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@grar.de Aktuell - 08.01.2002

Rückblick 2001: Naturland zieht positive Bilanz


Gräfelfing (agrar.de) – Das Jahr 2001 war für den Ökologischen Landbau ein Jahr
des Umdenkens, des Aufbruchs und der rasanten Entwicklung. Diese positive Bilanz
zog Naturland jetzt im Jahresrückblick 2001. Der zweitgrößte Ökologische
Landbauverband Deutschlands begrüßte ausdrücklich die Maßnahmen der Politik, den
Ökologischen Landbau als Leitbild anzunehmen und zu fördern. Naturland sicherte
Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast Unterstützung bei der weiteren
Konzeptionierung und Implementierung von Maßnahmen zu.

Die wichtigsten Punkte des Jahresrückblicks:

Agrarwende

Die ersten konkreten Schritte zu einer Neuorientierung der Agrarpolitik in
Deutschland sind getan, werden von Naturland begleitet und unterstützt. Naturland
befürwortet die bereits eingeführten oder geplanten Maßnahmen im Rahmen der
Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) sowie der Modulation -
der nach der Größe des Betriebes gestaffelten Förderung – und des weiteren
insbesondere die Maßnahmen zur Förderung des Ökologischen Landbaus, zur
Vermarktung und zur Verbraucheraufklärung.

Bundesprogramm Ökologischer Landbau

Mit dem Bundesprogramm Ökologischer Landbau, das im vergangenen Jahr verabschiedet
wurde und für die Jahre 2002 und 2003 mit jeweils 35 Millionen Euro ausgestattet
ist, werden erhebliche Mittel für alle relevanten Bereiche zur Verfügung stehen,
um die Vorteile des Ökologischen Landbaus für den Bürger zu kommunizieren.
Naturland wünscht sich, dass Bundesministerin Renate Künast für die weitere
Entwicklung auch Mut zeigt gegenüber Brüssel und bei der Vergabe der Gelder. Bei
der Umsetzung des Bundesprogramms Ökologischer Landbau müssen neue Wege gegangen
und vor allem diejenigen einbezogen werden, die den Ökologischen Landbau seit
vielen Jahren entwickelt haben. Die Verbände des Ökologischen Landbaus haben das
Knowhow erfolgreich aufgebaut und sind bereit, es in die Entwicklung einzubringen.

Leitbild Ökologischer Landbau

Als äußerst positiv schätzt Naturland ein, dass im Jahr 2001 erstmals ein breite
Diskussion über das Leitbild der Landwirtschaft der Zukunft begonnen hat. Wie der
Verband seit Jahren u.a. in seinen 'Gräfelfinger Thesen' fordert, setzt sich
zunehmend die Erkenntnis durch, dass der Ökologische Landbau die
umweltschonendste, nachhaltigste und daher einzig zukunftsfähige Form der
Landbewirtschaftung ist. Dies gilt auch für die Wirtschaftlichkeit des
Ökologischen Landbaus. Ökolandbau ist ein ökonomisch erfolgreiches Agrarsystem,
das sich trotz aller Unkenrufe der vergangenen zwei Jahrzehnte für die Öko-Bauern
auf ihren Höfen täglich auszahlt, ihnen höhere Preise und Einkommen sichert. Der
ökonomisch Erfolg beruht auch auf der Tatsache, dass eine zunehmende Zahl von
Verbrauchern bereit ist, den Ökologischen Landbau durch den Kauf von
Öko-Lebensmitteln zu unterstützen und den Bauern den gerechten Ausgleich für ihre
aufwändige Arbeit zu lohnen. Eine wichtige Triebfeder dabei ist, dass der
Ökologische Landbau ein modernes Agrarsystem ist, das optimal die Umwelt, das
Klima und unser Wasser schützt. Neue Studien – u.a. im Auftrag des
Umweltbundesamts - haben dies im Jahr 2001 erneut eindrücklich belegt.

Sachliche Auseinandersetzung mit der Landwirtschaft

Naturland appelliert in diesem Zusammenhang dringend an den Deutschen
Bauernverband, seine Verweigerungshaltung gegenüber den notwendigen Reformen der
Landwirtschaft endlich aufzugeben, damit sich die Agrarwende hin zum Ökologischen
Landbau und zu einer umweltgerechteren konventionellen Landwirtschaft auf den
Höfen durchsetzt. Andernfalls läuft er Gefahr, auch entgegen der Interessen von
Mitgliedern - einem wachsenden Anteil Ökobauern und umweltgerecht wirtschaftenden
Betrieben zu handeln und gegenüber der breiten Öffentlichkeit gänzlich an
Vertrauen zu verlieren. Naturland fordert auch alle übrigen Agrarverbände und die
Agrarindustrie auf, ihre bisherige Ablehnung aufzugeben, ihren Einfluss geltend zu
machen und sich an einem konsensorientierten Umbau der deutschen und europäischen
Landwirtschaft zu beteiligen. Desgleichen erwartet Naturland auch von den
derzeitigen Oppositionsparteien im Deutschen Bundestag eigene konstruktive und
zukunftsorientierte Ansätze zur Entwicklung von Landwirtschaft und
Lebensmittelwirtschaft in Deutschland und nicht nur Kritik an der Linie der
Bundesregierung.

Marktentwicklung

Die Wachstumsdynamik des Marktes für ökologische Lebensmittel ist nach Angaben der
Naturland® Zeichen GmbH von einer nachhaltigen Steigerung geprägt. Nachdem die
Naturland® Erzeuger und Verarbeiter - bedingt durch die BSE-Krise - für das 1.
Quartal 2001 Rekordumsätze mit Steigerungen bis zu 50 Prozent melden konnten, ließ
diese überhitzte Nachfrage im Laufe des Jahres wieder nach. Die Umsätze mit
Öko-Fleisch, -Milch, -Eiern, - Molkereiprodukten und dem Öko-Trockensortiment
stabilisierten sich auf einem deutlich höheren Niveau. Jahresbereinigte
Umsatzzuwächse liegen je nach Produktgruppe zwischen 10 und 30 Prozent. Ein
Trendartikel mit rasanter Absatzentwicklung ist nach wie vor haltbare Bio-Milch
ebenso wie Öko-Fisch.

Wachstum bei Umstellung auf Ökologischen Landbau

Im Jahr 2001 erhielt der Verband so viele Anfragen von umstellungswilligen
Landwirten wie noch nie zuvor in der Verbandsgeschichte. Sowohl die Zahl der
Neu-Umsteller als auch die neu umgestellte Fläche weist für das Jahr 2001 ein
Wachstum von über 20 Prozent auf. Naturland hat sich auf das prognostizierte
Wachstum eingestellt und sucht dringend weitere Erzeuger, die auf den Ökologischen
Landbau umstellen wollen. Umsteller werden in den Regionen betreut und kompetent
beraten. Besonders hohe Zuwachsraten verzeichnete die Naturland® Zeichen GmbH bei
den Verarbeitern. Der Zuwachs an neuen Verarbeitern, die sich 2001 für eine
Partnerschaft mit Naturland entschlossen haben, liegt bei knapp 20 Prozent.

Naturland international

Auch die Nachfrage nach von Naturland zertifizierten Produkten aus weltweiter
Erzeugung hat in 2001 entsprechende Umsatzzuwächse erzielt. Naturland ist
mittlerweile in 28 Ländern der Welt tätig und hat
international 30.000 Mitglieder. Insbesondere als Zertifizierer von Öko-Kaffee
konnte Naturland seine international führende Stellung weiter ausbauen. Besonders
positiv wirkte sich hier der Umstand aus, dass Naturland als einziger deutscher
Öko-Verband im Rahmen seiner Qualitätssicherung durch den Weltdachverband IFOAM
(International Federation of Organic Agriculture Movements) und gemäß DIN 45011
(ISO 65) akkreditiert ist. Im Jahr 2001 hat Naturland erfolgreich seine erste
Re-Evaluierung durch die IFOAM bestanden. Das vom Weltdachverband des Ökologischen
Landbaus beauftragte Akkreditierungsunternehmen IOAS hat sein 'Certificate of
Accreditation' bislang an 18 Organisationen weltweit vergeben.

'Bio-Siegel'

Naturland begrüßt die Einführung des staatlichen 'Bio-Siegels' zur einheitlichen
Kennzeichnung aller Öko-Produkte. Naturland sieht gute Chancen, dass dieses
Zeichen - wenn es wie geplant mit Nachdruck im Markt und beim Verbraucher bekannt
gemacht wird - dazu betragen wird, dass der Markt von Ökolebensmitteln zusätzliche
Wachstumsanteile gewinnen kann. Kritik übt der Verband weiter an der
Richtlinienbasis auf EU-Niveau, an der vorgesehenen Platzierung und zugelassenen
Größe des 'Bio-Siegels' auf Lebensmitteletiketten. Naturland wird – wie in der
Konzeption des 'Bio-Siegels' von Renate Künast vorgesehen - weiterhin dem
Verbraucher die Qualitätsunterschiede der Produkte mit dem Naturland® Zeichen
vermitteln.

BSE

Mehr als ein Jahr ist vergangen, seit der erste BSE-Fall am 24.11.2000 in
Deutschland publik wurde. Vielen Verbrauchern und Politikern führte diese
Nachricht drastisch vor Augen, dass der Verbraucherschutz sowie eine umwelt- und
tiergerechte Lebensmittelproduktion bis dahin stark vernachlässigt worden waren.
Angesichts von mehr als 120 BSE-Fälle bei Rindern allein in Deutschland fordert
Naturland, dass die eingeleiteten Schutzmaßnahmen keineswegs gelockert werden
dürfen. Sie müssen europaweit fortgeführt und noch weiter verbessert werden.
Weitere Änderungen in der Agrarpolitik und die Agrarwende hin zum nachhaltigen
Ökologischen Landbau, der umweltgerecht arbeitet, den Tierschutz berücksichtigt
und sichere Lebensmittel erzeugt, hält Naturland für unabdingbar.

Links zum Thema Bio-Verbände.

 


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