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@grar.de Aktuell - 14.02.2002

Biotechnologie: Fischler fordert ein Ende der 'Konzeptlosigkeit'


Brüssel (agrar.de) - Franz Fischler, der für Landwirtschaft, Entwicklung des
ländlichen Raums und Fischerei zuständige Kommissar, wies in seiner Rede zum Thema
Biotechnologie, die er heute auf der AGRIBEX-Fachmesse in Brüssel
gehalten hat, darauf hin, dass Europa im Bereich der neuen Technologien ins
Hintertreffen geraten könnte. 'Europa fehlt es in Bezug auf genetisch veränderte
Organismen (GVO) an einer gemeinsamen Perspektive und einem gemeinsamen Ziel.
Gegenwärtig reagieren wir auf die Herausforderungen in diesem Bereich mit
Konzeptlosigkeit. Entscheidungen über ein so heikles Thema wie die Biotechnologie
dürfen nicht emotional getroffen werden.

Es ist höchste Zeit, dass Europa sich mit folgenden Fragen auseinandersetzt:
'Wollen wir genmanipulierte Lebensmittel überhaupt essen?' 'Stellen die GVO eine
Bedrohung für die Umwelt dar?' 'Kann die Verwendung von genetisch verändertem
Saatgut negative Folgen für andere Pflanzen haben?'

Diese Fragen sind auch Thema des unlängst vorgelegten Papiers über die Strategie
der Europäischen Kommission im Bereich Biowissenschaften und Biotechnologie.
(unsere Meldung)

Kommissar Fischler hob insbesondere die überaus wichtige Rolle der Verbraucher in
diesem Bereich hervor. 'Die Landwirtschaft ist heutzutage nachfragebestimmt, das
heisst, wir können unsere Produkte nur verkaufen, wenn die Verbraucher uns
vertrauen.' Fischler forderte eine Politik zum Schutz des konventionellen und des
biologischen Landbaus vor unbeabsichtigten GVO-Kontaminationen. 'Künftig müssen
konventionell wirtschaftende Betriebe dem Beispiel des biologischen Landbaus
folgen. Die Betriebe müssen die Produktions- und Vermarktungsketten voneinander
trennen, Mindestabstände zwischen den Feldern einhalten, aber auch die Aussaat von
genveränderten und nicht genveränderten Sorten zeitversetzt vornehmen', erklärte
er.

'Der Verbraucher muss frei zwischen genveränderten und nicht genveränderten
Produkten wählen können. Dafür brauchen wir eine gemeinschaftsweit einheitliche
Kennzeichnung. Allerdings bringt die einheitliche Kennzeichnung nichts, wenn es
uns nicht gelingt, genveränderte und nicht genveränderte Pflanzen auf den Feldern
zu trennen. Die Kommission hat bereits eine kohärente Strategie für das weitere
Vorgehen im Zusammenhang mit GVO vorgelegt, die zum Nutzen der Verbraucher auch
klare Kennzeichnungsvorschriften umfasst', fuhr Kommissar Fischler fort.

Aus Forschungsarbeiten geht hervor, dass die Situation je nach Kultur sehr
unterschiedlich ist. Bei Kartoffeln beispielsweise ergeben sich dadurch, dass
genveränderte und nicht genveränderte Pflanzen nebeneinander angebaut werden,
wegen der Schwellenwerte in den vorgeschlagenen Verordnungen keine besonderen
Schwierigkeiten. Bei Mais hingegen müssen die Anbaumethoden geändert werden, damit
das unbeabsichtigte Vorhandensein genetisch veränderter Pflanzen unter dem
Schwellenwert bleibt.

Bei der Saatgutproduktion von Ölraps ist möglicherweise sogar eine erhebliche
Änderung notwendig, was oft mit hohen Kosten verbunden ist. Daher ist ein Anbau
von genveränderten und nicht genveränderten Pflanzen auf benachbarten Feldern
sowohl aus technischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht schwierig.

Beim biologischen Landbau ist die Situation besonders schwierig. Einerseits
erwarten die Verbraucher in Europa, dass biologische Erzeugnisse völlig GVO-frei
sind, andererseits ist das unbeabsichtigte Vorhandensein genetisch veränderter
Pflanzen im biologischen Landbau in einigen Fällen wahrscheinlicher als im
konventionellen Landbau. Allerdings ist die Gefahr unbeabsichtigter
GVO-Kontaminationen im biologischen Landbau geringer, weil es hier bereits
getrennte Produktions- und Vermarktungsketten gibt.

Links zum Thema Biotechnologie.

 


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