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@grar.de Aktuell - 26.03.2002

2001 erfolgreiches Jahr für die Ernährungsindustrie

Weiteres Wachstumspotential im Ausland


Bonn (agrar.de) - Die Ernährungsindustrie blickt nach Informationen der
Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) auf ein
erfolgreiches Jahr 2001 zurück, in dem sie ihren Umsatz um nominal 5,1 Prozent auf
247,5 Mrd. DM (126,6 Mrd. Euro) steigern konnte. Allerdings geht der weitaus
größte Teil des Umsatzplus nicht auf ein reales Nachfragewachstum, sondern auf
höhere Erzeugerpreise zurück. Zudem waren reale Umsatzsteigerungen nur im
Exportgeschäft zu verzeichnen.

Die Stagnation der mengenmäßigen Nachfrage im deutschen Markt war 2001 besonders
deutlich spürbar. Der nominale Umsatz der Ernährungsindustrie im Inland stieg um
4,2 Prozent, real ergab sich ein Minus von 0,1 Prozent. Kein Euro-Effekt bei der
Preisentwicklung Für den Preisanstieg bei Lebensmitteln im Jahr 2001 sind eine
Reihe von Sonderfaktoren im Zusammenhang mit der BSE-Krise verantwortlich:
stärkere Nachfrage nach höherwertigem Fleisch und Fleischwaren, nach Alternativen
wie Fisch, Milchprodukten, Obst und Gemüse sorgte für den Preisanstieg. Zusätzlich
haben Kostensteigerungen im Bereich Energie und Transport Preiserhöhungen
erforderlich gemacht. Produktions- und Transportkostenerhöhungen durch die 4.
Stufe der Ökosteuer haben sich auch im Preisindex für Januar 2002 mit +5,2 Prozent
niedergeschlagen – ebenso wie gestiegene Gemüsepreise aufgrund des Wintereinbruchs
in Südeuropa.

Das Statistische Bundesamt hat zu Beginn dieses Monats nur bei wenigen
Waren überhaupt Anhaltspunkte für den sogenannten 'Euro-Effekt' gefunden. Der
intensive Wettbewerb bei Lebensmitteln hat im Zuge der Euro-Einführung vielmehr
eine Reihe von Händlern veranlasst, auf breiter Front die Preise zu senken. Die
Lebensmittelindustrie ist in Sorge, dass die Preisabwärtsspirale den desaströsen
Preiswettbewerb des Handels wie in den Jahren 1999 und 2000 erneut in Gang setzen
könnte. Das damals deutlich abgesenkte Verbraucherpreisniveau für Lebensmittel ist
durch die Preisaufwärtsbewegung 2001 bisher noch nicht ausgeglichen worden.

Arbeitsplatzabbau fortgesetzt

Schleppende Nachfrageentwicklung auf dem Inlandsmarkt, intensiver Preiswettbewerb
und weitere Belastungen der Produktionskosten zwingen die Unternehmen ständig zu
weiteren Rationalisierungsprogrammen und Unternehmenskonsolidierungen. Auch 2001
ist in Folge des Strukturwandels der Branche die Zahl der Betriebe um 1,6 Prozent
auf 6.035 zurückgegangen. Dies ging mit einem Arbeitsplatzabbau von 1,1 Prozent
auf 547.885 Beschäftigte einher. In den vergangenen 10 Jahren sind so rund 75.000
Arbeitsplätze in der mittelständischen Ernährungsindustrie – von Politik und
Öffentlichkeit kaum bemerkt - verlorengegangen.

Erfolg im Export

Dass die Ernährungsindustrie trotz dieser Entwicklungen auf ein insgesamt
positives Jahr 2001 zurückblicken kann, liegt vor allem am weiter sehr
erfreulichen Exportgeschäft. Der Auslandsumsatz stieg im zweiten Jahr in Folge um
nominal 9,8 Prozent auf 47,3 Mrd. DM (24,2 Mrd. Euro). Selbst bei Berücksichtigung
der gestiegenen Erzeugerpreise bleibt damit ein stattliches reales Wachstum von
6,2 Prozent. Fast jeder fünfte Arbeitsplatz hängt heute vom Export der Branche ab.

Die Partnerländer der EU sind weiter der wichtigste Absatzmarkt der
Ernährungsindustrie. Drei Viertel aller Exporte gehen in den gemeinsamen
Binnenmarkt, vor allem in die Niederlande, Frankreich und Italien. Mit einem Plus
von 9,2 Prozent auf 35,5 Mrd. DM (18,2 Mrd. Euro) stiegen die Ausfuhren in die
EU-Länder im vergangenen Jahr sehr dynamisch.

Positiver Trend aus Mittel- und Osteuropa

Besonders erfreulich ist, dass die Exporte in die Staaten Mittel- und Osteuropas
nach einer Absatzflaute 2001 wieder um 15,3 Prozent anstiegen. In die zehn
Beitrittsländer liefern deutsche Hersteller inzwischen Lebensmittel und Getränke
im Wert von fast 3 Mrd. DM (1,5 Mrd. Euro) – das sind 6,2 Prozent der
Gesamtausfuhren der Branche. Aber auch die deutschen Lebensmittelimporte aus den
Beitrittsländern sind im vergangenen Jahr stark auf rd. 3 Mrd. DM gestiegen. Das
zeigt schon jetzt den hohen Wettbewerbsdruck, der in einer erweiterten EU auf die
Ernährungsindustrie zukommt. Deshalb muss die Politik strikt auf die Schaffung
gleicher Wettbewerbsbedingungen achten, dazu gehört insbesondere die
kompromisslose Übertragung des Gemeinschaftsrechtes auf dem Gebiet der
Lebensmittelsicherheit, der Hygiene und des Verbraucherschutzes.

Für die Ernährungsindustrie ist es überlebenswichtig, dass die Osterweiterung die
internationale Wettbewerbsfähigkeit der Ernährungsindustrie nicht verschlechtert.
Bedrohungen gibt es, weil die EU-Kommission in der Vorbeitrittsphase als
Gegenleistung für den Zollabbau in den Beitrittsländern auf Ausfuhrerstattungen
bei verarbeiteten Lebensmitteln verzichten will. Die höhere EU-Rohstoffpreise
würden sich so direkt in der Kalkulation niederschlagen und damit direkt zu
Exporteinbrüchen führen.

Handelsstreit mit den USA lösen

Gefahren für den Export der Ernährungsindustrie liegen auch in einer möglichen
Eskalation der Handelsstreitigkeiten zwischen EU und USA. Nach dem Schiedsspruch
der WTO im Verfahren um die Steuererleichterungen, die die USA ihren Exporteuren
(Foreign Sales Corporations, FSC) gewährt, kann die EU Strafzölle gegen die USA im
Gesamtwert von bis zu 4 Mrd. US-Dollar verhängen. Die Ernährungsindustrie
befürchtet, dass die EU insbesondere auch Lebensmittel und landwirtschaftliche
Rohstoffe mit Strafzöllen belegen wird. Rohstoffe aus den USA werden für eine
große Vielzahl von Lebensmitteln dringend benötigt. Die Strafzölle würden zu einer
gravierenden Rohstoffverknappung und -verteuerung führen, mit der Folge von
Versorgungsengpässen und Preissteigerungen für die Verbraucher. Die
Ernährungsindustrie mahnt die EU daher zu handelspolitischer Vernunft. Die EU
sollte Geduld aufbringen und auf die USA weiter Druck ausüben, ihre
FSC-Gesetzgebung WTO-konform umzugestalten.

Perspektiven 2002

Die Ernährungsindustrie stellt sich dem Jahr 2002 dennoch mit Optimismus. Die
Hoffnungen für ein weiteres erfolgreiches Jahr ruhen in großem Maße auf dem
Auslandsgeschäft. Die Produktpalette deutscher Anbieter bietet die besten
Voraussetzungen für weiteres Wachstum, vorausgesetzt, die Politik gewährleistet
die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen durch vernünftige Rahmenbedingungen.

Für einen Aufschwung auf dem deutschen Markt wären Impulse für die
Binnenkonjunktur dringend erforderlich, um wieder reales Wachstum zu erzielen.
Risiken gibt es auf der Preisseite, wenn der Handel sich von einer vernünftigen
Preispolitik abwenden sollte.

Information: Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE),
Godesberger Allee 142-148, 53175 Bonn, Tel.: 0228-30829-0, Fax: 0228-30829-99,
E-Mail.

Links zum Thema Lebensmittel - Verbände und Institutionen.

 


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