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@grar.de Aktuell - 22.03.2002

Verein der Getreidehändler gründet Fachgruppe Biogetreide

Nationale Alleingänge in einem vereinten Europa abgelehnt


Hamburg (agrar.de) - Am 20. März 2002 fand in Hamburg die
Jahresmitgliederversammlung des Vereins der Getreidehändler der Hamburger Börse
e.V. (VdG) statt. Der Präsident des Bundesverbandes für den Aussen- und
Grosshandels mit Getreide, Ölsaaten, Futtermitteln, Hülsenfrüchten und
Speisesaaten, Herr Stefan Cremer, begann seine Ausführungen mit einem Überblick
über die Märkte für Getreide und Futtermittel. Anschließend erläuterte er die für
die Branche und die Verbandsarbeit wichtigsten Themen.

Getreide- und Futtermittelmärkte

'Obwohl die Weltgetreidernten, inklusive Futtergetreide, im Wirtschaftjahr
2001/2002 höher ausgefallen sind als im Vorjahr wird es insgesamt zu einem Abbau
der Bestände kommen. Dies ist auf eine insgesamt höhere Nachfrage zurückzuführen,
die insbesondere in Asien sehr ausgeprägt war.

In der EU wurde im Jahr 2001 eine um knapp 15 Mio t geringere Ernte eingefahren.
Außer Deutschland verzeichneten die anderen großen Getreideproduzenten der EU eine
deutlich niedrigere Ernte. Dennoch werden die Endbestände der EU deutlich wachsen.
Umfangreiche Anfangsbestände von 36,5 (Vorjahr 30,5) Mio t und ein deutlich
größeres Importvolumen von rund 11,5 (6,0) Mio t gleichen die kleineren Ernten
nahezu aus.

Mit Sorge beobachtet die Vertretung des Getreide-, Ölsaaten und
Futtermittelaußenhandels, dass die EU-Getreideexporte im zweiten Jahr in Folge
dramatisch zurückgegangen sind. Im Jahr 2000/2001 konnten noch 25,7 Mio t und im
Jahr 1999/2000 sogar 33,9 Mio t exportiert werden. Der Verband geht davon aus,
dass sich die Drittlandexporte der EU im laufenden Wirtschaftjahr auf nur knapp 17
Mio t summieren werden.'

Im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung prognostizierte Herr Cremer, dass,
normale Aufwuchsbedingungen vorausgesetzt, die Getreideernten im nächsten
Wirtschaftjahr das Vorjahresergebnis deutlich übertreffen werden.

Themenschwerpunkte der Verbandsarbeit

Mit Nachdruck lehnte Herr Cremer nationale Alleingänge in einem vereinten Europa
ab. So seien zum Beispiel das nur in Deutschland geltende Verfütterungsverbot von
tierischen Fetten oder die Gesetzgebung zur Legehennenhaltung ein enormer Nachteil
für die deutsche Agrarwirtschaft. 'Würde jedes der 15 Mitgliedstaaten der
Europäischen Union so weitreichende Verordnungen und Gesetze verabschieden, wie
Deutschland dies in den letzten Monaten getan hat, gäbe es keinen freien
Warenverkehr mehr und der Binnenmarkt in Europa wäre ad absurdum geführt'
unterstrich der Präsident des Verbandes.

Zum Thema Grüne Gentechnik führte Herr Cremer aus, dass es in der EU leider immer
noch keine klaren Vorschriften hinsichtlich des Rückverfolgbarkeitssystems, der
Kennzeichnung, der Schwellenwerte und der Analyseverfahren gebe. 'Den meisten
Verbrauchern scheint nicht bewusst zu sein, in welch starkem Maße die Gentechnik
bereits Einzug in Lebens- und Futtermittel gehalten hat. Da es kein Zurück mehr
gibt, ist es jetzt dringend erforderlich, klare Regelungen zu verabschieden. Dies
muss mit einer ehrlichen und weitreichenden Aufklärung einhergehen" so Herr Cremer
weiter.

In seiner Ansprache an die Mitglieder kritisierte Herr Cremer die umfangreichen
Regelungen zu Dioxin. 'Ohne die Eintragsquellen von Dioxin unter die Lupe zu
nehmen und dafür zu sorgen, dass der Ausstoß von Dioxin in die Umwelt reduziert
wird, werden für eine große Anzahl von Produkten Höchstwerte festgelegt. Dies hat
zur Konsequenz, dass der Inverkehrbringer der Ware, dies ist in der Regel der
Händler, verstärkt Analysen und Untersuchungen durchführen, und die Ware
vernichten muss, wenn ein Grenzwert geringfügig überschritten wird. Damit wird die
Verantwortung für das Auftreten bestimmter Umweltgifte und das damit verbundene
Risiko unge-rechtfertigterweise auf den Handel geschoben.'

Herr Cremer forderte die EU-Kommission auf zukünftig keine Gesetzesänderungen mehr
im laufenden Wirtschaftjahr vorzunehmen, die in das Marktgeschehen eingreifen und
dem Marktbeteiligten keine Übergangsfristen einräumen. So habe der Agrarhandel
sich nicht auf die Streichung des 10 EUR Zoll für Importe aus der
Schwarzmeerregion, des Mittelmeerraumes und der Ostsee einstellen können. Ferner
verlangte Herr Cremer, dass die Kommission das System der Lizenzvergabe für
Exporte an die aktuellen Gegebenheiten, d.h. Exporte erfolgen fast ausschließlich
ohne Erstattung, anpasse und die geforderten Kautionen reduziere.

Verein der Getreidehändler gründet neue Fachgruppe Biogetreide

Im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung des VdG gab der Vorsitzende des
Verbandes, Herr Stefan Cremer bekannt, dass eine neue Fachgruppe Biogetreide ins
Leben gerufen wurde. 'Damit werden die bereits bestehenden Fachgruppen (Land- und
Binnenhandel, Handel mit Getreide & Ölsaaten, Futtermitteln, Fischmehl,
Hülsenfrüchte & Speisesaaten, Makler & Agenten und Lagerhalter & Spediteure) um
eine bedeutende Sparte ergänzt.' Herr Cremer führte weiter aus: 'der Handel mit
Bioprodukten nimmt ständig zu, und es war dringend erforderlich, dass die
Biogetreidehändler eine Interessenvertretung erhalten. Im Umkreis des VdG werden
sie eine adäquate und professionelle Vertretung bekommen.' Die Fachgruppe wird
sich außer mit juristischen und kontraktrechtlichen Fragen auch mit fachlichen und
inhaltlichen Fragen in Zusammenhang mit dem Handel mit Biogetreide und
Biofuttermitteln auseinandersetzen.

Abschließend hob Herr Cremer die Bedeutung des Schiedsgerichtswesens des VdG
hervor. 'Die überwiegende Inanspruchnahme auch durch Nichtmitglieder des VdG
zeigt, welches Ansehen unsere Schiedsgerichte national und international nach wie
vor genießen. Im Jahr 2001 wurden insgesamt 81 Verfahren durchgeführt. Von den 162
an diesen Verfahren beteiligten Parteien kamen 32 aus dem Ausland.'

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