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@grar.de Aktuell - 19.03.2002

Fischbestände weltweit in schlechtem Zustand


Berlin (agrar.de) - Die Fischbestände befinden sich weltweit in einem schlechten
Zustand. 25 Prozent der kommerziell genutzten Gebiete sind überfischt, etwa 50
Prozent werden voll genutzt. Das sagte Prof. Gerd Hubold von der
Bundesforschungsanstalt für Fischerei nach Informationen des
Bundestags-Pressedienstes heute bei einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses
für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Perspektiven der deutschen
Fischerei und Fischwirtschaft in der Europäischen Union.

Allein in der Nordsee hätten die Fischbestände in den vergangenen 30 Jahren
deutlich abgenommen, die Fänge seien von 1,1 Millionen Tonnen auf 300.000 Tonnen
geschrumpft, so Hubold weiter. Viele der für die deutsche Fischerei wichtigsten
Arten und Bestände, darunter Hering, Kabeljau, Dorsch, Makrele, Rotbarsch, sind
nach den aktuellen Empfehlungen des Internationalen Rates für Meeresforschung
(ICES) bedroht. Es gelte nun, die Fischbestände wiederaufzubauen und zwar
durch eine Festlegung der Fangmengen, Verringerung des Beifangs (seltene oder
bedrohte Meeressäuger oder Seevögel, die zufällig ins Netz gehen und nach dem Fang
meist tot oder sterbend über Bord geworfen werden), durch strenge Sanktionen und
Kontrollen sowie durch verbesserte Netzqualitäten, so die Bundesforschungsanstalt
für Fischerei. Zugleich müsse der Umfang der deutschen Flotte abgebaut werden.

Diese Position deckt sich nach der schriftliche Stellungnahme des Deutschen
Fischerei Verbandes mit den Erkenntnissen der Europäischen Union. Die Kommission
plane, die Fischereibetriebe in den Mitgliedstaaten um 40 Prozent zu reduzieren.
Der Verband bezeichnet diese Politik als katastrophal.

Eine solche Maßnahme sei das falsche Signal und führe in Deutschland zu einem
Verlust von Arbeitsplätzen. Nach Erhebungen des Fischinformationszentrums arbeiten
derzeit 46.450 Personen in der gesamten Fischwirtschaft. Deutschland habe an der
Gesamtkapazität der europäischen Fischereiflotten einen Anteil von unter drei
Prozent. Eine Verringerung der deutschen Flotte hätte daher keinen Einfluss auf
die Bestände, sagt Kapitän Klaus Hartmann, Vorsitzender des Deutschen
Hochseefischereiverbandes.

Wenn dagegen aber alle EU-Mitgliedsländer ihre Flottenkapazitäten so abbauten,
dass sie ihre Fangquoten nur zu 52 Prozent nutzten wie Deutschland, dann könne
dies einen positiven Effekt auf die Fischbestände sowie auf die deutsche Flotte
haben.

Um die Existenz der deutschen Fischerei und Fischwirtschaft zu sichern, forderte
Hartmann, die veraltete Flotte zu erneuern, Fangquoten langfristig abzusichern und
zu kontrollieren und innerhalb der Mitgliedsstaaten Wettbewerbsgleichheit
herzustellen.

Wichtig sei auch eine langfristige Sicherung der bestehenden Drittlandsverträge
und die Verhandlung neuer Abkommen zum Beispiel mit Russland und den USA. Die
Bildung von regionalen Räten bringe Fachwissen in das Management ein und nehme den
Fischereisektor mit in die Verantwortung. So werde die Akzeptanz der jeweiligen
Maßnahmen höher.

Der World Wide Fund For Nature (WWF) forderte, die Kapazität der
Fischereiflotten zu verringern. Auch solle ein Ökomanagement eingerichtet werden,
das für die Erhaltung aller marinen Arten und Lebensräume Sorge trägt. Die
Überfischung könne nur unterbunden werden, wenn die Subventionspolitik für
Schiffsneubauten reformiert werde, hieß es weiter. Künftig solle kein
Schiffsneubau mehr unterstützt werden.

Dem widersprach der Verband der deutschen Kutter- und Küstenfischer. Die deutsche
Fischereiflotte sei im Durchschnitt über 30 Jahre alt, sagt Verbandsvorsitzender
Willy Jacobs. Eine Modernisierung der Flotte sei im Hinblick auf die
Arbeitssicherheit unumgänglich. Auch benötige die Fischerei dringend
Nachwuchskräfte.

Links zum Thema Fische.

 


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