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@grar.de Aktuell - 06.02.2002

Agrarwende bleibt stecken - ökologische Marktwirtschaft gefordert

Naturschutz kann Geld bringen


Müncheberg (agrar.de) - Neben allen Nachteilen hatte die BSE-Krise einen Vorteil:
sie gab den Anstoß für einen Richtungswechsel in der Agrarpolitik. Ökologische
Reformen wurden in Angriff genommen. Trotz ehrgeiziger Ansätze ist es jedoch
bisher zu keinen tiefgreifenden Veränderungen gekommen. Stattdessen droht die
Agrarwende stecken zu bleiben: in Lagerkämpfen zwischen Bauernverband,
Bundesverbraucherschutzministerium und den Landwirtschaftsministerien einiger
Bundesländer. Ursache des drohenden Scheiterns der Reformen sei ihre
Oberflächlichkeit - so die aktuelle Stellungnahme des Zentrums für
Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung (ZALF), Müncheberg. Es genüge
nicht, lediglich ökologischen Landbau stärker zu fördern und vorsorgenden
Verbraucherschutz anzustreben. Notwendig sei vielmehr der konsequente Einstieg in
die ökologische Marktwirtschaft.

'Naturschutzinteressen müssen nicht an der Intervention der Landwirtschaft
scheitern. Auch muss dabei die Landwirtschaft nicht der Verlierer sein', erklärt
Prof. Dr. Hubert Wiggering. Vielmehr ließen sich der Umweltschutz und die
Interessen der Landwirte durchaus miteinander vereinbaren. Tatsächlich könnten die
Bauern am Naturschutz sogar verdienen. Wer sagt denn, dass 'Windbrecher'
(Hindernisse, die quer zur Windrichtung gepflanzt werden, um die Bodenerosion
aufzuhalten) immer langweilige Hecken sein müssen? Hier sei Kreativität gefragt,
um Landschaft aktiv mitzugestalten. Auf diese Weise können Sonntagsausflügler und
Touristen angezogen werden, die die Region wirtschaftlich beleben.

Ein Beispiel für den kreativen Umgang mit Landschaft seien die Irrgärten,
die Landwirte in Mais- und Getreidefeldern anlegen und für die sie dann Eintritt
nehmen. Verstärkt werden sollte die Entwicklung attraktiver Landschaften, für
deren Besuch dann ein kleiner Betrag gezahlt wird. Generell wäre nach
Möglichkeiten zu suchen, mit denen Landwirte zusätzlich zur traditionellen
Produktion ihre Einkünfte aufbessern können.

In diesem Zusammenhang sollte das bestehende Fördersystem für Umweltleistungen
konsequent umstrukturiert werden, fordert Wiggering. An die Stelle einer
handlungsorientierten Förderung könnte dann eine Finanzierung treten, die am
Ergebnis orientiert ist. Zurzeit erhalten Landwirte beispielsweise Prämien, wenn
sie es vermeiden, Ackerrandstreifen mit Pestiziden zu besprühen. Dadurch soll die
Artenvielfalt bewahrt werden. In einer ergebnisorientierten Förderung würde die
gleiche Prämie erst dann vergeben, wenn die gefährdeten Arten wie Mohn- und
Kornblumen am Ackerrand wieder wachsen. 'Auf diese Weise muss der Landwirt sich
viel stärker an Qualitätsmerkmalen ausrichten,' meint Wiggering. 'Zahlungen
sollten nicht flächenorientiert erfolgen, sondern an den von der Gesellschaft
gewünschten Leistungen orientiert. Dann versucht der Landwirt seinen Anbau zu
optimieren und wird standortgerecht wirtschaften - das heißt im Einklang mit den
naturräumlichen Möglichkeiten.'

Weiterhin solle die Agrarwende eher mit Belohnungen statt mit Verboten angestrebt
werden. Die Honorierung ökologischer Aktivitäten sei wichtiger als Restriktionen.
Die Mittel hierzu könnten durch Umwidmung der Gelder des EU-Agrarhaushalts
bereitgestellt werden. Umweltleistungen wie die Luftreinhaltung, die
Grundwasserneubildung und der Erhalt der Vielfalt von Pflanzen und Tieren sollen
sich finanziell lohnen.

Der Bedarf nach einer staatlichen Regelung des Umweltschutzes werde um so
geringer, je konsequenter sich eine ökologische Marktwirtschaft entwickelt, bei
der der Anreiz zu ökologischem Verhalten im finanziellen Vorteil liege, meint
Wiggering.

Kontakt: Prof. Dr. Hubert Wiggering, Zentrum für Agrarlandschafts- und
Landnutzungsforschung (ZALF), Tel: 033432-82200, E-Mail.

Links zum Thema Förderung.

 


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