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@grar.de Aktuell - 15.03.2002

Raiffeisen-Bilanz 2001 (2)

Milchwirtschaft: Getrübte Aussichten 2002


Berlin (agrar.de) - Die 378 Molkereigenossenschaften verzeichneten im Jahr 2001
einen preisbedingten Umsatzzuwachs von circa 5 Prozent. Die Sparte setzte rund
10,5 Mrd. Euro um. Für nahezu alle Erzeugnisse wurden höhere Preise erzielt, so
dass den Genossenschaftsmitgliedern mehr Milchgeld ausgezahlt werden konnte. Der
durchschnittliche Erzeugerpreis stieg um 9,4 Prozent auf 32,82 Euro/100 kg.

Der Konsum von Milch und Milchprodukten entwickelte sich – von wenigen Ausnahmen
abgesehen – positiv. Das breit gefächerte Sortiment der Molkereigenossenschaften
genießt bei den Verbrauchern hohe Wertschätzung. Besonders hervorzuheben waren
2001 die positiven Trends am Käsemarkt. Bei steigendem Verbrauch wurde die
Produktion auf einen neuen Höchststand von knapp 1,9 Mio. t ausgedehnt.

Getragen von höheren Preisen bei Butter, Magermilchpulver und Käse sowie durch den
guten Absatz erreichten die Genossenschaften im Frühsommer 2001 in den
Verhandlungen mit dem Lebensmittelhandel deutlich bessere Abgabepreise für ihre
Produkte des weißen Sortiments.

Getrübte Aussichten 2002

Ende 2001 setzte bei den Eckprodukten Butter und Magermilchpulver ein starker
Preisdruck ein. Mittlerweile wird der Milchmarkt aber durch Interventionsmaßnahmen
wieder entlastet, und die Erlöse für diese Eckprodukte haben sich auf entsprechend
niedrigem Niveau stabilisiert. Die Schwächetendenzen der letzten Monate zeigen
nach einer längeren Phase der Stabilität, dass die Überschüsse in der EU binnen
kurzer Zeit zu Mengendruck in einzelnen Segmenten führen können. Das schlägt sich
auch in sinkenden Milchauszahlungspreisen nieder.

Zukunft der Milchquote sorgfältig prüfen

Diese Zusammenhänge verdeutlichen, dass es in der Diskussion um die Zukunft der
europäischen Milchpolitik, wie sie mit der anstehenden Halbzeitbewertung der
Agenda 2000 angestoßen wird, einer sorgfältigen Folgenabschätzung bedarf. 'Wir
analysieren derzeit auf Basis wissenschaftlicher Ausarbeitungen die möglichen
Konsequenzen verschiedener politischer Handlungsoptionen und diskutieren diese mit
unseren Mitgliedsunternehmen', so Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen
Raiffeisenverbandes (DRV) bei der Bilanz-Pressekonferenz am 13. März 2002
in Berlin.

Einige Argumente sprechen für die Beibehaltung der Milchquotenregelung bei
gleichzeitiger Flexibilisierung des heutigen Systems. Wichtig ist zudem, dass für
den europäischen Milchmarkt unabhängig vom Fortbestand der Quotenregelung
weiterhin ein Mindestmaß an Stützung und Stabilisierung sowie ein ausreichender
Außenschutz gewährleistet bleiben müssen.

Kritik äußerte Nüssel an der Position der Bundesregierung zur Halbzeitbewertung
der Agenda 2000. Der DRV sieht keine Notwendigkeit, die Brüsseler Beschlüsse
grundsätzlich in Frage zu stellen. 'Die bis 2006 gesteckten Eckdaten müssen für
die Agrarwirtschaft verlässlich und kalkulierbar bleiben', betonte Nüssel.

In diesem Zusammenhang begrüßte er die Vorschläge der EU-Kommission zum Fortgang
der Agrarverhandlungen mit den beitrittswilligen Staaten in Bezug auf die
Direktzahlungen und die ländliche Entwicklung. 'Es besteht großer Bedarf zur
Anpassung der Agrarstrukturen in den mittel- und osteuropäischen Ländern, um im
Binnenmarkt wettbewerbsfähig zu werden', so Nüssel.

Agrargenossenschaften: Vorjahresergebnis gehalten

Die 795 Agrargenossenschaften in Ostdeutschland, die dem DRV angeschlossen sind,
haben im Jahr 2001 ihr Betriebsergebnis gehalten. Die Umsatzerlöse blieben mit 1,5
Mrd. Euro stabil.

'Wie alle landwirtschaftlichen Unternehmen brauchen die Agrargenossenschaften
verlässliche, nicht diskriminierende Rahmenbedingungen. Die weitreichenden
Wettbewerbsnachteile, die der deutschen Landwirtschaft u. a. aus der nationalen
Umsetzung von Umweltvorschriften und der geplanten Modulation von Direktzahlungen
erwachsen, lehnt der DRV ab', so Nüssel. Ein Vorpreschen der Bundesrepublik ist
vollkommen unnötig, zumal bei der Agenda-Halbzeitbewertung über die Modulation auf
EU-Ebene diskutiert wird.

Bei der seit der Wiedervereinigung ausstehenden Altschuldenregelung erwartet
Nüssel wirtschaftlich tragfähige Regelungen. Die Bundesregierung darf bei der
Lösung dieses gravierenden Problems nicht die Zukunft der genossenschaftlichen
Mehrfamilienbetriebe aufs Spiel setzen.

Den Agrargenossenschaften bietet die Verankerung in genossenschaftlichen
Wertschöpfungsketten eine solide Basis für Marktzugang und Absatzsicherheit. Mit
ihren hervorragenden Produktionsstrukturen und der Fähigkeit, große Handelspartien
mit einheitlich hoher Qualität anbieten zu können, sind die Agrargenossenschaften
zugleich ideale Partner für das Prüfzeichen der Qualität und Sicherheit GmbH.

Obst, Gemüse, Gartenbau: Umsätze um 5 Prozent verbessert

Die Obst-, Gemüse- und Gartenbaugenossenschaften verbesserten ihre Umsätze im Jahr
2001 vor allem preisbedingt um rund 5 Prozent auf 1,84 Mrd. Euro. Bei Blumen sowie
Topf- und Gartenpflanzen betrug das Plus 3 Prozent.

Insgesamt fielen in Deutschland und Europa die Obst- und Gemüseernten geringer
aus. Nach zwei Jahren mit witterungsbedingt großen Mengen wurde in der EU mit 7,5
Mio. t eine deutlich kleinere Apfelernte eingefahren. In Deutschland stand mit
940.000 t im Marktobstbau eine ausreichende Menge für die Vermarktung bereit.

Wiederholt hat der DRV den Gesetzgeber aufgefordert, die am 30. Juni 2001
ausgelaufene deutsche Zulassungsregelung für Pflanzenschutzmittel befristet zu
verlängern. Nur dann können Erzeugung und Vermarktung in den nächsten Wochen
ordnungsgemäß sichergestellt werden. 'Die aktuellen Wettbewerbsverzerrungen zu
Lasten der deutschen Obst- und Gemüseanbauer sind nicht länger tragbar', erklärte
Nüssel.

Weinwirtschaft: Sehr guter Jahrgang

Die deutsche Weinernte 2001 fiel mit 9 Mio. hl deutlich kleiner aus als erwartet.
Es stehen hervorragende Qualitäten zur Verfügung. Der genossenschaftliche
Erfassungsanteil liegt bei circa 2,8 Mio. hl (31 Prozent).

Für das Weinwirtschaftsjahr 2001 melden die 236 Winzergenossenschaften ein
leichtes Umsatzplus von 1,3 Prozent auf 0,82 Mrd. Euro (Vorjahr 0,81 Mrd. Euro).
Wesentlich für den Anstieg waren die guten Umsätze im Anbaugebiet Baden. In einer
schwierigen Marktlage befinden sich Anbauregionen mit hohem Weißweinanteil.

EU-Bezeichnungsrecht: Teilerfolg errungen

Langwierige Diskussionen begleiten das EU-Bezeichnungsrecht. Verstimmungen gab es
um die Liste der schützenswerten Begriffe. Lediglich die Bezeichnung 'Classic',
die in Deutschland an enge Verwendungskriterien gebunden ist und vom Deutschen
Weininstitut werblich kommuniziert wird, ist im jüngsten Verordnungsentwurf
verankert und damit für Deutschland geschützt. Leider wurde die Bezeichnung
'Selection' nicht aufgenommen.

Gemeinsam mit den anderen Organisationen der deutschen Weinwirtschaft hat sich der
DRV sowohl an EU-Kommissar Dr. Franz Fischler, die zuständigen nachgeordneten
Dienststellen der Brüsseler Kommission als auch an Bundesministerin Renate Künast
gewandt und den Schutz der für Deutschland wichtigen Bezeichnungen 'Classic' und
'Selection' eingefordert.

Links zum Thema Landhandel.

 


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