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@grar.de Aktuell - 17.05.2002

Greenpeace: Brüssel verheimlicht brisante Gentechnik-Studie

Gen-Pflanzen könnten Landwirtschaft in Europa massiv gefährden


Brüssel/Hamburg (agrar.de) - Die herkömmliche Landwirtschaft würde durch den Anbau
genmanipulierter Pflanzen massiv gefährdet, die Kosten für konventionelle Bauern
und Öko-Landwirte erheblich steigen. Das ist das alarmierende Ergebnis einer
geheim gehaltenen Studie für die EU-Kommission, die der Umweltorganisation
Greenpeace vorliegt. Zwar sind die Äcker in Europa derzeit weitgehend
gentechnikfrei. Auch in Lebensmitteln lassen sich Gen-Mais oder Gen-Soja kaum
finden. Brisanz erhält die Studie durch den vehementen Versuch der Industrie, den
Anbau neuer Gen-Pflanzen in Europa durchzusetzen.

Wenn Gen-Pflanzen der Studie zufolge nur etwa 10 Prozent der landwirtschaftlichen
Fläche bedecken und sich von dort ausbreiten würden, ließe sich Saatgut nicht mehr
sauber halten. Um die Verseuchung mit Gen-Pollen zu vermeiden, würden den
Landwirten zusätzliche Kosten von bis zu 40 Prozent entstehen. Kleinere Betriebe
wären von den Kosten für die aufwändigen Maßnahmen besonders getroffen.
Ökologischer Landbau wäre nur noch mit großen Einschränkungen möglich. Für den
Verbraucher hieße dies, dass er nur noch schwer Lebensmittel ohne genmanipulierte
Bestandteile finden würde.

'Die Industrie lügt. Sie tut so, als wollte sie uns Verbrauchern auch in Zukunft
die Wahl lassen zwischen Gen-Food und richtigen Lebensmitteln', sagt Christoph
Then, Gentechnik-Experte von Greenpeace. 'Sie will uns die Gefahren der Gentechnik
aufzwingen. Die Kosten werden denjenigen aufgebürdet, die gentechnikfrei
wirtschaften wollen. Die EU darf dem Druck der Gen-Konzerne nicht nachgeben und es
dürfen keine Gen-Pflanzen auf den Acker kommen.'

Die Studie des 'Institute for Prospective Technological Studies' des 'EU Joint
Research Centre' wurde im Januar abgeschlossen. Sie stützt sich im wesentlichen
auf Computermodelle und untersucht die Folgen für den Anbau von Raps, Mais und
Kartoffeln. Untersucht wird u.a. wie die normale Produktion parallel zum Anbau von
Gen-Saaten aufrecht zu erhalten sei.

Der Konflikt um die Zukunft der Gentechnik auf den europäischen Äckern spitzt sich
in diesen Wochen zu: Die Industrie fordert von der EU Gesetze, nach denen Saatgut
nicht gekennzeichnet werden muss, wenn es mit Gentechnik verunreinigt ist. Obwohl
die Mehrheit der Verbraucher in Europa Gentechnik in Lebensmitteln ablehnt,
scheint die EU-Kommission diesen Forderungen nachkommen zu wollen. Mehrfach
forderte sie die Mitgliedsstaaten auf, den derzeitigen Zulassungsstopp für
Gen-Pflanzen aufzuheben. 'Jetzt muss auch Ministerin Künast einschreiten.
Deutschland darf diesen
verbraucherfeindlichen Plänen nicht zustimmen', fordert Then. 'Der Einzelne
entscheidet darüber, was
auf seinen Teller kommt, nicht die Gentechnik-Konzerne.'

Links zum Thema Biotechnologie.

 


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