Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 21.02.2002

NRW: NABU kritisiert Vertragsnaturschutz


Düsseldorf (agrar.de) - 'Aus unserer Sicht stellt der Vertragsnaturschutz nur ein
begleitendes Schutzinstrument dar, denn es gewährleistet keinen dauerhaften
Schutz', beschreibt Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW, die
bedeutung des Vertragsnaturschutzes.

Die Sicherung wertvoller Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten ist das
Hauptziel jeder Naturschutzarbeit. Zur Umsetzung stehen drei Instrumente zur
Verfügung: die Ausweisung zum Naturschutzgebiet, der Erwerb der Flächen durch das
Land, die Kreise oder durch Naturschutzorganisationen sowie der
Vertragsnaturschutz auf privaten Flächen. Hierbei dürfen Flächen nur nach
bestimmten Vorgaben bewirtschaftet werden. Nach Vertragsablauf könnten sich alle
Beteiligten neu überlegen, ob sie diesen verlängern wollten. Dies führe im
schlechtesten Fall dazu, dass jahrelang mit Mitteln des Landes finanzierte Flächen
für den Naturschutz verloren gingen, krisisiert der NABU.

So geschehen sei dies jetzt im Kreis Steinfurt. Der NABU beklagt hier im
Umfeld des Naturschutzgebietes Hüttruper Heide den Verlust von 38 Hektar
wertvollem Grünland. Die betroffenen Vertragsnaturschutzflächen wurden 13 Jahre
lang extensiv ohne Düngung vom Eigentümer bewirtschaftet. Der Kreis Steinfurt hat
dazu mit Unterstützung des Landes rund 650.000 DM an den Landwirt bezahlt. Zwei
Drittel der gepflegten Wiesen waren so wertvoll, dass sie nach § 62
Landschaftsgesetz als 'schutzwürdiges Biotop' eingestuft worden wären, hätte das
Landesamt für Ökologie, Boden und Forsten die für dieses Jahr vorgesehene
Untersuchung noch durchführen können. Der Eigentümer der Flächen hatte bereits
selbst die Ausweisung der Flächen als Naturschutzgebiet beantragt, um so eine
weitere Förderung über den Vertragsnaturschutz zu ermöglichen.

Doch nach Ablauf des Vertrages verweigerte der Kreis Steinfurt die Verlängerung.
Das Planungsamt sah im Rahmen der möglichen Ausdehnung des Gewerbegebietes südlich
vom Flughafen Münster/Osnabrück zukünftige Interessenskonflikte bezüglich der
Nutzung der bisher durch Vertragsnaturschutz gepflegten Flächen. Obwohl eine
solche Beanspruchung frühestens in 15 bis 20 Jahren erfolgen würde, lehnte der
Kreis Steinfurt eine Schutzgebietsausweisung strikt ab. Der betroffene Landwirt
sah sich aus wirtschaftlichen Interessen daher gezwungen, das bisher extensiv
genutzte Grünland in Acker umzubrechen.

'Es ist ein Skandal, dass mit Mitteln des Landes jahrelang Flächen für den
Naturschutz gepflegt und diese Bemühungen in wenigen Stunden zunichte gemacht
werden', so der Vorsitzende des NABU NRW. 'Der NABU wird alle ihm zur Verfügung
stehenden Mittel nutzen, um die Verantwortlichen für diesen Naturfrevel zur
Rechenschaft zu ziehen. Zumindest muss der Kreis die gezahlten 650.000 DM
Fördermittel an das Land zurückzahlen, so dass sie für andere Naturschutzzwecke
verwendet werden können.' Dabei hofft der NABU auf die Unterstützung des
Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, das
allein im Jahr 2000 rund 30.000 Hektar Fläche über Vertragsnaturschutz sicherte
und dafür 12,25 Millionen DM zur Verfügung stellte. 'Hier hat man sicherlich kein
Interesse daran, dass so ein Beispiel Schule macht' so Tumbrinck. 'Das Land NRW
sollte sich der Überzeugung des NABU anschließen, das erst Schutzgebietsausweisung
oder Flächenkauf eine dauerhafte Sicherung garantieren. Selbst wenn das Land die
Fördermittel vom Kreis Steinfurt zurückerhält, macht es keinen Sinn Flächen für
viel Geld pflegen zu lassen, wenn sie bei geänderter Interessenslage für den
Naturschutz dann doch verloren sind.'

Links zum Thema Landschaft und Natur,
Links zum Bundesland Nordrhein-Westfalen.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de