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@grar.de Aktuell - 18.03.2002

Thüringen: Aktualisierte Rote Listen gefährdeter Arten und Lebensräume erschienen

Flussbewohnern geht es besser, aber Auenbewohner und Offenlandarten bleiben gefährdet


Erfurt (agrar.de) - 7.644 Arten (45 Prozent) sind gefährdet; darunter sind 1.462
Arten (8,5 Prozent), die ausgestorben, ausgerottet oder verschollen sind.
Wirbeltiere sind dabei stärker gefährdet (54 Prozent) als Wirbellose (49 Prozent)
und Pflanzen (40 Prozent). Das ist die Einschätzung der aktuellen Pflanzen- und
Tierwelt in Thüringen. Die allgemeine Gefährdungssituation entspricht damit etwa
der von 1993.

Die Roten Listen Thüringens sind Verzeichnisse von Arten und Lebensräumen, die im
Freistaat gefährdet oder bereits ausgerottet sind. Sie sind ein Maß für die
Entwicklung der biologischen Vielfalt, ohne die viele Gefahren für die Umwelt
nicht rechtzeitig zu erkennen wären. Die letzte Rote Liste Thüringen erschien
1993. Heute stellte der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz
und Umwelt
, Dr. Volker Sklenar, die Fortschreibung der Roten Liste vor.

Die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie koordinierte über
drei Jahre hinweg die Arbeit zahlreicher Spezialisten. 80 Autoren, 200 direkt
beteiligte Mitarbeiter und über 600 weitere Beteiligte stellten ihre Beobachtungen
zur Verfügung und trugen zu einer soliden Einschätzung der aktuellen Gefährdung
der Pflanzen- und Tierwelt bei.

Über 17.000 in Thüringen heimische Arten und sämtliche Biotoptypen wurden auf ihre
Gefährdung hin geprüft. Um die Listen aufzustellen, wurde für jede Art und jeden
Biotoptyp die aktuelle Häufigkeit und die Bestandsentwicklung in den letzten
Jahrzehnten ermittelt und die Empfindlichkeit gegenüber aktuellen Veränderungen
beurteilt.

Der neue Sammelband umfasst auf 430 Seiten 59 Einzellisten. Neben Aussagen zur
Gefährdung von Vögeln, Fledermäusen, Pflanzen, Libellen, Schmetterlingen und
Heuschrecken wurden auch weniger bekannte, aber sehr artenreiche Gruppen wie
Wildbienen, viele Käferfamilien, Flechten und Moose oder die nützlichen
Schwebfliegen untersucht.

'Positiv haben sich die Anstrengungen bei der Reinhaltung der Luft und der
Gewässer ausgewirkt. So ist die Abnahme der Gefährdung einiger
Fließgewässerbewohner hervorzuheben', so der Minister. Arten wie die Gebänderte
Prachtlibelle konnten aus der Liste entlassen werden. Der Schwarzstorch ist nicht
mehr vom Aussterben bedroht, und der vor 30 Jahren ausgestorbene Fischotter kehrt
gerade nach Thüringen zurück. Auch gegenüber Luftverschmutzung empfindliche Arten
nehmen wieder zu. Verschiedene Flechten-Arten, wie die Pflaumenflechte, die auf
Rinden lebt, sind inzwischen ungefährdet.

Dagegen sind viele Arten des Offenlandes zunehmend gefährdet, weil die
traditionelle, standortgerechte Bewirtschaftung fehlt, so z. B. viele Tagfalter,
wie die Berghexe oder etliche seltene Scheckenfalterarten. In Auen- und
Grünlandbereichen konnten bisher keine durchschlagenden Verbesserungen
festgestellt werden; typische Arten wie Weißstorch und Kiebitz sind zunehmend
stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Vor nunmehr zehn Jahren hat sich Deutschland dazu bekannt, Verantwortung bei der
Erhaltung der globalen biologischen Vielfalt zu übernehmen. 'Die Roten Listen
haben in Hinblick auf die Erhaltung der biologischen Vielfalt eine doppelte
Bedeutung: Zum einen ist mit ihrer Bearbeitung die Kenntnis darüber, wie viele und
vor allem welche Arten in Thüringen heimisch sind, beträchtlich erweitert worden.
Zum anderen ist das eigentliche Ergebnis der Roten Listen - die aktuelle Bewertung
der Gefährdung der Pflanzen- und Tierarten sowie der Lebensräume - natürlich eine
zentrale Voraussetzung für einen wirksamen Schutz der Vielfalt', sagte Dr.
Sklenar.

Die Roten Listen sind als Heft 18 des 'Naturschutzreport' bei der Thüringer
Landesanstalt für Umwelt und Geologie
zu erhalten.

Links zum Thema Biodiversität,
Links zum Bundesland Thüringen.

 


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