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@grar.de Aktuell - 15.02.2002

Gesellschaft ist auf gute Agrar- und Ernährungsforschung angewiesen

Sonnleitner: Finanzielle Grundlagen dürfen nicht geschwächt werden


Berlin (agrar.de) - Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV),
Gerd Sonnleitner, hat bei der Vorstellung der 'Bonner Erklärung' zur Zukunft der
Agrarforschung davor gewarnt, die finanzielle Grundlage der Agrar- und
Ernährungsforschung zu schwächen. Angesichts der gewaltigen Herausforderungen, die
mit der Bekämpfung des Hungers und mit steigenden Anforderungen im Verbraucher-,
Umwelt- und Tierschutz einher gehen, wäre es fatal, auf die Erkenntnisse der
Wissenschaft zu verzichten.

Sonnleitner: 'Aufgabe der Agrar- und Ernährungsforschung ist es heute,
mitzuhelfen, die Rohstoffvorräte der Erde für die Nahrungsmittelerzeugung und die
Produktion nachwachsender Rohstoffe nachhaltig zu nutzen.'

Die BSE-Krise oder das MKS-Desaster in England hätten gezeigt, dass die
Lösungskompetenz der Agrar- und Ernährungsforschung gebraucht werde. Die
Herstellung der Lebensmittel erfolge heute arbeitsteilig in der Agrar- und
Ernährungswirtschaft. Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit – ganz im
Mittelpunkt des aktuellen öffentlichen Interesses - müssten deshalb gemeinsam von
der gesamten Produktionskette getragen und von der Wissenschaft begleitet werden.
Produktqualität und Produktsicherheit erforderten mehr Wissen um biologische und
biochemische Zusammenhänge. Auch eine nachhaltige Ökoproduktion oder eine moderne
Ernährungsberatung seien ohne Wissenschaft nicht machbar.

Gerade die BSE-Krise habe auch deutlich gemacht, wie notwendig eine bessere
Forschungskoordination ist. Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn liege mit
ihrem Konzept vernetzter, konzentrierter und gebündelter BSE-Forschung richtig.
Nicht erst Krisen dürften aber Auslöser einer derartigen Forschungskoordination
sein. Gebraucht würden bundesländer- und grenzüberschreitende Kooperationsmodelle
und die Errichtung von Kompetenzzentren. Auch die Deutsche Forschungs-Gesellschaft
und andere maßgebende Institute dürften keinen Bogen um die Agrarforschung machen.

'Wir brauchen den intensiven Wissenstransfer zwischen den Forschungseinrichtungen
und den Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft und ihren
Beratungseinrichtungen', erklärte Sonnleitner. Die Ergebnisse der
Hochschulforschung und die Kompetenz der Wissenschaftler müssten für die
Entwicklung der Gesellschaft und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft noch
besser genutzt werden. Dazu sei der Dialog mit Praxis und Beratung und der
Personalaustausch auf allen Ebenen zu intensivieren.

Sonnleitner erläuterte anhand mehrerer Beispiele, welche positiven Auswirkungen
die Agrar- und Ernährungsforschung in der Vergangenheit hatte. Die Ergebnisse der
Agrarforschung führten neben einer kontinuierlichen Steigerung der Produktivität
zu stetigen Verbesserungen im Umwelt- und Tierschutz. Ohne die agrikulturchemische
Forschung wäre der Stickstoffhaushalt des Bodens für den Landwirt weiterhin eine
black box mit nicht abschätzbaren Folgen für Lebensmittelqualität und Trinkwasser.
Die Forschung habe dem Ackerbauer Kenntnisse über den komplizierten Jahresverlauf
des Stickstoffgehaltes in seinem Acker geliefert. Folge der daraus entwickelten
Düngungsstrategie: Seit 1985 seien die Stickstoff-Überschüsse um 35 Prozent
gesunken.

Ohne angewandte Agrarforschung wäre der satellitengestützte Einsatz von Düngung
und Pflanzenschutz nur eine Vision und keine Realität. Der technische Fortschritt
ermögliche es der Landwirtschaft, die Ammoniakbelastung der Luft bei der
organischen Düngung zu minimieren. Gezielte Fütterung in der Tierhaltung sorge
ebenfalls für ein Mehr an Umweltschutz. Sonnleitner: 'Dank der Forschung bei
Züchtung und Anbautechnik wachsen heute auf einem Hektar Winterweizen mit 100
Doppelzentner Ertrag etwa 75.000 Mischbrote á 1 Kilogramm. 1950 war dazu die
vierfache Fläche notwendig.'

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