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@grar.de Aktuell - 16.04.2002

Windkraft-Branche startet fulminant ins Jahr 2002


Osnabrück/Hannover (agrar.de) - Die Windkraft hat sich im ersten Quartal 2002
bundesweit so rasant wie nie zuvor entwickelt. In den ersten drei Monaten des
Jahres wurden 353 Windräder mit einer Gesamtleistung von 457 Megawatt (MW) neu
errichtet. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa der Windkraft-Leistung, die im
windreichen Großbritannien in den vergangenen 20 Jahren aufgebaut worden ist.
Gemessen an dem Zubau im ersten Quartal des Rekordjahres 2001 (297,5 MW von Januar
bis März) bedeuten die 457 MW des Jahres 2002 einen Zuwachs um mehr als 50
Prozent.

Damit etabliert sich die Windkraft immer mehr zu einem festen Bestandteil des
deutschen Energieversorgungssystems. Ende März 2002 waren bundesweit knapp 11.800
Windräder mit einer Gesamtleistung von rund 9.200 MW installiert, das sind etwa
fünf Prozent mehr als Ende des vergangenen Jahres. "Mit dieser installierten
Leistung lassen sich in einem normalen Windjahr rund 3,5 Prozent des deutschen
Stromverbrauchs decken", betont Dr. Peter Ahmels, Präsident des Bundesverbandes
WindEnergie (BWE), heute auf der Hannover-Messe bei der Präsentation der
neuen Aufstellungsstatistik. Bei gleicher Ausbaudynamik in den nächsten Monaten
wird der Windstrom-Anteil an der Stromerzeugung Ende des Jahres bei über vier
Prozent liegen.

Der mit über 11.500 Mitgliedern bundesweit größte Windkraft-Verband erwartet für
dieses Jahr wiederum einen neuen Aufstellungsrekord. 'Den Vorjahreswert von 2.659
Megawatt wird die Branche in diesem Jahr sicher überbieten. Wir rechnen mit rund
3.000 Megawatt für das Jahr 2002', blickt Ahmels optimistisch nach vorne. Bis zum
Jahr 2010 erwartet der BWE eine installierte Windkraft-Leistung von über 22.500 MW
in Deutschland, darunter auch die ersten Offshore-Projekte. 'Mit geringen
Einsparungen im Stromverbrauch kämen wir dann auf einen Anteil der Windkraft an
der Stromerzeugung von rund zehn Prozent', so Ahmels weiter.

Der seit Jahren anhaltende Aufschwung in Deutschland ist Folge einer vernünftigen
Einspeiseregelung: Das im April 2000 in Kraft getretene
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verpflichtet die Netzbetreiber, für Strom aus
regenerativen Energiequellen eine Mindestvergütung zu zahlen. 'Damit zeigt sich
einmal mehr, das Mindestpreissysteme die Investitionssicherheit bieten, die von
Quoten- und Zertifikatssysteme niemals erreicht werden', betont Dr. Preben
Maegaard, Präsident des Welt-Windenergie-Verbandes (WWEA) und
Energieexperte aus Dänemark. Diese Erfolgsfaktoren bekannt zu machen wird auch
Aufgabe des WWEA auf der Welt-Windenergie-Konferenz im kommenden Juli in
Berlin sein.

Weltweit waren Ende letzten Jahres rund 25.000 MW installiert, die produzierte
Strommenge lag bei rund 50 Milliarden Kilowattstunden. Hinter dem
Windkraft-Weltmeister Deutschland (8.754 MW) folgen die USA (4.258 MW), Spanien
(3.337 MW), Dänemark (rund 2.500 MW) und Indien (rund 1.500 MW). 'Die Aussichten
sind weltweit glänzend. Nach einer Studie der dänischen BTM Consult ApS werden in
den nächsten fünf Jahren rund 50.000 Megawatt weltweit dazukommen', so Maegaard.
Vor allem der europäische Markt wird dabei weiter das Tempo vorgeben – glänzende
Aussichten nicht für Exporte deutscher Hersteller und Zulieferer, sondern auch für
den wirtschaftlichen Aufschwung in den Zielländern. 'Langfristig werden vor allem
auch Entwicklungsländer von der Windkraft profitieren', betont Maegaard und
verweist auf mögliche Joint-Ventures.

Die verstärkte Windkraft-Nutzung ist deshalb nicht nur aus umwelt- und
klimaschutzpolitischen Gründen dringend erforderlich. Die saubere Energie 'Wind'
bringt auch neue Impulse für den Arbeitsmarkt: Derzeit sind in Deutschland rund
35.000 Menschen in der Branche beschäftigt, davon wurde rund ein Fünftel allein im
vergangenen Jahr eingestellt. 'In diesem Jahr erwarten wir mindestens 3.000
weitere neue Jobs in der Windbranche', sagt Andreas Eichler, Sprecher des
Firmenbeirates im Bundesverband WindEnergie (BWE).

Um die Nutzung der erneuerbaren Energien weiter voranzubringen, haben mittlerweile
weitere nationale Regierungen, beispielsweise Frankreich, sowie die Europäische
Kommission entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen. So soll innerhalb der EU
der Anteil der Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen bis zum Jahr 2010
auf über 22 Prozent erhöht werden. 'Im Oktober 2001 ist eine EU-Direktive in Kraft
getreten, um dieses Ziel zu erreichen', so die Brüsseler Rechtsanwältin Dr. Dörte
Fouquet, die auch für den europäischen Verband EREF (European Renewable Energies
Federation) tätig ist.

Fouquet fordert, die nach wie vor für den Ausbau der erneuerbaren Energien
bestehenden Hemmnisse auf dem liberalisierten Energiemarkt – beispielsweise beim
diskriminierungsfreien Netzzugang – zu beseitigen. 'Außerdem hat die
Generaldirektion Wettbewerb nach wie vor die Beihilfeakte bezüglich des EEG noch
immer nicht geschlossen', so Fouquet. Das ist besonders vor dem Hintergrund, dass
der Europäische Gerichtshof in Luxemburg im vergangenen Jahr geurteilt hatte, dass
die deutsche Einspeiseregelung für erneuerbare Energien keine staatliche Beihilfe
darstellt, völlig unverständlich.

Bei der regionalen Verteilung der Windkraft-Leistung in Deutschland im Jahr 2002
bleibt Niedersachsen mit rund 135 Megawatt neu installierter Leistung weiterhin
das Windland Nummer eins. Zwischen Harz und Nordsee drehten sich Ende März 3.143
Anlagen (2.562 MW). Die Windkraft kann damit mittlerweile rund zehn Prozent des
niedersächsischen Strombedarfs decken. Den größten Windstrom-Anteil gibt es
bundesweit allerdings in Schleswig-Holstein: Dort können die insgesamt 2.372
Anlagen (1.591 MW) mittlerweile über 25 Prozent des Strombedarfs decken. Es folgen
Mecklenburg-Vorpommern mit rund 20 Prozent und Sachsen-Anhalt mit rund zwölf
Prozent.

Marktführer im ersten Quartal 2002 ist das Auricher Windkraft-Unternehmen Enercon
mit einem Anteil von 51,4 Prozent an der neu installierten Leistung. In der
Hersteller-Rangliste folgen die Firmen Enron Wind (demnächst General Electric) aus
Salzbergen (Marktanteil: 14,4 Prozent), AN windenergie GmbH aus Bremen (10,7
Prozent), die Vestas Deutschland GmbH aus Husum (8,0 Prozent), die DeWind AG aus
Lübeck (6,8 Prozent), und die Nordex AG aus Hamburg (6,1 Prozent). Der Umsatz der
Branche wird in diesem Jahr schätzungsweise bei über 3,5 Milliarden Euro liegen.

Information: Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE), Herrenteichsstr. 1,
49074 Osnabrück, Tel.: 0541-350600, Fax: 0541-3506030, E-Mail.

Links zum Thema Windenergie.

 


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