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@grar.de Aktuell - 15.03.2002

Raiffeisen-Bilanz 2001: Umsatz gestiegen

Nüssel: BSE-Folgekosten drücken auf die Ertragslage


Berlin (agrar.de) - Die 3.632 (Vorjahr 3.847) Raiffeisen-Genossenschaften
erzielten im Jahr 2001 einen addierten Umsatz von 39,6 Mrd. Euro. Gegenüber dem
Vorjahresergebnis von 38,2 Mrd. Euro ist das ein überwiegend preisbedingtes Plus
von 3,7 Prozent.

'Diese Steigerung spiegelt sich aber nicht in der Ertragslage der Unternehmen
wider. Einerseits schlagen die BSE-Folgekosten sowie die Mehrausgaben aufgrund der
Ökosteuer und bei den Personalnebenkosten deutlich zu Buche. Andererseits wurden
durch Kooperationen im genossenschaftlichen Verbund sowie Rationalisierungen in
der Datenverarbeitung und Logistik Betriebskosten gesenkt', erklärte Manfred
Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), bei der
Bilanz-Pressekonferenz am 13. März 2002 in Berlin.

Bei der Bündelung der Kräfte wurden weitere Fortschritte erzielt. Überwiegend
durch Fusionen nahm die Zahl der Genossenschaften um 5,6 Prozent ab. Die
Anpassungen bei den Kreditgenossenschaften mit Warengeschäft lagen mit – 18,4
Prozent auf 354 über dem Durchschnitt. Der Trend zur Spezialisierung und die
Konzentration auf Kernkompetenzen halten an. Bemerkenswert ist auch die Abnahme
der Zahl milchverarbeitender Genossenschaften auf nunmehr 87 (– 10,4 Prozent).
'Diese Bündelung dient der Stärkung der Marktposition, wobei die Genossenschaften
weiterhin in der Fläche präsent bleiben', erklärte Nüssel.

Die genossenschaftlichen Ausfuhren betrugen 3,2 Mrd. Euro. 84 Prozent der Exporte
entfielen auf Milch- und Fleischerzeugnisse. In diesem Bereich decken die
Genossenschaften ein Drittel des deutschen Agrarexportes ab.

Vieh- und Fleischwirtschaft: Spielball der Politik

Die BSE-Folgen prägten die Vieh- und Fleischmärkte nachhaltig. Das hatte starken
Einfluss auf Angebot und Nachfrage, Mengen und Preise sowie Vermarktungsstrategien
und -konzepte, insbesondere bei Rindfleisch. In der Anfangsphase der BSE-Krise
mussten empfindliche wirtschaftliche Einbußen verkraftet werden.
Bestandsabwertungen und Auftragsstornierungen kennzeichneten die
Geschäftstätigkeit. Erhebliche Mehrkosten durch gesetzliche Auflagen, z. B.
BSE-Tests und Entsorgung von Risikomaterialien, belasteten die Vermarktung.

12,2 Mio. Schweine und 1,2 Mio. Rinder wurden in genossenschaftlichen Betrieben
geschlachtet. Der Umsatz stieg auf 6,9 Mrd. Euro. Nach wie vor schwierig gestaltet
sich die Vermarktung von Schlachtkühen wegen geringer Absatzmöglichkeiten in der
Fleischwarenindustrie.

Neben der wieder eröffneten Intervention stützte im Jahresverlauf vor allem der
Drittlandsexport den Rindfleischabsatz. Da viele Staaten Einfuhrsperren verhängt
hatten, konzentrierten sich die Ausfuhren auf den russischen Markt. Er wird seine
Schlüsselfunktion im laufenden Jahr beibehalten.

Fehlerhafte BSE-Tests – großer Schaden

Scharfe Kritik übte Nüssel an den Kontrolldefiziten im Zusammenhang mit den
fehlerhaften BSE-Tests in verschiedenen Bundesländern. 'Das Hin- und Herschieben
von Verantwortlichkeiten hat Schlachtunternehmen und Landwirten großen Schaden
zugefügt und die Branche in Misskredit gebracht. Schlachtunternehmen sind
unverschuldet in Existenznot geraten. Darüber hinaus wurde die Branche mit dem
Aussetzen von Exporterstattungen zu Unrecht in Kollektivhaft genommen', so Nüssel.
Als wenig hilfreich bezeichnete er den Streit um private oder staatliche
Testlabors. Entscheidend ist vielmehr, dass die Prüfkriterien klar definiert,
bundesweit angewandt sowie streng überwacht und kontrolliert werden.

Warenwirtschaft: Ergebnis befriedigend

Die Geschäftsentwicklung in der genossenschaftlichen Warenwirtschaft war insgesamt
befriedigend. Die wertmäßigen Umsätze von rund 17,4 Mrd. Euro liegen um 2,3
Prozent über dem Vorjahresniveau. Das Absatzgeschäft wurde durch eine qualitativ
gute Getreideernte mit einem Rekordvolumen von 49,5 Mio. t begünstigt. Allerdings
hatte die spürbare Investitionszurückhaltung der Landwirte negativen Einfluss auf
die Ergebnisse in einzelnen Sparten, insbesondere bei den Bauinvestitionen und in
der Agrartechnik.

Die Getreide- und Ölsaatenmärkte den unmittelbar nach der Ernte durch kurzfristige
Eingriffe der EU-Kommission in die Marktverwaltung gestört. Fehlende
Exportmöglichkeiten sowohl in Drittländer als auch im EU-Binnenmarkt sorgten für
anhaltenden Preisdruck. Präsident Nüssel forderte deshalb die Brüsseler Kommission
auf, mehr Anreize für Getreideausfuhren zu schaffen, damit auf dem Weltmarkt keine
Anteile verloren gehen.

Für den Anbau nachwachsender Rohstoffe wurden im Jahr 2001 fast 320.000 ha
Stilllegungsflächen genutzt. Die Genossenschaften haben circa 50 Prozent dieser
Flächen vertraglich gebunden und sind damit Marktführer. Zur kommenden Ernte wird
hierzulande angesichts der steigenden Nachfrage nach umweltfreundlichem Biodiesel
und der günstigen Preisentwicklung mit einer Ausdehnung der Anbaufläche gerechnet.

Einsatz von Biokraftstoffen fördern

Präsident Nüssel forderte eine zügige Verabschiedung des Richtlinienvorschlags der
EU-Kommission zur Förderung des Einsatzes von Biokraftstoffen. Die Wirtschaft
braucht mittelfristig verlässliche Rahmenbedingungen. Die Genossenschaften haben
Millionenbeträge in Veresterungsanlagen und die Markterschließung investiert. Die
Bundesregierung sollte die Möglichkeit einer vollständigen Steuerbefreiung für
Biodiesel ausschöpfen.

Der Absatz landwirtschaftlicher Betriebsmittel lag mengenmäßig unter
Vorjahresniveau. Der Rückgang bei Düngemitteln um etwa 10 Prozent ist insbesondere
auf eingeschränkte Anwendung von Grund- und Mehrnährstoffdüngern zurückzuführen.
Ein gestiegenes Preisniveau für Stickstoffdünger führte insgesamt zu einen
leichten Umsatzzuwachs in dieser Sparte.

Bei Pflanzenschutzmitteln erreichte der Umsatz etwa das Vorjahresniveau. Für 2002
rechnet Nüssel mit einer Belebung des Geschäfts, wenn jene Warenströme nach
Deutschland zurückkehren, die in den letzten Jahren aufgrund von
Mehrwertsteuerdisparitäten in EU-Nachbarstaaten abgewandert sind. Unsicherheit und
Investitionszurückhaltung der Landwirte waren vor allem beim Neumaschinenkauf
deutlich zu spüren. Der Umsatz blieb um 7 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Aufgrund des anhaltenden Preiskampfs auf dem Tankstellenmarkt ließen sich oftmals
keine ausreichenden Margen im Kraftstoffabsatz erzielen. Die vom Bundeskartellamt
unter Auflagen genehmigten Fusionen von Shell/DEA und BP/Aral werden erhebliche
Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der 540 genossenschaftlichen Tankstellen
haben.

Sehr angespannt ist nach wie vor die Situation in der Bauwirtschaft. Ein
Aufschwung hat sich entgegen den Erwartungen nicht eingestellt. Dies wirkte sich
negativ auf die Umsätze der 500 Baustoff-Märkte und -Fachhandlungen in der
Raiffeisen-Organisation aus. Ihr Umsatz blieb 5 Prozent unter dem
Vorjahresergebnis.

Links zum Thema Landhandel.

 


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