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@grar.de Aktuell - 13.03.2002

Jahresbilanz des Fleischerhandwerk: Profit durch Verbrauchernähe


Frankfurt (agrar.de) - Die aktuelle Stimmungslage im Fleischerhandwerk ist
verhalten optimistisch, so der Deutsche Fleischerverband (DFV) in seiner
Jahresbilanz 2001.

Aus der bislang wohl stärksten Krise der Fleischwirtschaft ging das
Fleischerhandwerk im direkten Wettbewerb um den privaten Kunden gestärkt hervor.
Vorhandene, vergleichsweise aber geringere Absatzrückgänge bei Rindfleisch konnten
im Laufe des Jahres 2001 durch deutliche Absatzsteigerungen bei Geflügel und
Wurstwaren und sonstigen Fleischerzeugnissen wie Schinken mehr als kompensiert
werden. Unter Berücksichtigung der allgemeinen kostenbedingten Preissteigerungen
in der ersten Jahreshälfte erreichte die Branche im Thekenverkauf eine
Umsatzsteigerung bei Fleisch um 7,0 Prozent und bei Verarbeitungsprodukten sogar
in zweistelliger Höhe um 11,0 Prozent.

Dieses für den traditionellen Schwerpunkt der Fleischer-Fachgeschäfte, den Verkauf
über die Ladentheke, positive Ergebnis wurde im Wesentlichen getragen von einer
überdurchschnittlichen Entwicklung im früheren Bundesgebiet. Dort setzte nach den
krisenbedingten Absatzeinbrüchen zu Jahresbeginn die Trendwende bereits im
Frühjahr ein, während in den neuen Bundesländern der eigentliche Durchbruch erst
im Spätherbst geschafft wurde. Der Grund dafür liegt in den in der ersten
Jahreshälfte notwendig gewordenen Preisanpassungen, die vor dem Hintergrund der in
den neuen Bundesländern vergleichsweise höheren Arbeitslosigkeit, geringeren
Durchschnittseinkommen und fehlenden Massenkaufkraft zunächst zur
Kaufzurückhaltung führte.

Den bundesweiten Umsatzzuwächsen in den Ladengeschäften und Filialen des
Fleischerhandwerks standen im zurückliegenden Jahr jedoch zum Teil empfindliche
Umsatzeinbußen im Liefergeschäft an Anstalten, Betriebskantinen, gastronomische
Betriebe und den Einzelhandel gegenüber. Einrichtungen zur
Gemeinschaftsverpflegung hatten Rindfleisch zeitweise völlig von den Speiseplänen
verbannt und sind nach verstärktem Angebot fleischloser Alternativen erst auf
Druck der Gäste zeitverzögert wieder zur Normalität zurückgekehrt.

Die Preise für Fleisch und Fleischerzeugnisse, allen voran Schweinefleisch, sind
dem Mitte 2000 eingeschlagenen Trend folgend, bis zum Herbst 2001 weiter
angestiegen. Grund hierfür waren deutliche Verteuerungen des Rohstoffs und kräftig
nach oben gegangene Entsorgungskosten. Seit diesem Zeitpunkt tendieren die Preise
jedoch von Monat zu Monat wieder leicht zurück. Dieser Trend setzte sich auch zu
Beginn des laufenden Jahres fort. Übergreifend bleibt für die Warengruppe Fleisch
und Fleischerzeugnisse in 2001 dennoch eine Teuerungsrate gegenüber dem Vorjahr
von 7,9 Prozent festzuhalten.

Der Fleischverzehr in Deutschland pendelte 2001 aufgrund der krisenbedingten
Nachfrageausfälle zu Jahresbeginn insgesamt leicht zurück. Dabei konnte der
Rückgang bei Rind- und Kalbfleisch um 15 Prozent durch einen Verzehrsanstieg bei
Schweinefleisch und Geflügel nicht vollständig kompensiert werden. Zusammen
genommen standen im Jahresverlauf 5,0 Mio. Tonnen Fleisch frisch oder als
Verarbeitungsprodukte zum Verzehr bereit. Das entspricht 60,7 kg pro Kopf der
Bevölkerung und damit 700 g weniger als im Vorjahr.

Vor allem der um 1,5 kg auf 8,2 Kilogramm gesunkene Rind- und Kalbfleischverzehr
trug zu diesem allgemeinen Rückgang bei. Der Verzehr von Schweinefleisch hingegen
stieg wieder an, und zwar um 200 g auf 39,8 kg. Den stärksten Zuwachs konnte
Geflügelfleisch aufweisen. Mit 10,4 kg – das sind 1,1 kg mehr als vor
Jahresfrist – schob sich Geflügel damit erstmals auf den zweiten Platz in der
Rangliste.

Das Fleischerhandwerk ist derzeit mit 19.402 eigenständigen Unternehmen am Markt
präsent. Per Saldo aus 1.486 Neugründungen, darunter 600 Übernahmen bestehender
Betriebe, und 1.952 Betriebsschließungen bedeutete dies gegenüber dem
Vorjahreszeitraum einen Rückgang um 466 Betriebe. Entgegen ursprünglicher
Befürchtungen fielen die Betriebsschließungen in 2001 damit geringer aus als
erwartet und auch als in den beiden Vorjahren. Die vergleichsweise schnelle
Krisenbewältigung im Fleischerhandwerk zeigt sich auch daran, dass sich der
Betriebsrückgang fast ausschließlich auf die erste Jahreshälfte konzentriert.
Angesichts des in diesem Zeitraum sehr turbulenten Marktgeschehens dürften nicht
wenige Betriebsinhaber den ohnehin geplanten Ruhestand vorgezogen haben.

Demgegenüber erhielt die im Vorjahr noch stagnierende Filialisierung im
Fleischerhandwerk in 2001 wieder neue Impulse. Zum Jahresende wurden 11.401
fleischerhandwerkliche Filialen gezählt, das waren 219 mehr als im Jahr 2000.
Dabei wurden zunächst noch weitere Schließungen in der ersten Jahreshälfte durch
eine bundesweite kräftige Filialisierungswelle in der zweiten mehr als
ausgeglichen. Die vergleichsweise hohe Fluktuation bei den Filialen signalisiert
eine flexible Reaktion auf die veränderten Marktbedingungen.

Insgesamt war das Fleischerhandwerk damit mit 30.803 Verkaufsstellen am Markt
präsent. In den neuen Bundesländern überstieg die Anzahl der Filialen weiterhin
die der Stammgeschäfte. Das Fleischerhandwerk erzielte 2001 einen Gesamtumsatz von
17,5 Mrd. Euro. Trotz der positiven Entwicklung im Verkauf über die Ladentheke
konnte damit insgesamt das Umsatzergebnis im Vergleich zum Vorjahr lediglich
behauptet werden. Verantwortlich dafür sind vor allem die erst zeitverzögert
einsetzende Trendwende bei den Betrieben in den neuen Bundesländern,
Lieferausfälle an Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung und zeitweise
Nachfragezurückhaltung nach Dienstleistungen im Party- und Plattenservice sowie
Catering. Vom Gesamtumsatz entfielen 14,9 Mrd. Euro auf den Handwerksumsatz und
2,6 Mrd. Euro auf Handelswaren.

Die Ertragslage hat sich auf dem zuvor leicht abgesenkten Niveau weitgehend
stabilisiert. Der durchschnittliche Gewinn eines mittleren
Fleischer-Fachgeschäftes mit einem Jahresumsatz von 400.000 bis 750.000 Euro lag
in 2001 bei 6 Prozent vor Steuer. Im Jahresdurchschnitt waren in den Betrieben des
Fleischerhandwerks 184.300 Personen beschäftigt, einschließlich Inhabern,
mithelfenden Familienangehörigen und Auszubildenden. Gegenüber dem Vorjahr sind
dies 12.100 oder 6,2 Prozent weniger. Der Rückgang resultiert gleichermaßen aus
den Betriebsschließungen, einem rückläufigen Bestand an Auszubildenden und dem
anhaltenden Druck zur Ausschöpfung von Rationalisierungspotenzialen.

Information: Deutscher Fleischerverband (DFV), Kennedyallee 53, 60596
Frankfurt, Tel.: 069-633020, Fax: 069-63302150, E-Mail.

Links zum Thema Fleischwirtschaft.

 


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