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@grar.de Aktuell - 17.05.2002

Brasilien: José Lutzenberger gestorben


Porto Alegre (agrar.de) - Brasiliens 'grünes Gewissen', der weltweit angesehene
und engagierte Umweltschützer José Antonio Lutzenberger ist am 14. Mai 2002 in
seinem Heimatland im Alter von 75 Jahren gestorben. Der als Sohn bayerischer
Auswanderer am 17. Dezember 1926 im südbrasilianischen Porto Alegre geborene
Diplom-Landwirt erhielt 1988 als 'Vater der brasilianischen Umweltbewegung' den
Right Livelihood Award, der auch als 'alternativer Nobelpreis' bekannt ist.

Lutzenberger studierte an der Universität von Puerto Alegre Landwirtschaft und
erhielt danach ein Stipendium von der nordamerikanischen Regierung: An der
Universität von Louisiana studierte er ein Jahr lang Bodenkunde und Agrarchemie.
Die damals neuesten Erkenntnisse über Düngemittel und Schädlingsbekämpfung
faszinierten und überzeugten ihn, dass die Chemie Mensch und Natur nur dienen
würde. Seinen ersten Job erhielt José Lutzenberger bei einer französischen
Düngemittelfabrik in Südbrasilien. Auf seinen Reisen durchs Land begann er, wie
früher mit seinem Vater, Pflanzen und Tiere zu bestimmen. Die Jahre in der
blühenden tropischen Landschaft Brasiliens prägten sein Verständnis von heilen
ökologischen Systemen in einer Zeit, in der 'Ökologie' noch ein seltener
Fachbegriff war. 1957 wurde der damals Dreißigjährige von dem deutschen
Chemie-Unternehmen BASF abgeworben. Nach einer kurzen Zeit in der deutschen
Zentrale wurde der vielsprachige junge Mann wieder ins Ausland geschickt und
verkaufte für den Chemieriesen Düngemittel in Venezuela, Kuba und Nordafrika.

Als BASF in den 60er-Jahren groß ins Geschäft mit DDT einstieg, erlebte José
Lutzenberger, wie auf den besprühten Feldern nicht nur die Unkräuter und
scheinbaren 'Schädlinge' vernichtet wurden, sondern auch die gesamte
Artenvielfalt. José Lutzenberger erkannte, dass er seiner bisherigen Tätigkeit
nicht länger mit gutem Gewissen nachgehen konnte, kündigte bei BASF und kehrte
zurück nach Brasilien.

Die 1987 von Lutzenberger ins Leben gerufene Stiftung 'Gaia' (Associacao
de Protecao ao Ambiente Natural) gilt als eine der wichtigsten
Nichtregierungsorganisationen Lateinamerikas im Umweltschutzbereich. Zwischen 1990
und 1992 war er Umweltminister der brasilianischen Regierung Collor und hat den
ersten 'Gipfel der Erde' der Vereinten Nationen 1992 in Rio de Janeiro
vorbereitet. 1995 unterstützte Lutzenberger zusammen mit Klaus Töpfer, dem Dalai
Lama, Joschka Fischer und anderen Prominenten die Aktion 'Globaler Ökologischer
Marshall-Plan'.

Überleben, so glaubte Lutzenberger, werde die Menschheit nur, wenn sie eine 'neue,
eigentlich uralte Ethik' entwickelt, 'eine, die gesamte Schöpfung umfassende
holistische, nicht mehr antropozentrische Ethik, basierend auf dem Grundprinzip
der Ehrfurcht vor dem Leben, in all seinen Formen und Erscheinungen, wie von
Albert Schweitzer postuliert, von Franz von Assisi gepredigt.'

 


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