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@grar.de Aktuell - 03.05.2002

Euronatur: Gentechnikfleisch wird Alltagskost


Stuttgart (agrar.de) - Der Sonntagsbraten aus Gentechnik­fleisch droht zur
Alltagskost zu werden. Darauf hat jetzt die Umweltstiftung Euronatur bei
der Vorstel­lung der Taschenbuchausgabe des Buch-Reports 'Futter fürs Volk'
hingewiesen. Derzeit werde in Brüssel der Weg für einen großflächigen Anbau
gentechnisch veränderter Pflanzen in der Landwirt­schaft geebnet.
Verbraucheraspekte würden dabei in weiten Teilen den Interessen der
Gentechnikin­dus­trie geopfert, beklagt die internationale Umwelt­stiftung.

Die EU Kommission plane derzeit, das bestehende Moratorium für die Ausbringung von
gentechnischen Pflanzen aufzuheben und damit die Gentechnik in der Landwirtschaft
zuzulassen. Um den großen Vorbehal­ten der Verbraucher gegenüber der Gentechnik zu
begegnen, soll gleichzeitig eine Kennzeichnungs­regelung dafür sorgen, dass der
Konsument zwischen gentechnisch veränderten und gentechnischfreien Produkten
unterscheiden kann. Was sich auf den ersten Blick gut anhört, hat nach Angaben der
Stiftung einen ganz gewaltigen Haken. Denn die Kennzeichnungspflicht soll zwar
auch für die Futtermittel gelten, welche die Bauern verfüttern. Doch am Futtertrog
soll dann die Klarheit enden. Denn alle tierischen Produkte, das Fleisch, die
Milch oder die Eier sogar von Tieren, die zu 100 Prozent mit gentechnisch
verändertem Futtermittel gefüttert werden, brauchen nicht gekennzeichnet zu
werden.

'Damit werden die Verbraucher irregeführt und zu willenlosen Konsumenten
gestempelt', so Euronatur-Präsident Claus Peter Hutter. Dies sei der Kniefall der
EU vor dem Wirtschaftsinteresse der immer mäch­tigeren Gentechnikunternehmen, so
Hutter weiter. Diese hätten gar nicht den Bereich der pflanzlichen Lebensmittel im
Auge, weil sie wissen, dass die Verbraucher diese Produkte mit großer Mehrheit
ablehnen. Folglich wittern sie ihre Chance im Bereich der Futtermittel, ein Markt,
der weltweit allein bei Eiweißpflanzen mehr als 55 Milliarden Euro pro Jahr
umfasse.

Für Hutter ist der 'Sonntagsbraten aus Gentechnik­fleisch' nur ein weiterer
Baustein bei der zuneh­menden Industrialisierung der Nahrungsmittelpro­duktion.
Mehr und mehr gehe die Qualität der Lebensmittel verloren, sie degradieren mehr
und mehr zum 'Futter fürs Volk'. Der Verbraucher zahle heute vielfach für
konventionelle Ware weit höhere Preise als für Bioprodukte. Ein Beispiel hierfür
seien Pfanni`s Bratkartoffeln aus der Dose. Der Zentner koste umgerechnet fast 150
EUR, während Biokartoffel für 30 EUR zu kaufen seien.

Die Zusammenhänge zwischen Verbrauchertäuschung, Nahrungsmittelindustrie und
verfehlter europaweiter Agrarpolitik mit einer Zunahme ernährungsbedingter
Krankheiten und dem Verschwinden früher weit verbreiteter Tier- und Pflanzenarten
sind mit zahlreichen Beispielen im jetzt erschienenen Taschenbuch 'Futter fürs
Volk – Was die Lebensmit­telindustrie uns auftischt' belegt und zusammen­gefasst.
Auf 400 Seiten geben die Autoren Volker Angres, Claus-Peter Hutter und Lutz Ribbe
nicht nur Einblicke in den skandalösen Umgang mit Tieren und Lebensmitteln,
sondern auch zahlreiche Tipps für gesunde Ernährung und den mehr denn je
notwendigen kritischen Verbraucherblick.

Links zum Thema Lebensmittel,
Links zum Thema Biotechnologie.

 


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