlichen Kaufpreise für landwirtschaftliche Grundstücke in
Schleswig-Holstein sind mit 11.800 EUR/ha um 5 Prozent höher als im Vorjahr. Die
Kaufpreise in Schleswig-Holstein liegen traditionell weit unter dem Niveau der
alten Bundesländer. Die durchschnittlichen Pachtpreise bewegen sich weiterhin im
Bereich von 250 EUR/ha - bei regionalen Ausschlägen bis weit über 350 EUR/ha. Da
die Flächenaufstockung im Wege der Pacht in Schleswig-Holstein eine große Rolle
spielt, werden die Betriebe hier finanziell erheblich belastet. Hinzu kommen
erhebliche Ausgaben für Pacht, Kauf und Leasing der Milchquoten. Im Durchschnitt
sind in Schleswig-Holstein 49 Prozent der Betriebsfläche und ca. 50 Prozent der
gelieferten Milchmenge hinzuerworben. Allein das Milchquotensystem belastet die
wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe mit fast 22.000 Euro pro Jahr
(Rinder-Report 2001 der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein).

Ertragslage der Landwirtschaft

Hauptkennziffer ist der Gewinn, aus dem Lebensunterhalt ('Privatentnahmen') und
Investitionen bestritten werden. Die Haupterwerbesbetriebe Schleswig-Holsteins
konnten im Wirtschaftsjahr 2000/01 die Gewinne je Familien - Arbeitskraft um 13
Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern. Damit konnten sie ihre Spitzenstellung
vergangener Jahre im Vergleich zu den Haupterwerbsbetrieben in den übrigen
Bundesländern wiederum unter Beweis stellen - ein Indiz für die
Wettbewerbsfähigkeit der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft.

Die Gewinne bezogen auf das Unternehmen sind nach dem kräftigen Anstieg des
Vorjahres im Durchschnitt aller Betriebsformen abermals um 20 Prozent gestiegen -
gegenüber nur 18 Prozent im gesamten Bundesgebiet. Die Ursache ist in der
positiven Gewinnentwicklung der Marktfrucht-, Futterbau- und Veredlungsbetreibe
aufgrund hoher Naturalerträge, guter Milchauszahlungspreise und gestiegener
Schweinepreise zu sehen.

Im einzelnen stellt sich die Gewinnsituation des Wirtschaftsjahres 2000/01 bezogen
auf die verschiedenen Betriebsformen wie folgt dar:

Die Futterbaubetriebe konnten ihren Gewinn um 15 Prozent auf über 44.000 Euro je
Unternehmen steigern, da die gestiegenen Milchauszahlungspreise den Umsatzrückgang
bei Rindern weitgehend ausgeglichen haben. Die Marktfruchtbetriebe konnten ihren
Unternehmensgewinn um 25 Prozent auf fast 54.000 Euro steigern. Hier haben sich
die sehr hohen Getreide- und Rapserträge der Ernte 2000 ausgewirkt. Die
Veredlungsbetriebe konnten infolge gestiegener Schweinepreise einen sehr hohen
Gewinn von 63.000 Euro je Unternehmen verzeichnen. Bei den Gemischtbetrieben war
eine Gewinnsteigerung in Höhe von 56 Prozent auf einen ebenfalls sehr hohen
Unternehmensgewinn von 61.400 Euro zu verzeichnen.

Aufschluss über die innere Disparität gibt die Streuung der Gewinne. Die
erfolgreichen Haupterwerbsbetriebe ('oberes Viertel') erwirtschafteten einen
Gewinn von fast 55.000 Euro je Familienarbeitskraft. Im unteren Viertel wurden
dagegen nur 8.000 Euro erzielt. Der Erfolg eines Unternehmens hängt, wie in allen
Wirtschaftsbereichen, auch in der Landwirtschaft neben der Faktorausstattung
(Größe) stark vom Management ab. Dies erklärt die starke Streuung selbst bei
vergleichbarer Faktorausstattung. Nach einer Auswertung des Buchführungsverbandes
betragen z.B. in der Gruppe der Betriebe 'Futterbau-Milch 60 bis 100 ha,
Wirtschaftsraum Ostküste-Mitte' die Gewinne im unteren Viertel 12.600 Euro pro
Betrieb, im oberen Viertel dagegen 78.000 Euro pro Betrieb.

Pflanzliche Erzeugung

Die Hauptackerfrucht zur Ernte 2001 war Winterweizen mit 193.000 ha, gefolgt von
Winterraps mit 89.000 ha, Silomais mit 82.000 ha, Wintergerste mit 64.000 ha sowie
Winterroggen mit 34.000 ha.

Zur Ernte 2001 erzielten die wichtigsten Getreidearten und der Winterraps bislang
in Schleswig-Holstein nie erreichte Spitzenerträge. Sie sind auf die günstigen
klimatischen Bedingungen und optimierte Produktionstechnik zurückzuführen. Dieses
Ernteergebnis bestätigt eindrucksvoll die Ausnahmestellung Schleswig-Holsteins als
Spitzenregion des Ackerbaus im Bundesvergleich.

Die Hektar-Erträge im einzelnen: Winterweizen: 98 dt/ha - damit ist zum viertenmal
die 90 Dezitonnen-Marke überschritten worden; Wintergerste: 87 dt/ha;
Winterroggen: 73 dt/ha. Im Durchschnitt aller Getreidearten wurde mit 89 dt/ha ein
neuer Rekordertrag geerntet; das sind fast 20 dt/ha mehr als im Durchschnitt des
gesamten Bundesgebietes.

Im Herbst 2000 waren für die Winterfeldfrüchte gute Aussaatbedingungen gegeben.
Der milde Winter ist von den Kulturen schadlos überstanden worden. Ein verspäteter
Vegetationsbeginn im Frühjahr verzögerte die Bestellung und den Aufwuchs des
Sommergetreides. Vorherrschend kühle und feuchte Witterung verbunden mit günstigen
Temperaturverhältnissen ermöglichten die hohen Erträge. Die Ernte setzte erst sehr
spät Ende Juli ein. Später folgende Regenfälle führten zu Ernteverzögerungen und
erheblich erhöhten Kornfeuchten.

Beim Winterraps wurde mit 41 dt/ha ebenfalls ein Höchstbetrag erzielt, der um 4
dt/ha über dem Bundesergebnis liegt. Die Zuckerrüben-Anbaufläche betrug 13.300 ha.
Mit durchschnittlich 538 dt/ha wurde eine gute Ernte erzielt. Dieses Ernteergebnis
zeigt, dass trotz eines späten und ungünstigen Frühjahrs bei guter
Bodenbearbeitung, Düngung und Bestandsführung quantitativ und qualitativ
ansprechende Leistungen zu erzielen sind.

Auf einer Kartoffelanbaufläche von 6.100 ha wurde ein sehr hoher Ertrag von 359
dt/ha erzielt. Zur Ernte 2001 betrug die Stillegungsfläche 63.000 ha. Auf 22.000
ha Stillegungsfläche wurde Winterraps als nachwachsender Rohstoff angebaut.

Die Gemüseanbaufläche betrug 6.400 ha im Jahr 2001. Dominierend ist nach wie vor
der Weißkohlanbau. 40 Prozent des deutschen Kopfkohls kommen von den Marschen der
Westküste. Mit 92.000 t erzielten Möhren und Karotten die bisher höchste
Erntemenge in Schleswig-Holstein. Die Ursache ist in der sehr guten Ernte zu
sehen, die mit 905 dt/ha rund 18 Prozent über dem Vorjahresniveau lag.

Marktobst wird auf einer Fläche von 842 ha erzeugt. Die Hektarerträge blieben mit
250 dt Äpfeln und 105 dt Birnen deutlich hinter den Rekorderträgen des Jahres 2000
zurück.

Ökologischer Landbau

Zum Ende des Jahres 2001 gab es in Schleswig-Holstein 354 landwirtschaftliche
Öko-Betriebe und damit 11 Prozent mehr als im Vorjahr. In den letzten Jahren hat
es eine derartige Steigerung nicht gegeben. Diese Betriebe werden fast
ausschließlich im Haupterwerb bewirtschaftet. Der Anteil der Öko-Betriebe an den
Haupterwerbsbetrieben (Gesamtzahl der Betriebe) beträgt 3,4 Prozent (2,0 Prozent).
Die von den Öko-Betrieben bewirtschaftete landwirtschaftliche Fläche beläuft sich
auf fast 20.000 ha und ist damit um 8 Prozent gestiegen. Der Anteil ihrer Fläche
an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche liegt bei 2,0 Prozent. Der Markt für
ökologisch erzeugte Produkte wächst. Die Ausschöpfung des wachsenden
Marktpotentials ist eines der wichtigsten agrarpolitischen Ziele der
Landesregierung.

Die ausführliche Fassung des Agrarreports (189 Seiten) kann über die Pressestelle
des Ministeriums für ländliche Räume, Landesplanung, Landwirtschaft und Tourismus
des Landes Schleswig-Holstein bezogen werden: Tel. 0431-9885100

Links zum Thema Agrarbericht und Statistik,
Links zum Bundesland Schleswig-Holstein.

 


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