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@grar.de Aktuell - 11.04.2002

Öko-Discount bringt Bio-Bauern in Schwierigkeiten

Sonnleitner: Verbraucher wird zwischen QS-Zeichen und Bio-Siegel entscheiden


München (agrar.de) - Eine kontrollierte Kennzeichnung von Lebensmitteln, wie sie
durch das Quali-tätssicherungssystem QS ermöglicht wird, nutzt dem
Verbraucher und der gesamten Lebensmittelkette. Dies erklärte der Präsident des
Deutschen und Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Gerd Sonnleitner, in
einem Interview im Handelsjournal, dem Wirtschaftsmagazin für den
Einzelhandel. Das QS-Siegel stehe für eine durchgängige kontrollierte Prüfung im
gesamten Herstellungsprozess der Lebensmittel und sei damit eine Art
Nahrungsmittel-TÜV, der Produzenten, Händlern und Verbrauchern Sicherheit gebe.
Der Lebensmittelhändler solle die Vorteile dieses Systems offensiv gegenüber
seinem Kunden darstellen, regte Sonnleitner an. Das von der Wirtschaft initiierte
Zeichen werde zuerst bei Rind- und Schweinefleisch eingeführt, das Interesse daran
sei auch aus anderen Lebensmittelbranchen groß.

Im Lebensmitteleinzelhandel könne sich der Verbraucher im Laufe des Jahres
zwischen Produkten mit Bio-Siegel oder dem QS-Zeichen entscheiden. Auch das
staatliche Bio-Siegel trage zur Transparenz des Angebotes bei, wenngleich der
Standard auf niedrigerem europäischen Niveau festgelegt wurde und nicht auf dem
anspruchsvolleren deutschen Niveau. Der Anteil des Ökomarktes im
Lebensmitteleinzelhandel werde sich weiter erhöhen. Mit einem Marktanteil von drei
bis fünf Prozent sei das mögliche Potenzial für Ökoprodukte im Lebensmittelhandel
noch nicht ausgereizt.

Sonnleitner kritisierte jedoch populistische Äußerungen einiger 'praxisfremder
Politiker' über das Marktwachstum und die Vorgabe utopischer Marktanteilsziele.
Wenn im Markt die Nachfrage steige, würden die heimischen Bauern auch mehr
Ökoprodukte produzieren. Bisher seien den Bio-Bauern aber durch
Vermarktungsprobleme immer wieder Grenzen aufgezeigt worden. Ein Teil der
Ökoprodukte habe sogar über die konventionelle Schiene vermarktet werden müssen,
weil die Bio-Nachfrage zu gering sei. Wenn der Lebensmitteleinzelhandel jetzt dazu
übergehe, auch Ökoprodukte zu Discountpreisen anzubieten, sieht der
Bauernverbandspräsident große Schwierigkeiten für die deutschen Biobauern. Als
Beispiel nannte er den Marken-Discounter 'Plus', der mit dem Slogan
'Bio-Lebensmittel zum kleinen Preis' werbe.

Die Bio-Bauern benötigten ein höheres Preisniveau, um kostendeckend zu arbeiten.
Sonnleitner erinnerte daran, dass der Preiskampf im Handel schon bei konventionell
hergestellten Lebensmitteln auf dem Rücken der Bauern ausgetragen werde und
Einkommenseinbußen zur Folge habe. Wenn ein solcher Preiskampf auch bei
Bioprodukten entbrenne, würden die Ökobetriebe ökonomisch in die Ecke gedrängt.
Dabei würden Verbraucherministerin und Verbraucherverbände nicht müde, zu betonen,
dass der deutsche Verbraucher bereit sei, mehr Geld für Bio auszugeben.

Links zum Thema Lebensmittelqualität und Kontrolle,
Links zum Thema Bio-Landbau.

 


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