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@grar.de Aktuell - 07.05.2002

Bayern: Bauern-Demonstrationen gegen den Verfall des Milchpreises


Mühldorf/Weiding (agrar.de) - Mehrere tausend Milcherzeuger haben am Montag in
Bayern gegen den Verfall des Milchpreises demonstriert. Allein in Weiding im
oberbayerischen Landkreis Mühldorf kamen rund 2000 Milchbauern zusammen, um mit
Traktoren, Transparenten, Trillerpfeifen und Luftschutzsirenen gegen die Kürzung
des Milchpreises um rund sechs Cent pro Liter zu demonstrieren.

Jakob Hölzl, Vorsitzender der Milcherzeugergemeinschaft Altötting/Mühldorf, machte
deutlich, dass die Milchbauern einen Milchpreisverfall von 20 Prozent nicht
hinnehmen werden. 'Alle Molkereien haben die gleichen Preisvorstellungen. Wenn das
ein Zufall ist, dann kann ich nur lachen.' Nach seinen Worten stehen den
Milchbauern Einnahmeausfälle von rund 12,5 Millionen Euro ins Haus. Hölzl
erinnerte an die Geschichte: 'Vor 31 Jahren wurde an gleicher Stelle der Weidinger
Milchkrieg geführt und die Bauern haben gezeigt, dass sie für ihre Belange kämpfen
können.' Nach seinen Worten fehlen den oberbayerischen Bauern 60 Millionen Euro,
um investieren zu können. 'Dieses Geld geht der gesamten bayerischen Wirtschaft
ab.'

Die drohende Preisreduzierung würde bei einem Hof mit 150.000 Kilogramm Milch im
Jahr zu Einbußen in Höhe von monatlich 700 Euro führen, so Hölzl. Die Bauern
überreichten der Leitung des Nestlé-Werkes in Weiding eine Resolution gegen den
Preisverfall. Für die Milchbauern sei es nicht hinnehmbar, dass die gegenwärtig
schwierige Situation auf dem Milchmarkt voll auf die Bauern abgewälzt werde, heißt
es in der Resolution. Der Preiskampf im Lebensmittel-Einzelhandel müsse beendet
werden.

'Wir werden um jeden Betrieb kämpfen. Noch nie wurden wir von den Molkereien so
vorgeführt wie in diesem Jahr. Ich warne vor einer weiteren Kürzung unseres
Entgelts und sage nur, Hände weg vom Milchpreis', erklärte Josef Anders,
Landesvorsitzender der Milcherzeugergemeinschaften.

Auch in Buchloe kündigen Landwirte Protestaktionen an. Das dortige Milchwerk
Karwendel will ebenfalls einen gekürzten Verwertungszuschlag zahlen. Statt bisher
5,11 Cent pro Kilogramm Milch sollen die Landwirte nur noch 2,40 Cent erhalten.
'Davon können wir nicht leben', klagt Josef Amberger, stellvertretender Buchloer
Obmann des Bauernverbandes (BBV). Seit Oktober ist der so genannte
Erzeugerorientierungspreis für Milch um rund zwei Cent zurückgegangen. 'Das ist
schon ein Schlag für uns', so Amberger. Die zusätzliche Senkung des
Verwertungszuschlags könnten die Vollerwerbsbauern nicht auch noch verkraften,
warnt er. 'So extrem angespannt war die Lage für die Bauern schon lange nicht
mehr.' In Buchloe leben ihm zufolge rund 90 Prozent der Landwirte von ihren
Betrieben ­ohne zusätzliches Einkommen.

Die Firma Karwendel wäre nach eigenen Angaben im Falle eines Lieferstopps
gezwungen, die Milch aus Norddeutschland ­dort ist das Kilogramm um rund vier Cent
billiger als im Süden oder aus Nachbarländern zu beziehen, betont Milcheinkäufer
Franz Dietz. Er rechtfertigt die Kürzung des Verwertungszuschlages vor allem
damit, dass große Discount-Märkte Druck machen. 'Wir müssen die Produkte günstig
verkaufen, da können wir die Rohstoffe nicht so teuer einkaufen.' Der Absatz in
Discountern sei seit der Euro-Einführung sehr gut. 'Liefern wir nicht zu den
geforderten günstigen Preisen, lassen die uns fallen', erklärt Dietz.

Links zum Thema Milchwirtschaft.

 


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