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@grar.de Aktuell - 19.03.2002

Pflanzenschutz im Obstbau: Bauern fordern endlich politische Entscheidungen


Koblenz (agrar.de) - Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Obstbau im
Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau, Norbert Schäfer, drängt auf
politische Entscheidungen, um die Pflanzenschutzproblematik im Obstbau zu
entschärfen. 'Alle politisch verantwortlichen Personen auf Bundes- und Landesebene
sind längst informiert. Selbst der Bundeskanzler weiß um die beängstigende
Situation im Obstbau und hier im Besonderen beim Süßkirschenanbau.'

Über 250 Bauern und Gärtner haben bei einer gemeinsamen Veranstaltung des
Deutschen Bauernverbandes (DBV) und des Zentralverbandes Gartenbau
(ZVG) in Bonn, schnelle politische Entscheidungen der Bundesregierung
gefordert. Falls bis zum Vegetationsbeginn für viele Obst- und Gemüsekulturen
keine geeigneten Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stehen, können einige Kulturen
nicht mehr erfolgreich auf dem Markt platziert werden. Die europäische Konkurrenz
wird diese Lücke allerdings vollständig ausfüllen. Diese dürfen die in Deutschland
nicht zugelassenen Pflanzenschutzmittel nämlich weiterhin einsetzen und das so
behandelte Obst und Gemüse auf dem deutschen Markt verkaufen. Dabei gehe es nicht
einmal um den Verbraucherschutz, sondern um reine verfahrenstechnische Maßnahmen.
Deutschland setze ein EU-Recht sehr scharf und strickt um, ohne dabei auf den
unbedenklichen Einsatz einiger Pflanzenschutzmittel Rücksicht zu nehmen, erklärte
Schäfer.

Die Verbraucher akzeptierten keine Maden in Süßkirschen. Der Handel nehme keine
nicht vollständig madenfreie Süßkirschenpartien ab. 'Wenn bis Mitte Mai das bisher
zugelassene Pflanzenschutzmittel Lebaycid oder ein adäquates Mittel gegen die
Kirschfruchtfliege in Süßkirschen nicht zugelassen sein wird, wird in diesem Jahr
kein wirtschaftlicher Anbau von Süßkirschen in Deutschland und in Rheinland-Pfalz
möglich sein. Dies kann spezialisierten Betrieben das Genick brechen', erklärte
Schäfer.

Kurzfristig müsse eine befristete indikationsbezogene Verlängerung der
Übergangsfrist im Pflanzenschutzrecht umgesetzt werden. Die Folge wäre ansonsten,
dass gerade im Süßkirschenbereich die Verbraucher die heimischen nach strengen
Vorschriften angebauten Süßkirschen nicht mehr kaufen könnten. Sie wären auf
importierte Ware angewiesen, die allerdings in der Regel weit weniger scharfen
Auflagen unterliegen würden. Hinzu komme, dass die Marktposition der heimischen
Erzeuger langfristig unwiederbringlich geschädigt werde. Hierbei handele es sich
um eine Wettbewerbsverzerrung, die nicht nur den heimischen bäuerlichen
Familienbetrieben vehement schade, sondern auch den Verbraucherschutz untergrabe.
'Diese Politik verstehe wer will, mit Vernunft hat das nichts mehr zu tun. Wir
sind soweit, dass die unterschiedliche Handhabung des EU-Rechtes auf nationaler
Ebene deutsche Betriebe und somit auch Arbeitsplätze vernichtet', endete Schäfer.

Links zum Thema Pflanzenschutz.

 


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